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Oma hat immer noch das Sagen

Von H.-DIETER KUNZE 09.02.2011, 19:47

MÜGELN/MZ. - Es ist zu einer festen Tradition geworden, jedes Jahr im Winter: das Schlittenhunderennen durch die Glücksburger Heide im Raum Mügeln. Initiatorin war auch diesmal Gisela Bebert aus Welsickendorf im Landkreis Teltow-Fläming. Sie ist begeisterte Züchterin von Siberian Huskys, vor allem aber von Alaska-Malamuten, der tierischen Verwandtschaft der Wolfsnachfolger.

Natürlich war sie mit am Start am Verkehrslandeplatz der Fläming Air GmbH in Zellendorf anzutreffen. Als Musher, so heißt der Schlittenhundelenker, steigt sie allerdings nicht mehr auf den Schlitten, der in diesem Fall mit Rädern ausgestattet war, mangels Schnee. Ihre Leidenschaft hat Gisela Bebert ihrer Tochter Ines sozusagen in die Wiege gelegt. Deren Tochter Joana ist ebenfalls ein begeisterter Musher und förmlich vernarrt in die Tiere, die erst bei tiefen Minustemperaturen ihre volle Leistung entfalten. Heiße Sommer sind für Huskys und Malamuten nämlich ein wahrer Gräuel.

Tiere wollen aufbrechen

Es war kaum auszuhalten am Startplatz. Die Tiere jaulten um die Wette: Bloß endlich raus auf die Strecke! Aber zunächst war da das Anschirren und Vorspannen ans Zugseil vor dem Wagen. Der musste gesichert werden mit einer Leine am Heck. Per Vorschlaghammer wurde ein stählerner Pflock in den Boden getrieben und daran das Halteseil befestigt. "Wenn das nicht tief genug eingerammt ist, zerren es die Hunde raus und fort sind sie", schilderte Joana Bebert ihre Erfahrungen. Vieles hat sie ihrer Oma zu verdanken und sagte respektvoll: "Meine Oma hat immer noch das Sagen bei solchen Rennen."

Fünf Gespanne gingen an den Start. Das längste davon war eine Zehnergruppe von Malamuten und Huskys, gesteuert von Ines Bebert. Ein weiteres Fünfergespann schickten die Welsickendorfer mit Joana als Musher auf die Piste. Jedem Rudel voran läuft das Leittier. Meist sind es "Hundedamen". "Vorgespannt werden nur die intelligentesten Tiere, die ,Doofen' traben immer hinterher", erläuterte Gisela Bebert lachend. Endlich, das Spannseil wurde vom Pflock gelöst, und die wilde Hatz vom Flugplatz in Richtung Glücksburger Heide konnte losgehen.

Schon auf den ersten Metern musste ab und an die "Erdbremse" gezogen werden, um die temperamentvollen Tiere im Zaum zu halten. Auf geeigneten Pisten erreicht ein Husky-Gespann immerhin eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern. Die Überfahrt über die Landesstraße zwischen Mügeln und Oehna war abgesichert. Dann ging es über die Dahmsche Straße Richtung Heimateiche und kurz davor über einen freigegebenen Weg im Sperrgebiet zum so genannten Russenwinkel. Von da aus war es nicht mehr weit zurück zum Zellendorfer Verkehrslandeplatz.

Zwei Tage auf Tour

Zwei Tage lang konnten Malamuten und Huskys sich austoben. Umso fester schliefen sie in ihren Kojen in umgerüsteten Campingwagen. Sogar Beberts 15 Hunde passten in ein solches Gefährt. "Übernachten in Welsickendorf?" "Bloß nicht", meinte Gisela Bebert. Schließlich gehörten die gemütlichen Runden am späten Nachmittag und am Abend fest zum Ritual der Rennen in Zellendorf und der Glücksburger Heide.