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«Pro Wald» macht sich stark gegen Raubbau

Von Sabine Wesner 15.05.2008, 18:44

Wittenberg/MZ. - Der studierte Forstingenieur im Ruhestand stellte sich am Mittwoch in Piesteritz als der neue Sprecher der kürzlich gegründeten Bürgerinitiative "Pro Wald" (BI) vor. In ihr haben sich Jäger, Forstleute, Waldbesitzer und Naturfreunde zusammengefunden. Viel zu oft würden die Menschen mit Halb- oder Unwahrheiten abgespeist. Im Hintergrund stünden monetäre Interessen wie zum Beispiel der Holzverkauf oder aber Projekte wie das Holzkraftwerk. "Wenn hier die Verantwortlichen behaupten, dass die Holzverbrennung CO-neutral ist, ist das entweder die Lüge des Jahrhunderts oder die Verantwortlichen haben sich geirrt. Denn der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxyds ist nämlich nur neutral, so lange ein Gleichgewicht herrscht. Das heißt, wenn es genügend Wald gibt, der das CO aufnimmt und in Sauerstoff umwandelt", erklärt der 72-Jährige. "Gerade in Sachsen-Anhalt ist das schon lange nicht mehr der Fall", macht Jahn deutlich. Mit einer Waldfläche von 24,1 Prozent - der Bundesdurchschnitt liegt bei 30 Prozent - liege Sachsen-Anhalt bundesweit an letzter Stelle. "Und täglich verschwinden allein in unserem Bundesland weitere acht Hektar Waldfläche, bundesweit sind es sogar 100 Hektar", spricht der Forstfachmann von einem CO-Überschuss von zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren und von einer Diskrepanz, der dringend Einhalt geboten müsse. "Schuld an der Misere sind unsere Politiker. Wenn sie nur von erneuerbaren Energien hören, werden sie euphorisch", sagt Karl-Heinz Löwe. "Laut dem neuen Erneuerbare-EnergienGesetz werden Biomassekraftwerke gefördert, für die ganze Wälder abgeholzt werden, ohne dass die Kahlschläge wieder aufgeforstet werden", warnt das BI-Mitglied vor einem Raubbau, der immer dramatischere Ausmaße annehme.

Das bestätigt auch Rudolf Gürth. "Laut Gesetz braucht nicht nachgeforstet zu werden, wenn ein Drittel des Baumbestandes stehen bleibt, doch das reicht nicht aus, um die Bestände zu erhalten", weiß der Waldbauer aus Thießen. "Es ist ungeheuerlich, was in Sachsen-Anhalt mit dem Wald passiert", will sich auch Heiner Friedrich List für ein neues Waldgesetz engagieren.