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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Einwohner bleiben Zaungäste

Von ULF ROSTALSKY 04.02.2011, 17:24

MÖHLAU/MZ. - Das Hohelied auf die Oranienbaumer Heide birgt ein paar schräge Töne in sich. Dem kann sich auch Birgit Felinks nicht verwehren. Die an der Hochschule Anhalt tätige Professorin betreut seit drei Jahren das Projekt "Halboffene Weidelandschaft auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Oranienbaumer Heide", ist voll des Lobes für die Natur und den Versuch, das Heideland durch den Einsatz von Heckrindern und Konikpferden vor dem Verwachsen zu bewahren.

Aber: "Ich hoffe, dass wir demnächst auch Pfade für den Menschen und nicht nur für die Tiere sehen werden." Es ist der bittere Beigeschmack des Projektes in der Heide, die für den Normalbürger bis auf wenige Ausnahmen auch in naher Zukunft nicht zugänglich sein wird. Dem Verbot kann sich auch die Professorin nicht entziehen. Über Betretungserlaubnisse müssten die zuständigen Ämter entscheiden, nicht sie, gab Felinks den Besuchern einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend in Möhlau mit auf den Weg.

Allerdings konnte sie auch Hoffnung machen. Derzeit würden Wege in der Heide auf das Vorhandensein von Kampfmitteln untersucht werden. Die Sondierung mit Spezialgerät schließt auch vier Meter breite Randbereiche auf beiden Seiten der Wege ein.

"Dann haben wir endlich verlässlichere Zahlen", sagt Felinks, spricht allerdings noch lange nicht von der Räumung des gefährlichen Gutes. "Aber wir haben ein Gefühl für die Mittel, die es am Ende brauchen wird, um die Gefahr zu beseitigen." Dass die durchaus vorhanden ist, bestätigt die Professorin auf Nachfrage. "Ja, wir haben was gefunden. Aber fragen Sie nicht, was." Auch beim Einbringen von Pfählen und Aufstellung der neuen Weidezäune im nördlichen Heidebereich sei der Kampfmittelräumdienst öfters zugegen gewesen. Fest steht allerdings auch, dass momentan kein Geld für eine großflächige Beseitigung der Altlasten vorhanden ist. Die Mittel müssten beantragt werden.

Positiver sieht es offensichtlich beim Fortbestand des Projektes "Weidelandschaft" aus. Das läuft zwar im April aus. "Doch wir sind sehr optimistisch, dass es verlängert wird", so Mitarbeiterin Antje Lohrenz, die wie Susanne Osterloh auf die Einzigartigkeit der Landschaft aufmerksam machte. 800 Pflanzenarten seien auf dem einstigen Militärareal anzutreffen - eine Ausnahme in Sachsen-Anhalt.

Um das auch in Zukunft sicherzustellen, werden in der Heide ganzjährig 42 Heckrinder und 14 Konikpferde gehalten. Durch Verbiss hindern sie Pflanzen im Wuchs. "Bei der spätblühenden Traubenkirsche funktioniert das richtig gut, bei Birken noch nicht ganz", schätzen die Experten ein und haben ein weiteres Problem ausgemacht. Die zunehmend strengen Winter sind eine Belastung für die weitgehend anspruchslosen und sehr robusten Tiere. "Unter der dichten Schneedecke finden vor allen Dingen die Rinder kaum Nahrung. Wir hatten 2009 / 10 einige verendete Tiere. Wir müssen nachfüttern", erklärt Jakob Noack von der bewirtschaftenden Premigenius gGmbH. Aber es gebe auch Positives zu vermelden. In der Heide gab es Nachwuchs. Zwei Fohlen und 29 Kälber wurden geboren.