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Chinesen interessiert an einstiger Klinik

Von MARCEL DUCLAUD 10.06.2010, 17:14

WITTENBERG/MZ. - Der Preis war der Impuls. So zumindest berichtet es Axel Bode. Bei seiner Reise nach Shanghai im April hatte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft von einem leer stehenden Krankenhaus bei Wittenberg erzählt und erwähnt, dass das Objekt billig zu haben sei. Das wollten die chinesischen Unternehmer mit eigenen Augen sehen. Und so kam es, dass gestern eine kleine Delegation aus dem Wirtschaftsraum Shanghai in Wittenberg eintraf. Immerhin knapp zwei Tage der insgesamt sechstägigen Reise sind für die Lutherstadt reserviert, samt einem Abstecher ins Bauhaus und nach Wörlitz. Heute Abend geht es weiter gen Westen, nach Köln, Bonn, Frankfurt.

Bode ist guter Hoffnung, dass aus dem freundlichen Interesse mehr werden könnte, dass die Chinesen ernsthafte Absichten hegen, was Ansiedlungen und Investitionen betrifft und eben womöglich Wittenberg dafür ins Kalkül ziehen. "Die Chinesen sind kapitalstark und haben Interesse an deutscher Technologie, sie wollen ihr internationales Image verbessern und suchen die Nähe zu den Kunden hier", sagt der Geschäftsführer, der gleich zweifach den Weg nach Apollensdorf mit den Gästen in Angriff nahm. Es geht ihm um langfristige Kontakte, die Erfolg bringen sollen. Zuvörderst sei die Idee, am Standort des einstigen Klinikums ein christliches Unternehmerzentrum und vielleicht eine internationale Schule aufzubauen. In China, weiß Bode, besteht ein starkes Bildungsinteresse, auf die Kenntnis mehrerer Sprachen werde Wert gelegt.

Ob aus den hochfliegenden Plänen was wird, steht dahin. Bode ist Optimist und spricht von "exorbitant guten" Chancen. In jedem Falle sind die Unternehmer aus Shanghai würdig empfangen worden. Nicht nur der Oberbürgermeister hieß sie im Alten Rathaus willkommen, auch der Landrat ließ es sich nicht nehmen, zu erscheinen. Beide stellten kurz Stadt und Kreis vor und warben um Investitionen. "Wir haben viel Platz, wo sich Firmen ansiedeln können", sagte Jürgen Dannenberg (Linke). Eckhard Naumann (SPD) betonte, dass Wittenberg kein Museum, sondern eine lebendige Stadt sei und überreichte nicht nur eine Broschüre, sondern auch Plaketten für "Luthers Hochzeit". Dass der Zeitpunkt des Besuchs der Delegation kein Zufall sei, bestätigte am Rande Axel Bode: "Mit einer normalen, meist ziemlich leeren Stadt kann man bei Chinesen nicht punkten. Sie lieben viele Menschen und Trubel." Davon gibt es in den nächsten Tagen wahrlich genug.