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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Zur Stelle, wenn's brennt

Von KARINA BLÜTHGEN 16.11.2011, 19:05

WITTENBERG/MZ. - Die Arbeit in der Feuerwehr und als Sicherheitsinspektor hat Hans-Jürgen Langrock viele Jahre seines Lebens hindurch begleitet. Und auch nach seinem 65. Geburtstag, den er kürzlich gefeiert hat, wird der Schreibtisch im Büro daheim nicht verwaist bleiben. Verwaltung, Schulung, Vereinstätigkeit darf der Hauptbrandmeister weiterhin machen - "nur nicht mehr der aktive Einsatzdienst bei der Feuerwehr, so ist die Gesetzeslage", sagt er.

Langrock engagiert sich in zwei Vereinen. Zum einen ist er seit 20 Jahren Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbandes Wittenberg, zum anderen ist er Schriftführer des Feuerwehrvereins Pratau und unterstützt dort die Feuerwehrarbeit als Sicherheitsbeauftragter. Wie viele Stunden er wöchentlich für das, woran sein Herz hängt, aufbringt, hat er nie aufgeschrieben. Der Landesfeuerwehrverband hat sein Ehrenamt im vorigen Jahr mit dem Ehrenkreuz in Bronze gewürdigt. Auch für die Feuerwehr-Unfallkasse Magdeburg ist Langrock tätig. Für all das hat ihn Thomas Kummer, Ortswehrleiter in Pratau, als "Helfer mit Herz" vorgeschlagen.

Hans-Jürgen Langrock war davon völlig überrascht. Die Arbeit in Führungspositionen, ob im Beruf oder Ehrenamt, ist ihm schließlich nicht fremd. Geboren wurde er in Leipzig, erlernte den Beruf des Betriebseisenbahners. Und das nicht von ungefähr. "Ich habe als Kind eine Modelleisenbahn geschenkt bekommen. Die Bahn hat mich immer fasziniert", verrät er. Als Rangierer, Stellwerksmeister, Fahrdienstleiter hat er gearbeitet, absolvierte dann ein Studium zum Eisenbahnbetriebsingenieur. Dabei lernte er seine spätere Ehefrau Ulrike kennen und zog nach Wittenberg. Sechs Jahre arbeitete er ab 1972 in Wittenberg als Schichtleiter. "Es stand damals das Problem des Brandschutzes an, von dem ich noch keine Ahnung hatte. Also übernahm ich den Posten des Brandschutzverantwortlichen, machte Lehrgänge und baute auch die Löschgruppen auf Bahnhöfen mit auf", erzählt er. Sein zweites Studium in Magdeburg galt folgerichtig dem Brandschutz, als Ingenieur arbeitete er von 1983 bis 1985 bei der Direktion Halle.

In diesen Jahren hat Langrock viele schöne, aber auch schlimme Dinge erlebt. Über letztere mag er nicht reden, da waren schwere Unfälle dabei und so manche harte Diskussion mit DDR-Oberen, wenn es um die Freigabe von Strecken und die Sicherheit der Kameraden vor Ort ging. Das mag einer der Gründe gewesen sein, warum Langrock zum Apparate- und Chemieanlagenbau (ACA) nach Reinsdorf wechselte. Dort kümmerte er sich erneut um Brandschutz und Bahnanlagen. "Wir hatten eine gute Betriebsfeuerwehr mit 42 Leuten", erinnert er sich. Diese, die Wittenberger Berufsfeuerwehr und die freiwillige Feuerwehr Zahna hoben 1990 den Kreisfeuerwehrverband Wittenberg aus der Taufe.

Nach einer kurzen privatwirtschaftlichen Station bewarb sich Hans-Jürgen Langrock 1992 im Paul-Gerhardt-Stift und wurde dort Sicherheitsinspektor. Seit Ende 2008 befindet er sich in der Ruhephase der Altersteilzeit. Doch von Ruhe im Alter ist bis heute bei ihm keine Spur. Nicht missen möchte er die Tätigkeit in der Feuerwehr Pratau, wo er seit 1990 Mitglied ist und sein Fachwissen bei Schulungen einbringt. "Die Truppe dort ist in Ordnung", findet er. Dazu kommt die inzwischen zweite Legislaturperiode in der Vertreterversammlung der Feuerwehr-Unfallkasse. Dort wie auch im Kreisfeuerwehrverband liegen ihm die sozialen Belange der Mitglieder am Herzen, sagt er.

"Einmischen" will er sich, und wer Hans-Jürgen Langrock kennt, weiß, dass er in fachlichen Dingen ein durchaus hartnäckiger Diskussionspartner sein kann. Bei der Feuerwehrunfallkasse sind es die finanziellen Unterstützungen und Hilfen bis hin zur Hinterbliebenen-Unterstützung, die oft zusätzlich zur übrigen Kassenleistung gewährt werden. Im Kreisfeuerwehrverband kommt die eine oder andere Diskussion mit kommunalen Vertretern auf, wenn es um Ausrüstung und Sicherheit der Feuerwehrleute geht, an denen oft genug die Gesundheit im Einsatzfall der Feuerwehrleute hängt.

Langrock weiß, dass an den Aufgaben, die er übernimmt, eine gewisse Verantwortung hängt, und das nicht für ihn allein. "Man sieht mit Schrecken, dass sich immer weniger Leute finden, diese Positionen zu besetzen", bedauert er, weiß aber auch, dass es nicht reicht, einfach nur eine Funktion zu haben. "Da muss man dann auch dahinter stehen, sonst nützt es keinem." Rückblickend ist er zufrieden mit dem, was er bisher bewegt hat. "Ich habe von Anfang an immer das getan, was mir Spaß gemacht hat", sagt Hans-Jürgen Langrock über sich selbst. Solange die Feuerwehr ruft, wird er die Modelleisenbahn und sein Keyboard unbenutzt stehen lassen. Zum Beispiel für den Pratauer Kindergarten, der am Freitag bei der Feuerwehr Pratau zu Gast war. Da gilt dann alle Aufmerksamkeit dem Feuerwehr-Nachwuchs, auch die von Hans-Jürgen Langrock.