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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Die Heide ruft und fasziniert

Von HENRIK KLEMM 08.08.2010, 20:49

ORANIENBAUM/MZ. - Die wohl wichtigste Nachricht hatte sich Birgit Felinks für das Ende der fast vierstündigen Exkursion durch die Oranienbaumer Heide aufgehoben. Beim Landesverwaltungsamt in Halle habe die Hochschule Anhalt finanzielle Unterstützung beantragt. Das Land soll helfen bei der Suche nach Munition im Naturschutzgebiet und sich an der Beräumung der explosiven Hinterlassenschaften des einstigen Truppenübungsplatzes beteiligen, sagte die Professorin.

Zuvor habe es Gespräche mit den umliegenden Gemeinden gegeben, seien Wege, die gesichert werden sollen, ausgewählt worden. Auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt Naturerbe GmbH als baldiger Eigentümer der Flächen (die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen) habe signalisiert, Mittel zur Beräumung der Wege zur Verfügung zu stellen.

Birgit Felinks ist optimistisch, dass dem Antrag Erfolg beschieden sein wird. Sie hofft, dass Interessierte sich künftig selbständig an der Heide erfreuen und sich ebenso vom Projekt, das die halb offene Weidelandschaft mit ihrer typischen Flora und Fauna auf dem ehemaligen Militärgelände erhalten soll, überzeugen können.

So weit war es am Sonnabend jedoch noch nicht. Noch gilt die Gefahrenabwehrverordnung, bedarf ein Betreten des Geländes einer Genehmigung. Und so nutzten fast 100 Naturliebhaber die Gelegenheit, sich der von der Hochschule Anhalt organisierten Wanderung anzuschließen. Los ging es in Gruppen, denen Experten für alle relevanten Fachgebiete angehörten.

Eines wurde rasch deutlich, es ist den Heckrindern und Konikpferden, die nun schon fast zwei Jahre das Gelände beweiden, gelungen, dem Wildwuchs von Kiefern, Birken und Zitterpappeln, aber auch dem der Spätblühenden Traubenkirsche, Einhalt zu gebieten. Die Besenheide verjüngt sich, wenn sie auch am Wochenende noch nicht in Blüte stand.

Genau wegen dieser Effekte konnten die Experten Tiere und Pflanzen vorstellen, die eben nur unter solchen Bedingungen existieren können. Die Sandstrohblume gehört dazu, dass Sprossende Nelkenköpfchen oder die Rundblättrige Glockenblume. Zu jeder Pflanze wussten die Fachleute Interessantes zu erzählen. Christian Koppitz beispielsweise, er studiert Naturschutz an der Hochschule Anhalt, war ganz verzückt als er einen Heidegrashüpfer in der Hand hielt. In Schleswig-Holstein, seiner Heimat, komme der wegen der kühleren Temperaturen selten vor, erzählte er. Für ihn erwähnenswert war auch die Ödlandschrecke, eine Heuschrecke mit "Überraschungseffekt", die beim Öffnen ihrer Flügel eine himmelblaue Färbung erkennen lässt. Dies, so Koppitz, erschrecke Vögel und bringe dem Insekt die nötige Zeit, um zu flüchten. Ohne Beweidung hätte Koppitz sie nicht fangen können, wäre sie längst verschwunden gewesen.