Konzerte in Japan, USA und England Erste Gesangslehrerin an der Musikschule in Wittenberg geht in Ruhestand
Nach 41 Jahren Lehrtätigkeit verabschiedet sich Mechthild Andersch in den Ruhestand. Sie war die erste Gesangslehrerin an der Kreismusikschule Wittenberg. Wie sie ihre Freizeit jetzt verbringen möchte.

Wittenberg/MZ - Nach mehr als vier Jahrzehnten engagierter Lehrtätigkeit verabschiedet sich Mechthild Andersch in den Ruhestand. Seit 1983 war sie die erste Gesangslehrerin an der Kreismusikschule in Wittenberg und prägte über Generationen hinweg zahlreiche Schüler. Ihre Kollegen bereiten ihr zu diesem Anlass eine besondere Überraschung: ein unangekündigtes halbstündiges Konzert.
„Ich war begeistert vom Beruf der Musikschullehrerin“, erzählt Andersch rückblickend. Ihre musikalische Reise begann unter schwierigen Umständen in der DDR. Obwohl sie einen 1er-Abschluss hatte, wurde ihr der Weg zum Abitur verwehrt. Doch das hielt sie nicht auf: Bereits mit 17 Jahren begann sie an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden ein Studium – eine Seltenheit in jener Zeit. „Das war eigentlich nur in den Bereichen Kunst, Kultur und Sport möglich“, erinnert sie sich.

Trotz Kind hat sie den Abschluss als Diplommusikpädagogin in der Regelstudienzeit geschafft. Im Jahr 1983 führte sie ihr Weg nach Wittenberg. Über die Absolventenvermittlung erhielt Andersch ein Angebot für eine Gesangslehrerstelle. „Ich war die erste Gesangslehrerin an der Musikschule in Wittenberg“, sagt sie im Gespräch. „Mit einem Abitur hätte ich mich wohl klassisch für das Lehramt entschieden.“ Doch rückblickend kann sie stolz darauf sein, dass ihre Karriere genau den richtigen Ton traf.
Schüler erfolgreich bei The Voice Kids und Jugend musiziert
Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Mechthild Andersch immer wieder in großen Projekten aktiv. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr das Rattenfänger-Musical „Rats“, das sie gemeinsam mit den Musikschulen aus Bernburg und Dessau durchführte.
Die Proben fanden im renommierten Bauhaus Dessau statt, die Aufführung war Teil des internationalen Kurt-Weill-Festes. Solche Projekte führten sie in den 1990er Jahren auch nach England, Japan und die USA – unvergessliche Erlebnisse, die auch für ihre Schüler prägend waren.
Die Arbeit von Andersch hinterließ nachhaltige Spuren. Ihre Schüler schafften es auf Bundesebene zu „Jugend musiziert“ oder traten bei „The Voice Kids“ auf. Einige haben sogar den Oberstufenabschluss erzielt und sich zu erfolgreichen Berufsmusikern entwickelt.
Möchte sich ehrenamtlich engagieren
Offiziell in den Ruhestand tritt Mechthild Andersch am 1. Dezember. Doch ein völliger Rückzug ist nicht geplant: „Ich werde schauen, wie ich mich gesellschaftlich engagieren kann“, kündigt sie an. Erste Pläne hat sie bereits: Sie möchte sich im Altenheim ehrenamtlich beteiligen.
Zudem will sie wieder in der Kantorei Wittenberg singen und das Orgelspiel erlernen. „Als ich nach Wittenberg gekommen bin, habe ich in der Kantorei wieder sehr viel Freude am Singen gefunden“, blickt sie zurück. Beruflich bedingt hatte sie sich dort jedoch zurückgezogen.
Mechthild Andersch und ihr Ehemann mit VW-Bulli unterwegs
Privat möchte sie mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen, vor allem mit ihrem Ehemann und den sieben Enkelkindern. Gemeinsam mit ihrem Ehemann hat sie einen VW-Bulli angeschafft, um die neu gewonnene Freiheit zu genießen. In diesem Jahr ging es bereits nach Kroatien und Italien. Pisa hat ihnen besonders gut gefallen. Im nächsten Jahr soll es nach Norwegen gehen.