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Leben mit eigener Kalkulation

16.04.2007, 17:22

Wittenberg/MZ/sho. - Auf einer gut besuchten Tagung der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt am Wochenende zeigte Frau Mändle gemeinsam mit Studienleiter Thorsten Moos Möglichkeiten und Grenzen eines selbstbestimmten Lebens mit Hilfe des Persönlichen Budgets auf. Dieses ermöglicht es Betroffenen, Geld statt Sachleistungen ausgezahlt zu bekommen, mittels derer sie selbst passgenau die von ihnen benötigten Leistungen einkaufen können. Seit 2004 gibt es das Persönliche Budget in Sachsen-Anhalt als Modellprojekt. Doch die Inanspruchnahme ist mit hohen bürokratischen Hürden verknüpft, wie Anett Melzer aus leidvoller Erfahrung weiß. "Lassen Sie sich nicht entmutigen, haken Sie immer wieder nach und gehen Sie das Ganze am besten nicht allein an", gibt die Hallenserin, seit kurzem mit Persönlichem Budget ausgestattet, Interessierten mit auf den Weg.

Wer den Ausführungen von Veronika Mändle zu den rechtlichen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik lauscht, ahnt, was mit dem Rat gemeint ist. Von einer "Dauerbaustelle Sozialgesetzgebung" spricht die Sachverständige. Darüber hinaus beschreibt sie die Haltung von Trägern und auch sozialen Dienstleistern im Hinblick auf die Umsetzung des Persönlichen Budgets als zumindest zögerlich. Das von der Idee des Persönlichen Budgets - trotz alledem - eine große Faszination ausgeht, zeigt nicht allein der Andrang in der Akademie. Hannelore Scheuer aus Jessen ist nach den Ausführungen fest entschlossen, das Persönliche Budget für ihre Tochter Karin durchzusetzen. "Sie hat ein Recht darauf", findet sie. Der Modellversuch läuft Ende des Jahres aus. Ab Januar 2008 besteht dann ein Rechtsanspruch.