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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ein guter Jahrgang feiert

05.07.2012, 16:09

gräfenhainichen/MZ/ur. - Das Zepter und den scharlachroten Umhang hat sich Robert Schittko redlich verdient. Der junge Mann sitzt an privilegierter Stelle. Sein Wagen ist der erste in der Reihe der klapprigen und geschmückten Handwagen, die durch Gräfenhainichens Innenstadt gezogen werden.

Robert Schittko hat das Abitur in der Tasche: Notendurchschnitt 1,0. Das macht den angehenden Physikstudenten zum Besten seines Jahrgangs im Paul-Gerhardt-Gymnasium.

Unabhängig von Notendurchschnitten ist sich die Schule treu geblieben. Jeder erfolgreiche Abiturient wird im Handwagen durch die Stadt gezogen. "Es ist der 63. Umzug", liefert Schulleiter Roland Franke die passende Zahl und serviert Lob gleich hinterher. Einen guten Jahrgang nennt er den 2012er. "Alle zur Prüfung zugelassenen Schüler haben bestanden. Gesamtdurchschnitt 2,24."

Zufriedener Schulleiter

Das ist Balsam für die Seele des Schulleiters, der wenigstens einmal im Jahr tief in die Trickkiste greift. "Bin gespannt, was er heute wieder präsentiert." Sport- und Geolehrer Uwe Schmidt ist sicher, dass Franke in seiner Rede an die frisch gebackenen Abiturienten keine Ware von der Stange präsentiert. Franke überrascht. Er sinniert nicht über Leistungen deutscher Fußballspieler und stellt Quervergleiche zu seinen Schützlingen an.

Der Lehrer mit Faible für Naturwissenschaften zeigt Gespür für die Muse. Zwölf Jahre Schulzeit garniert er mit einem Mix aus Musik. "Hurra ich bin ein Schulkind", das mitbestimmen möchte. "Gebt den Kindern das Kommando." Hausaufgaben macht es "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" und ahnt, dass das Abi kommen kann. "Wenn nicht jetzt, wann dann."

Franke weiß, dass seine nun ehemaligen Schüler mit dem Abi in der Tasche in einer anderen Liga spielen werden: Champions-League. Lehrer und Abiturienten wollen feiern, da sich der Abi-Zirkus 2012 seinem Ende entgegen neigt und die jungen Frauen und Männer die Manege verlassen. In fetten roten Lettern haben sie die Botschaft auf schwarze T-Shirts gedruckt. Die Heide soll wissen, dass sie das Abi geschafft haben. Das merken die Gräfenhainichener aber auch wegen des Klapperns und Ratterns auf den sonst so stillen Straßen. Der Abiturient darf lärmen und frohen Mutes sein.

"Pferdchen, hü!" Der Handwagenzug setzt sich in Bewegung. Mit dabei sind Julia Bruch und Isabell Meyer. Die Zehntklässlerinnen haben sich vor den bunten Karren von Jessica Neumann gespannt. "Niedlich. Ich find's schön", frohlockt die künftige Krankenschwester angesichts des erfüllten Abi-Wunsches. Julia und Isabell haben den Wagen in weißen und rosa Tönen geschmückt - Hello Kitty pur. "Drei Stunden lang haben wir gebastelt."

Geburtenschwache Jahrgänge

Anton Anders ist ein alter "Jugend forscht"-Kämpe. Er hat oft getüftelt und aufgetrumpft. Zum Umzug präsentiert er ein neues Gesicht. Mit Jana Uhde und Janine Delbrouk haben sich zwei Frauen vor seinen Karren gespannt. Da lehnt er sich zurück und strahlt. "Die wollten das doch so." Zufriedenheit über das geschaffte Abitur ist greifbar. Dass der Umzug dieses Mal nur 33 Wagen sieht, soll Ausnahme bleiben. "Die geburtenschwachen Jahrgänge. Aber es geht wieder aufwärts", hat Uwe Schmidt die Erklärung für die eher kleine Karawane parat.