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Bücher aus Sachsen-Anhalt Neues Buch mit Ansichten von Wittenberg: Warum es die Menschen zum Staunen bringt

Ein neues Buch mit Druckgrafiken aus der Sammlung Roland Lieder zeigt historische Ansichten von Wittenberg. Wie es zum Schauen und Staunen verführt.

Von Carla Hanus 28.04.2024, 11:00
Roland Lieder (links) und Peter Fasbender fachsimpeln über die dem Buch beigefügten seltenen „Dilich-Stiche“ aus vier Himmelsrichtungen.
Roland Lieder (links) und Peter Fasbender fachsimpeln über die dem Buch beigefügten seltenen „Dilich-Stiche“ aus vier Himmelsrichtungen. (Foto: Mario Dittrich)

Wittenberg/MZ. - Auf den ersten Blick wirkt es schlicht, dezent. Das Titelbild des Buches „Historische Ansichten von Wittenberg“ im A4-Hochformat ist überwiegend in Cremeweiß gehalten mit dem schwarzen Titelaufdruck, zu dem noch der Zusatz „Die Sammlung Roland Lieder“ gehört. Mittig wird – wie der Titel verspricht – eine historische Ansicht aus der Stadt präsentiert, farbig.

Wer so animiert zu blättern beginnt, wird seine Blicke nicht mehr so schnell losreißen können. Das Buch enthält eine wunderbare Vielfalt an Kupferstichen, Lithografien, Holzstichen und Zeichnungen, oft koloriert. Aber auch ein Aquarell, eine Radierung und ein Ölgemälde sind zu finden. Von Seite zu Seite wirkt das Buch edler und ein wenig Respekt zollend.

Prägnant und markant

Mit diesen Abbildungen, deren Originale meist im 19. Jahrhundert entstanden sind, kann der Betrachter durch Wittenberg wandeln, sich prägnante Gebäude und markante Plätze anschauen, diese mit deren heutigem Aussehen und Zustand vergleichen und so in die Geschichte der Stadt eintauchen. Mehrfach offeriert das Buch einen doppelten Blick auf Haus und Gegend. Auf gegenüberliegenden Seiten sind zum Beispiel Lithografien zu sehen, die sich – flüchtig angeschaut – nur in der Farbigkeit zu unterscheiden scheinen. Doch dann schweift der Blick von einer zu anderen Seite. Es ist wie bei den Rätselbildern, bei denen Unterschiede/Fehler zu finden sind. Denn die finden sich tatsächlich! Und im Bildtext folgt die Erklärung, warum das so ist. Wobei meist nur wenige Erläuterungen zu den Abbildungen gegeben werden. Die Bilder an sich sollen wirken. Sie tun es.

„Das Bücherangebot über die Lutherstadt Wittenberg ist um eine neue feine Publikation reicher“, freut sich Mario Dittrich, dessen Drei-Kastanien-Verlag die Herstellung des Buches übernahm und der den Herausgeber Roland Lieder unterstützte. Der Sammler und stadtbekannte Antiquitätenhändler Lieder habe wieder einmal sein Archiv geöffnet und lasse Interessierte an seinen Schätzen teilhaben, freut sich Dittrich über die Zusammenarbeit und deren sehenswertes Ergebnis.

Immer weitere Funde

Nachdem 2018 der erste Band der „Historischen Ansichten von Wittenberg – Die Sammlung Roland Lieder“ erschien, welcher gleichzeitig als Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Alten Rathaus vom Oktober 2018 bis Januar 2019 diente, ist nun der neue Band im Buchhandel erhältlich. Dieser trägt dann auch die Zahl 2, während der erste nicht mit 1 beziffert war. Roland Lieder löst das in seinem Vorwort zum neuen Band selbst auf. Er habe vor fünf Jahren nicht geglaubt, dass ihn die Sammelleidenschaft von Druckgrafiken zu Wittenberg noch einmal so fordern würde. Immer wieder habe er „nach intensiver Suche, bei Antiquaren und auf Auktionen, einzelne mir bis dahin völlig unbekannte Sammlerstücke“ gefunden. „Ich war so fasziniert von den neuen Bildern, dass ich mich entschloss, auch diese neu erworbenen Lithografien, Kupferstiche, und andere Arbeiten wiederum einem breiten Publikum zur Ansicht zu geben.“

Angesichts des Buches eine wunderbare Entscheidung! Denn die Auswahl der Druckgrafiken „zeigt die Stadt – weil immer aus künstlerischer Sicht – in oftmals unbekannten Facetten“, wie Verleger Dittrich es treffend beschreibt.

Mit einem Plus

Besonders stolz ist Roland Lieder auf die vier beigelegten Arbeiten aus der Hand von Meister Wilhelm Dilich (1571/72-1650), der 1589 als Student an die Wittenberger Universität gekommen war. Dilich gehört zu den bekanntesten Künstlern seiner Zeit und gilt als visueller Chronist seiner Zeit, was die Darstellung von Stadtansichten und Topographien betrifft. Seine „Porträts“ von Wittenberg sind so filigran gezeichnet, „dass es erforderlich wurde, sie großformatig zu reproduzieren um dem feinen Strich ,gerecht’ zu werden“, beschreibt Mario Dittrich die Entscheidung als Verleger.

Wobei Herausgeber Lieder sich besonders freut, dass Dilich damals Wittenberg aus allen vier Himmelsrichtungen „portraitiert“ hat. Dagegen kommen so große Städte wie Dresden nur auf drei, Leipzig sogar nur auf zwei Zeichnungen aus dessen Hand. „Historische Ansichten von Wittenberg“, Band 2, ist ein Buch für Muße, für stille Freude, für ein Immer-Wieder-Reinschauen und für Neues-im-Alten-Entdecken. Blick für Blick.

Erhältlich ist „Historische Ansichten von Wittenberg - Die Sammlung Roland Lieder“, Band 2, im Buchhandel oder im Antiquitätengeschäft Lieder, 29 Euro, ISBN 978-3-942005-87-6