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Kirchentag Kirchentag: Sperrungen und Sicherheitskonzept

Von Marcel Duclaud 22.03.2017, 18:47
Die Elbebrücke soll zum Kirchentag für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden.
Die Elbebrücke soll zum Kirchentag für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Baumbach

Wittenberg - Das wird heftig. Rund drei Jahre lang haben sehr viele Beteiligte, insbesondere Veranstalter und Behörden, geplant, wie ein derart singuläres Ereignis zu bewältigen ist. Die Rede ist vom Kirchentag am 28. Mai in Wittenberg, einer der Höhepunkte des Jubiläumsjahres.

Erwartet werden rund 200.000 Besucher. Am Mittwoch wurden die Grundzüge des Sicherheitskonzeptes, um das es bereits im Vorfeld Aufregung gab, vorgestellt - samt der Sperrungen, die Wittenberg ereilen, und nicht nur Wittenberg.

Die Größenordnungen jedenfalls sind beträchtlich. Ronny Müller, Leiter des Vorbereitungsstabes bei der Polizeidirektion, spricht von 15 Kilometer gesperrter Straßen. Er sagt auch, dass rund 3.000 Polizisten an diesem besonderen Wochenende rund um die Lutherstadt im Einsatz sein werden.

3.000 Polizisten: So soll der Ansturm abgesichert werden

Wegen des Verkehrs, wegen der Sperrungen und Umleitungen, wegen der Sicherheit, die nach dem Weihnachtsmarkt-Anschlag von Berlin eine ausgesprochen gewichtige Rolle spielt. Die Polizei sei gewappnet, an den Details der Planung werde weiter gearbeitet,

Sperren wie Betonelemente oder Gitter sind im Gespräch, so Müller, der betont: „Wir beobachten die Sicherheitslage bis zum letzten Tag.“

Bis zum letzten Tag beobachtet wird auch das Wetter. Zu den zahlreichen Helfern, die zum Teil von weither nach Wittenberg kommen, damit der Kirchentag möglichst reibungslos über die Bühne geht, gehört nach Auskunft von Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) ein Meteorologe.

Wetter muss mitspielen: Es gibt keinen Plan B zu den Elbwiesen

Denn einen Plan B zum Veranstaltungsort, das räumt Hartwig Bodmann, Geschäftsführer des Vereins Reformationsjubiläum ein, gibt es nicht. Allerdings ist er optimistisch, dass die Elbwiesen bei Pratau am letzten Mai-Wochenende trocken sein werden: „Ich habe mich jahrelang mit dem Wetter beschäftigt. Eine Festwiese hinterm Deich wäre nicht sexy. Wir nehmen das Risiko in Kauf.“

Statistisch gesehen gibt es keine bessere Woche als die Ende Mai für so eine Großveranstaltung.

Elbe-Brücke gesperrt, Ponton-Brücke muss geöffnet werden

Freilich ist die Frage des Wetters nur eine von sehr, sehr vielen. Eine andere betrifft zum Beispiel die Sperrung der Elbe-Brücke, die einiges Kopfzerbrechen in der Region bereitet. Dicht sein für den öffentlichen Verkehr soll sie von Samstag, 27. Mai, 12 Uhr bis Montag, 29. Mai, 4 Uhr - und zwar ab Eutzsch bis zum so genannten T-Knoten.

Gesperrt wird nicht allein die Elbebrücke, auch etliche Straßen sind am Kirchentagswochenende betroffen. Etwa die B187 von Hafenbrücke bis T-Knoten bzw. ab T-Knoten bis Ecke „Zahnaer Straße“ (Samstag 12 Uhr bis Montag 4 Uhr). B 187 ab Ecke Braunsdorfer Straße bis T-Knoten (Sonntag 5 Uhr bis Montag 4 Uhr). Ortsdurchfahrt Pratau ab „An den Brandmaßen“ bis „Alte Wittenberger Straße“ (Samstag 12 bis Montag 4 Uhr). B 107 ab Jüdenberg bis Abzweig B 100/Gräfenhainichen (Samstag 12 Uhr bis Montag 4 Uhr). Großräumige Umleitungen werden eingerichtet etwa von der A 9 nach Wittenberg (Köselitz, Cobbelsdorf, Senst, Straach).

Ausnahmegenehmigungen für das Passieren der Elbebrücke müssen bis 28. April beim Landkreis eingereicht werden. Formulare gibt es auch online.

Allerdings gibt es eine Zeit, in der die Brücke mit Ausnahmegenehmigung passiert werden kann - nämlich bis Sonntag 7 Uhr und ab Sonntag 19 Uhr. Die Stunden von 7 bis 19 Uhr am Sonntag steht die Brücke ausschließlich Fußgängern und Shuttlebussen (je zur Hälfte) zur Verfügung. Nicht mal Fahrräder sollen mitgenommen werden - für die gibt es eigens Abstellplätze.

Bundeswehr im Einsatz: Amtshilfe macht es möglich

Damit Tausende von Gästen binnen kurzer Zeit die Flussseite wechseln können, wird die Bundeswehr zusätzlich, wie bereits angekündigt, eine sieben Meter breite Pontonbrücke errichten, für rund 40.000 Passanten. Die Polizei sichert die Zugänge vom Land aus, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft übernimmt die Sicherung auf der Elbe.

Allerdings muss für rund eine Stunde pro Tag die Pontonbrücke geöffnet werden. Darauf besteht laut Dannenberg das Wasser- und Schifffahrtsamt. Der Landrat betont, dass Kreis und Stadt heillos überfordert wären mit all den schwierigen Vorbereitungen. Unterstützung kommt deshalb von vielen Seiten.

Allein die Bundeswehr schickt auf dem Wege eines Amtshilfeersuchens 400 Soldaten, die auch noch ein Sanitätszentrum mit rund 150 Plätzen aufbauen, samt der Möglichkeit zu Operationen. Sie stellt geländegängige Fahrzeuge, zusätzlich angefordert sind zwei Hubschrauber, die in Holzdorf stationiert werden.

Aus Berlin kommen 20 Notärzte für den Fall der Fälle, aus Sachsen Dekontaminations-Einheiten, das Technische Hilfswerk stellt Material und Menschen, Organisationen wie Rotes Kreuz und Johanniter sind ebenso dabei wie mehr als 300 Feuerwehrkräfte aus dem Kreis.

Hubschrauber, Lazarett und Telefonnetz: 200.000 Besucher erwartet

Dannenberg beziffert die Zahl dieser Helfer auf etwa 2.000. Im Übrigen sei man dabei, ein geschlossenes Telefonnetz aufzubauen für Einsatzkräfte, die hoffentlich kaum gebraucht werden.

Dass die Zahl der erwarteten Besucher sich bei 200.000 einpegelt, bestätigt Geschäftsführer Bodmann. Es können allerdings auch deutlich mehr oder weniger werden. Die Pläne sehen vor, dass rund 100.000 Gäste mit dem Zug ankommen, die anderen mit Bus oder einem Pkw.

Für Busse sind in der Stadt etwa 1.700 Parkplätze „identifiziert“ worden, von manchen bringen Shuttlebusse die Gäste Richtung Elbwiese. Bodmann versichert: „Es gibt verschiedene Anfahrtsrouten, um Chaos zu vermeiden.“ Für Pkw werden Großparkplätze genutzt, etwa der bei Ferropolis.

Großparkplatz Ferropolis: Bahn macht Sonderfahrplan und Schienenersatzverkehr

Die Bahn hat wie berichtet für den Sonntag den regulären Fahrplan außer Kraft gesetzt und operiert mit rund 120 Sonderzügen, eine riesige logistische Leistung. Pro Zug können 900 Personen transportiert werden. Trotzdem existiert, so Pressesprecher Wolfgang Ball, ein Plan für Schienenersatzverkehr.

Dass die Gäste und die Wittenberger bei aller Mühe, bei allen Einschränkungen ein großartiges Ereignis erwartet, will Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör derweil nicht unerwähnt lassen. Der Kirchentag sei in vielerlei Hinsicht eine Premiere, für Wittenberg natürlich, nicht zuletzt aber auch für die Kirche selbst. (mz)