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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Feuer vernichtet saniertes Wohnhaus in Reuden

Von michael hübner 12.04.2012, 16:45

reuden/MZ. - Die Nachbarn sind beim Blick ins Innere des Wohnhauses an der Reudener Hauptstraße geschockt: Praktisch alles ist vernichtet. Das Feuer hat in wenigen Minuten ganze Arbeit geleistet. Das Inventar ist verkohlt oder zumindest verrußt. Die Treppe kann kaum noch als solche erkannt werden. Sie ist - wie alles andere auch - ein dunkelschwarzes Etwas. Der Brandgeruch ist beißend. Lediglich die Waschküche übersteht das Feuer fast unbeschadet.

"Unbewohnbar", kommentiert Einsatzleiter Thomas Kebernik, während die 50 Kameraden der Feuerwehren Kemberg, Rotta / Reuden, Gräfenhainichen, Bergwitz, Eutzsch und Pratau die Schläuche wieder einrollen. Das ist das Ende dramatischer 90 Minuten. Dabei hat Ralf Seiler viel Schlimmeres verhindert. Der Kemberger Busunternehmer rettet zwei Menschen das Leben. "Ich war mit einem Kleinbus unterwegs. als ich auf dem Grundstück Qualm sah. Zuerst dachte ich, hier werden Gartenabfälle illegal verbrannt", so der Firmenchef. Doch er schaut genauer hin und entdeckt, dass der Qualm aus der Haustür kommt. Seiler zeigt Courage, stoppt sein Fahrzeug und rennt zum Brandort. "Ich öffnete die Tür, und das elfjährige Mädchen kam mir schon weinend entgegen", so Seiler. Der 75-jährigen Bewohnerin muss er helfen. Mehr noch: Die Frau - inzwischen im Freien - will unbedingt zurück ins Haus. "Ich musste sie festhalten, weil sei unbedingt noch einige Dinge vor dem Flammen retten wollte. Das ging einfach nicht mehr. Ein Balken kam schon runter", so Seiler, dem die "Sache an die Nieren" geht. Der Frau, der er die flehende Bitte zur Rückkehr ins Haus strikt ablehnt, ist eine ehemalige Arbeitskollegin. Der Kemberger behält die Nerven und alarmiert die Rettungskräfte. "Die Feuerwehr war schnell da, aber für mich dauerte es Ewigkeiten", so Seiler. Die Frau und das Mädchen werden "zur Beobachtung", so formuliert es später die Polizei, in ein Wittenberger Krankenhaus eingeliefert. Inzwischen nehmen die Kameraden die Löscharbeiten in Angriff. "Feuer unten und Feuer oben", stellt Kerbernik fest und ordert Unterstützung. Der Grund ist simpel: Vor Ort sind zu wenige Kameraden, die eine Ausbildung in der Atemschutzstrecke absolviert haben. Schließlich sind es acht, die den Kampf mit dem Feuer direkt aufnehmen. Nach 90 Einsatzminuten ist die Arbeit beendet. Kurz vor 13.20 Uhr schließen Polizeibeamte das Grundstückstor. Die Spezialisten nehmen ihre Recherchen zur Brandursache auf.

"Wir ermitteln in allen Richtungen", sagt die Polizei am Abend. Fest dagegen steht schon jetzt, dass es sich um den größten Brand in der jüngeren Ortsgeschichte handelt. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Willi Meier, "und ich lebe schon seit 1939 in Reuden." Auch Ortsbürgermeister Günter Adamczyk (parteilos) ist fassungslos. "Ich habe erst vor wenigen Tagen der Frau zum runden Geburtstag gratuliert. Dabei habe ich gesehen, dass das Haus auch im Innenbereich komplett saniert war", so der Ortsbürgermeister. Nach seinen Angaben fällt eines der älteren Wohnhäuser von Reuden - erbaut vor 1913 - den Flammen zum Opfer. Adamczyk kündigte an, dass er sich um geeigneten Ersatz-Wohnraum für die Frau kümmern werde.