1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kreis Wittenberg: Kreis Wittenberg: Mangelnde Leistungen trüben gute Chancen

Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Mangelnde Leistungen trüben gute Chancen

Von MARCEL DUCLAUD 18.05.2011, 16:35

WITTENBERG/MZ. - Die Zeiten haben sich gehörig geändert. Jahrelang sind händeringend Lehrstellen gesucht worden, um möglichst vielen Schulabsolventen eine Perspektive geben zu können. Jetzt werden Lehrlinge gesucht. Im Kreis Wittenberg übersteigt in diesem Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze die der Bewerber. "Der Trend hat sich gedreht, und die Unternehmen spüren das", sagt Martina Scherer, Chefin der Agentur für Arbeit. Sie fügt hinzu: "Für junge Leute, die eine Lehrstelle suchen, sind die Chancen so gut wie nie."

Die Schere öffnet sich auch deshalb weiter, weil die Firmen mehr Ausbildungsplätze anbieten - nämlich 541, ein Plus von zwölf Prozent gegenüber 2010. Dagegen sinkt die Zahl der Bewerber um rund 13 Prozent, aktuell sind bei der Agentur 454 junge Leute registriert. Trotz dieser deutlichen Lücke sind noch etliche Lehrstellen unbesetzt, nämlich 381 der 541. Viele Bewerber haben es nicht wirklich leicht, in Unternehmen unterzukommen. Das wiederum hat mit mangelnden Leistungen zu tun. Scherer spricht von "Hemmnissen". Hinzu kommt, dass Gymnasiasten sich wieder verstärkt nach einem Studium umschauen, kaum nach einer Lehrstelle. "Es gibt mehr Jugendliche mit einem niedrigeren Schulabschluss", so die Agenturchefin.

Ein Problem, das so einfach nicht zu lösen ist. Versucht wird es natürlich trotzdem. Was früher die "Maikäferaktion" war, heißt nun Tag des Ausbildungsplatzes. Am Mittwoch sind Mitarbeiter von Arbeitgeberservice und Berufsberatung in 13 Teams ausgeschwärmt, unter dem Arm Bewerbungsunterlagen von nicht vermittelten jungen Leuten. "Wir haben", erklärt Manuela Habedank, "die Bewerberprofile mit den Ausbildungsplatzangeboten verglichen." Den Firmen sind junge Leute empfohlen worden, auch wenn sie die Anforderungen nicht hundertprozentig erfüllen. Martina Scherer: "Wir hoffen, dass Unternehmen auch leistungsschwächeren Bewerbern eine berufliche Chance geben und auf andere Stärken setzen." Bei manchem platze der Knoten später und dazu beitragen könne die Botschaft: "Ihr werdet gebraucht. Wir haben nur diesen Pool an jungen Leuten." Empfohlen wird, vor Abschluss eines Vertrages ein Praktikum zu vereinbaren. Zudem kann den Unternehmen die Entscheidung erleichtert werden durch das Angebot des "Stützunterrichtes", um Defizite in Fächern wie Mathematik abzubauen. Das finanziert die Agentur für Arbeit.

Martina Scherer appelliert an die Arbeitgeber, Kompromisse zu machen. Insbesondere an jene, die sowieso Schwierigkeiten haben, ihre Lehrstellen zu besetzen. Gerade für kleinere Betriebe sei es eine stetige Aufgabe, die Werbetrommel zu rühren. "Das ist eine Zukunftsfrage."