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Ein Urgestein feiert Jubiläum

Von Ulf Rostalsky 26.09.2007, 16:56

Zschornewitz/MZ. - Das hat für Ingeborg Angerstein einen durchaus simplen Grund. Ihr Geschäft, das sie fast auf den Tag genau vor 15 Jahren eröffnete, ist heute mehr als nur ein Laden für Schreibutensilien und Bürobedarf. "Die Zeit brachte es mit sich", meint die Inhaberin und präsentiert ihr Reich heute als das Zschornewitzer Einkaufs- und Dienstleistungszentrum.

Ganz freiwillig habe sie den Schritt dorthin nicht getan, fügt die umtriebige Geschäftsfrau hinzu, der der Verkauf von Schreibutensilien aller Art immer schon am Herzen lag. Seit 1978 verkaufte sie als Angestellte in Zschornewitz, nach der Wende musste sie sich neu orientieren. "Das machen, was du kannst, was dir Freude macht", wurde dabei ihr Leitspruch.

Sie startete das Wagnis Selbstständigkeit, gründete gemeinsam mit einem Geschäftspartner aus dem Westen eine GbR. "Na ja, irgendwie hatte ich bald das Gefühl, dass die Chemie nicht stimmt, dass hier was gegen die Wand läuft", erinnert sie sich an die erste Zeit nach der Wende. "Dann war klar, dass ich alles auf eigene Füße stellen und auch selbst verantworten wollte." 1992 war das. "Im Eckladen gegenüber vom Klubhaus." Viele hätten damals bei der Renovierung mitgeholfen, den Start leicht gemacht. Das Geschäft wuchs, der Stamm der Mitarbeiter ist mitgewachsen.

Ausgebildet hat Ingeborg Angerstein, Ex-Azubi Daniela Lönnig gehört heute wieder zum Team. Von Anfang an im Boot sitzt hingegen Regina Diosi. "Du brauchst Leute, auf die du dich verlassen kannst", erklärt die Chefin. Das mache die Arbeit angenehm, das helfe, die Wellen der Marktwirtschaft zu meistern.

Viel hat sich getan in Zschornewitz in 15 Jahren. Dazu gehöre eben auch, dass Leute arbeitslos wurden und einfach nicht mehr so viel Geld für Lotto, Schreibwaren und andere Dinge übrig hatten. "Da musst du überlegen", betont Ingeborg Angerstein. Und präsentiert ihr Rundum-Dienstleistungspaket. Im Geschäft gibt es nach wie vor Schreibwaren. Hier findet sich aber auch die Poststelle, die Lotto-Annahme. Hier werden Müllmarken verkauft, wird Kleidung zur Reinigung angenommen. "Ausruhen und auf alten Dingen beharren ist nicht. Du musst sehen, wie du bestehst", sagt die Chefin des Hauses.

Aber das mache zunehmend auch müde. Das solle nicht heißen, dass sie die Flinte ins Korn werfen wolle. Dafür liebe sie das mühevoll Aufgebaute viel zu sehr. Aber einfach sei alles wahrlich nicht. Und bis zum 65. Geburtstag stehe sie als Chefin garantiert noch hinterm Ladentisch. Das könne sie den Zschornewitzern in die Hand versprechen.