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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Sachsen präsentieren Paul-Gerhardt-Lieder

Von Ulf Rostalsky 29.11.2011, 18:49

Gräfenhainichen/MZ. - Sicher nicht allein, um Musik zu hören, wie Kirchenbezirks-Mitarbeiter Hartmut Lutze glaubt. Auch Besinnung und Stille zählen für ihn in der Adventszeit. "Sie stellen sich die Fragen: Was habe ich erreicht? Wo möchte ich hin?" Nachdenken über das Leben komme mit dem Wunsch daher, aus dem Hamsterrad des Alltags auszubrechen, innezuhalten und anderen eine Freude zu machen.

18 Mal in Folge haben sich die Chormitglieder der Neuapostolischen Gemeinde genau diesen Vorsatz auf die Fahnen geschrieben. Am Sonntag überließen sie anderen Sängern das Feld. "Wir wollten etwas Anderes, Neues und haben deshalb Kontakt zum Kammerchor des Kirchenbezirks Torgau aufgenommen", bestätigt der Gräfenhainichener Gemeindevorsteher Olaf Schönknecht.

Die Sachsen sollten zusammen mit einer Handvoll Musiker aus Coswig Adventsstimmung verbreiten. So, wie es die Gräfenhainichener garantiert beim Jubiläumskonzert im kommenden Jahr wieder machen werden. Von künstlerischer Auszeit und Abwechslung fürs lieb gewonnene Publikum spricht Olaf Schönknecht.

Aber auch davon, dass der Gemeindechor die Noten nur vorübergehend aus der Hand gelegt habe. Im Frühjahr, aber ganz sicher zum Osterfest, werde es wieder ein Konzert mit den Gräfenhainichenern geben.

Der Kammerchor aus Torgau hat einen Namen in der Musikszene. Ist anerkannt für gesangliche Leistung wie ein umfangreiches Repertoire. "Uns gibt es schon seit 28 Jahren", erzählt Dirigent Bernd Danke.

Erfahrung auf der Bühne paart sich mit musikalischer Sicherheit. Die Sachsen bringen Händel nach Gräfenhainichen, sparen nicht mit dem in der Heidestadt geborenen Paul Gerhardt. Sie setzen aber auch aufs Neue. "Man staunt, was Komponisten aus der heutigen Zeit für schöne Werke hervorbringen." Danke ist angetan vom Engländer Colin Mawby. "Öffnet euch weit, ihr Tore, weit!" Die Hymne hat Mawby erst 2009 zu Papier gebracht. Das Neue steht dabei nicht einmal im starken Kontrast zu den altbekannten Weisen. Alle Stücke, die der Kammerchor ausgewählt hatte, tragen ein festliches Kleid, sind dennoch besinnlich und stimmen auf die Weihnachtszeit ein. "Joy to the World", stammt aus Georg Friedrich Händels Feder. Freude der Welt ist mehr als Liedzeile. Es ist Botschaft im Advent. Aufforderung zum Nachdenken, Vorfreude auf das Fest. "Kommt und lasst uns Christus ehren". Die Torgauer verbeugen sich vor Paul Gerhardt, dem großen Gräfenhainichener Sohn.

"Nun singet und seid froh", schrieb schließlich Colin Mawby. Hunderte Jahre liegen zwischen beiden Männern. Die Botschaft ist gleich.

"Wir spannen den Bogen bewusst sehr weit", erklärt Bernd Danke. Sein Chor würde eine musikalische Brücke bauen wollen - von der Klassik bis in die Moderne. Das Experiment gelingt. Zuhörer applaudieren. Ganz egal, ob "Stille Nacht, heilige Nacht" erklingt oder "Ein zartes Licht beglänzt die Nacht" fürs Hier und Heute steht. "Ein Erlebnis", hatte Olaf Schönknecht versprochen. Ein weiteres Erlebnis kündigt er fürs nächste Jahr an. Dann stehen die Gräfenhainichener zum 20. Adventskonzert auf der Bühne - allein. Aber ganz sicher wieder vor Dutzenden Zuhörern.