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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Mit GPS geht es zurück zur Natur

15.09.2011, 16:24

GRÄFENHAINICHEN/MZ/UR. - "Das hat in Nordrhein-Westfalen wirklich eingeschlagen wie eine Bombe." Rainer Schulze will das Rad nicht neu erfinden und sich auch nicht mit fremden Federn schmücken. Der Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der deutschen Gebirgs- und Wandervereine ist mit eingeschwenkt auf einen Kurs, der Erfolg versprechen kann.

Junge Leute sollen dabei wieder Lust aufs Wandern bekommen und zurück zur Natur finden. Dass sie damit den Altersdurchschnitt der Wanderfreunde gehörig drücken würden, weiß Rainer Schulze. "Deshalb machen wir das alles doch auch." Schulwandern ist angesagt und soll in Zusammenarbeit mit dem Verein Dübener Heide und Naturparkführerin Birgit Rabe vorerst in Gräfenhainichen, Oranienbaum und Schköna zum Erfolg werden.

"Wir haben bewusst drei unterschiedliche Schultypen ausgewählt", sagt Birgit Rabe, die die Liebe zur Natur lebt. Sie bietet zahlreiche Touren in der Heide an, arbeitet in der Umweltbildung und war das letztjährige Köhlerliesel. "Natur macht Spaß", ist ihre Botschaft. Der tiefere Sinn die Renaissance der Wandertage an den Schulen.

Die gibt es auf dem Papier noch immer. Das ist auch Rainer Schulze nicht entgangen. "Aber sie werden häufig zusammengelegt für Klassenfahrten oder für Besuche im Schwimmbad und Kino genutzt", meint der Wanderer aus Leidenschaft. Zu wenig Gewicht würde die Natur vor der Haustür bekommen. "Das ist nun einmal so."

Dabei scheint es vor allen Dingen eine Frage der Angebote zu sein, die über Erfolg und Misserfolg bei jungen Leuten entscheidet. Spaß müsse mit Neugier zusammenkommen. "Dann funktioniert es sicher", meinen Birgit Rabe und Rainer Schulze.

Ihr Trumpf sind beim Schulwandern kleine elektronische Hilfsgeräte. Kompakt, technisch anspruchsvoll und damit genau die richtige Sache für die Gymnasiasten aus der Heide. "Den ersten Wegpunkt haben wir schon eingegeben." Hannes Schleif und Anne Carius haben keine Mühe, mit den GPS-Geräten umzugehen. Sicher hantieren sie mit der Technik, große Erklärungen braucht es dazu nicht.

Schnitzeljagd einmal anders. Die Neuntklässer nehmen den Aufgabenbogen zur Hand, geben Koordinaten ein, lesen Aufgaben. Ein Gedicht über die Natur sollen sie schreiben zum Schluss. "Oh je." Auch Manuel Pretzsch stöhnt bei dem Gedanken. Doch schon tippeln die Schüler los. Gelangen zur Stadtmauer, wo sie wenigstens fünf Gesteinsarten erkennen sollen. Landen an der Buchholzmühle mit ihren Wasserläufen. Sie sehen Gräben, in denen rot gefärbtes Wasser plätschert, sollen die Ursache dafür erklären. Es ist Lernen auf spielerische Art. Das kommt an bei den Gymnasiasten und soll auch Sekundar- und Grundschüler überzeugen. Mitte Oktober macht Birgit Rabe in Oranienbaum und Schköna Station.

Der Wandertag ist ein echter Wandertag. Und eine Schnupperstunde in Sachen Natur. "Kann doch sein, dass sich die Jugend für unsere Vereine begeistert", meint Rainer Schulze. Allerdings müssten die wohl auch Hausaufgaben erledigen. "Zum Beispiel Gruppen fürs Geo-Catching ins Leben rufen." Als Wandern allein mit Karte und Kompass funktionierte, war das noch Orientierungslaufen.