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Ansiedlung Ansiedlung: Flämingstadt hofft auf eine Investition für 150 Stellen

Von KLAUS ADAM 28.01.2010, 18:27

ZAHNA/MZ. - Der Schwabe, der mit seiner Lebensgefährtin Adelheid Röhrle auf dem Neujahrsempfang der Flämingstadt herzlich begrüßt wurde (die MZ berichtete), ist der geschäftsführende Gesellschafter dieses Unternehmens.

Sehr intensiv wurde in den vergangenen Monaten geplant und verhandelt. Es ging um Ansiedlungsbedingungen, um Unterstützung und nicht zuletzt ums Geld. Denn nicht weniger als 23 Millionen Euro werden in der Nachbarschaft des Zahnaer Fliesenwerkes materialisiert. Und unter anderem der Strukturfonds der Europäischen Union für Sachsen-Anhalt soll - so geht es aus einer Präsentation des Unternehmens hervor - knapp elf Millionen Euro als Förderung dazugeben. Dazu komme eine Landesbürgschaft über 80 Prozent der Bankdarlehen. "Sofern wir sie gegenüber den Kreditgebern benötigen", konkretisierte Reinhard Tiedt gestern gegenüber der MZ. Diese Zahlen mochte Petra Penning, Pressesprecherin des Landes-Wirtschaftsministers Reiner Haseloff (CDU), nicht bestätigen. Der Grund: "Das Projekt befindet sich noch in der abschließenden Bearbeitung."

"Jettube" nennt sich die Firma nach dem Produkt, an dem laut Prospekt Jahrzehnte lang geforscht wurde. Wenn nicht doch noch etwas Gewichtiges dazwischenkommt, dann werden ab März 2011 in Zahna Rohre gefertigt, die bislang einzigartig sind. Geschäftsführer Reinhard Tiedt hat die alleinige Lizenz dafür in der Tasche. Es handelt sich dabei um faserverstärkte Kunststoffrohre, die in einem speziellen "Strangzieh-Wickelverfahren" produziert werden. Die Anwendungspalette ist breit. Die Rohre sollen durch Leichtigkeit, Festigkeit und Flexibilität bestechen, im Durchmesser von klein bis groß herstellbar sein und außerdem sowohl für flüssige als auch gasförmige Medien den Transportweg darstellen können. Doch außer für Rohre könne das Material ebenso anderen Zwecken dienen. Antriebswellen, Rotorwellen, Hochdruckzylinder - selbst solche Formen könne es annehmen. Und sogar als Trägermaterial für Photovoltaikanlagen sieht Reinhard Tiedt das Material prädestiniert.

Für Zahnas Bürgermeister Hans-Helmar Mordelt (parteilos) ginge mit der Ansiedlung unmittelbar neben dem Fliesenwerk ein großer Traum in Erfüllung. Der begann vor ziemlich genau einem Jahr, als er bei der Eröffnung des Solarparkes Zahna den Unternehmer Volker Siepmann traf, der ihn mit Reinhard Tiedt zusammenbrachte. Die ersten Gespräche habe es auf dem Leipziger Flugplatz gegeben, erinnert sich der Bürgermeister. Auch Verwaltungschefin Ilona Merseburger sei dabei gewesen. Tiedt ließ sich von dem Werben Mordelts überzeugen ("Es gibt ja hier auch eine gewisse Tradition für solche Produkte.") und natürlich von den Standortfaktoren. 350 Kilometer bis Hamburg, 80 bis Leipzig mit dem Flughafen, 300 bis Rostock und 100 bis nach Berlin - das Unternehmen könnte so gesehen kaum günstiger liegen.

Die Flächen für die Ansiedlung seien klar, betonte Mordelt gegenüber der MZ noch einmal. Und er geht fest davon aus, dass auch die letzten Hürden gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium genommen werden könnten. Von der Zusammenarbeit mit dem Ministerium zeigte sich Unternehmer Tiedt sehr beeindruckt, noch viel mehr aber vom Engagement vor Ort. "Herr Mordelt hat sich 200-prozentig eingesetzt", lobte er, "er war unser Sprachrohr zu den anderen Partnern."