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Benefizkonzert Benefizkonzert: Musizieren für die Flutopfer

Von Wolfgang Grahl 13.06.2013, 17:03
Stadträtin Wilma Deißner: „So etwas wie heute erlebt man ja nicht alle Tage.“
Stadträtin Wilma Deißner: „So etwas wie heute erlebt man ja nicht alle Tage.“ THOMAS KLITZCH Lizenz

Gräfenhainichen/MZ - Gräfenhainichens Stadträtin Wilma Deißner (CDU) fand schließlich, „dass man so etwas wie heute ja nicht alle Tage erlebt“ und Pfarrerin Angelika Schiller-Bechert dankte der Gruppe aus Kanada, „in the little town“ gekommen zu sein. Die an Mittwochabend von den Besuchern in der Kirche gespendeten 560 Euro sollen Flutopfern zu Gute kommen.

Zunächst haperte es hier am Englischen, genau wie dort am Deutschen. Aber das ist alles überhaupt kein Problem. Wenn die Musik, das Singen, verbindet, sind solche Kleinigkeiten nebensächlich. Der Chor der Concordia University Alberta aus Kanada war in die Heidestadt gekommen. Deißner hatte über die Paul-Gerhardt-Society die Fäden gezogen und bei der Pfarrerin offene Ohren gefunden. Eine möglichst dreistellige Besucherzahl wünschten sich die beiden engagierten Frauen und sahen sich schließlich nicht enttäuscht. 120 Konzertbesucher kamen und lauschten voller Freude einem Konzert, dass in vielerlei Hinsicht von Andersartigkeit geprägt war. „Auf, auf mein Herz und singe - Awake my heart“, hatten die 21 Frauen und Männer im Alter zwischen 30 und 80 Jahren angekündigt und trafen damit Ohren wie Herzen der Gräfenhainichener.

Aus Edmonton, der mit bald einer Millionen Menschen zweitgrößten Stadt der kanadischen Prärieprovinz Alberta, waren sie gekommen. Sie sind unterwegs auf den Spuren Martin Luthers und der Lutheraner. Sechsmal werden sie zwischen Berlin und Niederfrohna konzertieren. Ein Abstecher zum Abschluss der Tour führt die Kanadier in die Bethlehemskapelle nach Prag. Organisiert sind die Abläufe von der Christian Tours Europe.

"Wir sind ein Freiwilligenchor"

Im Altarraum der Gräfenhainichener St. Marien Kirche gab Joy Berg den Ton an. Die promovierte Dozentin für Musik und in dieser Branche eine der gefragtesten Frauen Kanadas betont: „Wir sind ein Freiwilligenchor“. Also keine Profis, stattdessen singen Menschen, die sich durch „verbindende Lieder des Glaubens“ zusammengehörig fühlen. Wenn auch unterschiedlicher Schattierungen, also nicht unbedingt Lutheraner, seien es aber doch alle Protestanten. „Glaubensstärke verbindet uns“, sagt die Chorleiterin. Sie hat es diesmal nicht allzu schwer. „In voller Stärke sind wir 120 Frauen und Männer“, gibt sie zu bedenken. Auf das in Gräfenhainichen sichtbare Geschlechter-Missverhältnis (nur vier Männer) angesprochen, lächelt die sympathische Kanadierin. „Das ist wohl genauso wie bei euch.“ Das Programm war geprägt von etlichen Gesangteilen mit den Konzertbesuchern. Es war ja auch schließlich so etwas wie ein „deutsch-kanadisches Liederfest“ versprochen. Beim Mitsingen half ein großformatiges Liederblatt mit englischen wie deutschen Texten. Gewöhnungsbedürftig ist das sicher, interessant ist das allemal. „Viele deutsche Chorlieder werden bei uns, auf Englisch natürlich, gesungen“, so Berg. Und einige der Sangesfreudigen heißen dann auch mit Vornamen Edwin, Sylvia, Anne oder Barbara - Enkel, Urenkel deutscher Auswanderer. „Aber fast alle sind zum ersten Mal im Land ihrer Vorfahren“, wird erklärt.

Das Liedgut an diesem Abend reicht von Paul Gerhardts „Auf, auf mein Herz“ und „Nun ruhen alle Wälder“ bis zu moderneren kanadischen Melodien. Dabei stechen immer wieder Orgeltöne heraus, die von geballter Wucht bis unglaublich zartem Klang reichen. Da gab es dann auch reichlich Beifall für Referent Lorne Manweiler, Pastor der Edmontoner Lutheran Church, und zugleich über Kanadas Grenzen hinaus bekannter Organist.