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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Dorfteich wird entschlammt

Von ANDREAS BEHLING 15.07.2011, 17:36

GRIESEN/MZ. - Der Frosch, unruhig die vielstimmige Schar beäugend, paddelte fast bis ans Ufer. Die kleinen Blesshühner suchten derweil im Schilfgürtel Zuflucht. Und die munteren Schwalben stellten die waghalsigen Flugmanöver ein, mit denen sie es verstehen, ein paar Tropfen Flüssigkeit abzuschöpfen. Für die Unterbrechung der stillen Idylle am Griesener Dorfteich sorgten die Kindertagesstätten "Villa Sonnenschein" (Wörlitz) und "Zwergenhaus" (Griesen).

Fast drei Wochen hat es gedauert bis die Kinder ihre mit Mikroorganismen durchsetzten "Knödel" in den Teich werfen konnten. Diese hatten sie zuvor aus Ton, Urgesteinsmehl, Bio-Pflanzensegen und Wasser geformt und getrocknet. Obwohl äußerlich unscheinbar grau, haben es die knochenhart gewordenen Kugeln in sich. Zu ihrer Rezeptur gehören besagte Mikroorganismen, von denen sich die Steppkes eine spürbare Sanierung des arg verschlammten Teichs erhoffen.

Die Idee zur Aktion hatte Cornelia Blosfeld, die sich schon seit längerer Zeit mit der Wirkungsweise der winzigen, von ihr selbst aus einem Basisstamm herangezogenen Organismen beschäftigt. Großartig Regie musste die auch im Ortschaftsrat tätige Griesenerin am Teich nicht führen. Schnell hatten die Kinder einen Kreis gebildet, um ihre "Geschosse" nach dem Herunterzählen des Countdowns möglichst gleichmäßig auf der 527 Quadratmeter großen Wasserfläche zu verteilen.

Für Augenblicke war nur noch ein Plumpsen und Glucksen zu vernehmen. Dicht an dicht sanken die Knödel auf den Grund des an der Hinterreihe gelegenen Gewässers. Dort sollen sie allmählich zerfallen und die auf das Vertilgen von Schlamm ausgerichteten Mikroorganismen freigeben. "Ich hatte mich noch mal schlau gemacht. Von den genau 270 Kugeln sind 140 übrig geblieben. Die kommen in etwa drei Wochen hinein", beschrieb Cornelia Bloßfeld die nächste Etappe des Versuchs.

"Wenn es funktioniert, ist es eine gute Sache", drückte Griesens Ortsbürgermeisterin Doris Graul (CDU) die Daumen. Welche Auswirkungen das Pilotprojekt zeitigt, werde inzwischen in der Nachbarschaft mit Interesse verfolgt, fügte sie hinzu. Besonders die Petrijünger könnten sich vorstellen, in ihren Gewässern das Reinigungsprozedere, bei dem auf schwere Technik und aggressive Chemie verzichtet werden kann, zu wiederholen. "Warum sollte man das im Sinne des Umweltschutzes nicht versuchen? Wenn man nichts ausprobiert, kann man nichts erfahren", bestätigte Erwin Degner, Vorsitzender des Angelvereins "Wörlitzer Winkel", entsprechende Überlegungen.