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Hofkonzerte Hofkonzerte: Singende Installateure

Von stefanie Hommers 01.07.2013, 21:02
Jupp Ebert röhrt wie sein Vorbild Joe Cocker beim Eröffnungsabend der Wittenberger Hofkonzerte.
Jupp Ebert röhrt wie sein Vorbild Joe Cocker beim Eröffnungsabend der Wittenberger Hofkonzerte. klitzsch Lizenz

Wittenberg/MZ - Die Reibeisenstimme röhrt, was das Zeug hält, das Saxophon nimmt den weltbekannten Sound sanft auf und auch die leicht abgehackten Gesten des Sängers sind eine Reminiszenz an das Original. „Mal ehrlich, wenn man nicht hinschaut, dann ist er’s“, findet auch Bürgermeister Torsten Zugehör. Und doch steht bei der Eröffnung der Wittenberger Hofkonzerte auf dem Arsenalplatz nicht Joe Cocker auf der Bühne.

Spätestens die Sprechstimme verrät den Mann mit der rauen Röhre. Sie hat keinen britischen Akzent, sondern kommt vielmehr mit einem leichten rheinischen Singsang daher und gehört Jupp Ebert, in seiner Heimatregion auch bekannt als der „Joe Cocker von Aachen“. Dass der Mittsechziger sich mit seinem Vorbild gut identifizieren kann, dass er ihn als „charismatischen und authentischen Sänger“ schätzt, spürt man. Doch nicht allein Musik und Ausstrahlung verbinden. Beide haben auch einmal einen ganz handfesten Beruf ausgeübt: Sie sind gelernte Installateure. Und sie sind schon live zusammen aufgetreten. Die Musiker von „Joe Cocker-Tribute & RTL Samstag Nacht Allstars“ sind damit die erste Cocker-Tribute Band, die das von sich behaupten kann.

Interpretation statt Imitation

Doch reine Imitation ist nicht Sache der neunköpfigen Crew rund um Bandleader Martin Ernst. Nach eigenem Bekunden geht es ihnen in erster Linie um Interpretation. Und die kann sich durchaus hören lassen: Ob „Civilized man“, „Unchain my heart“ oder „You can leave your hat on“, die Band hat das ganze Cocker-Repertoire im Programm und mit „Summer in the City“ versuchen die Musiker gar etwas herbeizusingen, was in diesem Jahr und an diesem Abend doch eher Mangelware ist. Doch auch wenn meteorologisch gesehen die Temperaturen nicht gerade ein Sommergefühl aufkommen lassen, heizen die Musiker ordentlich ein.

Zwar macht es ihnen das Publikum bei der Hofkonzert-Premiere 2013 zunächst nicht ganz leicht. Die erste Aufforderung zum Mitsingen läuft noch ins Leere, doch mit jedem Hit steigert sich die Stimmung unter den Zuhörern - und das wiederum beflügelt auch die Männer und Frauen auf der Bühne. Schließlich hat Jupp Ebert sie (fast) alle in seinen Bann gezogen. Als zum Schluss der Woodstock-Klassiker „With a little help from my friends“ erklingt, ist die Tanzfläche vor der Bühne längst voll, an den Tischen werden selig und selbstvergessen die Arme geschwungen, Kerzen pendeln im Takt der Musik und vereinzelt funkeln sogar Wunderkerzen. Man ist sich nähergekommen.

„Danke“, sagt Jupp Ebert, „ich brauche das nämlich“. Und weil die Wittenberger mit ihrer Energie die Band in Schwung gebracht haben, spielen sie ihnen als Zugabe auch noch einen Song, den Joe Cocker zwar nie gesungen hat, der aber doch den Abend am Arsenalplatz passend abrundet. Mit „The power of Love“ verabschiedet sich „Joe Cocker Tribute“ denn auch durchaus standesgemäß und ansteckend tanzbar. Nur ein paar uniformierte Männer von der Stadtwache halten still und würdevoll die Stellung.