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Züchterproblem im Burgenlandkreis Züchterproblem im Burgenlandkreis: Vögel hinter Gittern

Von Petra Wozny 21.02.2017, 07:30
Auch Dieter Wolfram verordnet seinen Vögeln Stubenarrest.
Auch Dieter Wolfram verordnet seinen Vögeln Stubenarrest. Peter Lisker

Hohenmölsen - Das Sperrgebiet in der Naumburger Region zum Schutz vor der Geflügelpest ist immer noch nicht aufgehoben. „Täglich kommen aus allen Bundesländern neue Fälle von infizierten Vögeln rein. Damit bleibt auch die Stallpflicht weiterhin auf der Tagesordnung“, sagt Andrea Krüger Leiterin des Veterinäramtes der Kreisverwaltung und fügt hinzu: „Wir wissen, dass das frustet, aber die Tiere können ja bei einer vorhandenen Überdachung ins Freie.“.

„Seit November sind meine Enten, Puten und Hühner nun schon im Stall“, klagt Peter Zimmermann. Der 41-Jährige gehört dem Rassegeflügelzüchterverein Hohenmölsen an. Die immens lange Stallzeit würde bei seinen Tieren zu Frust führen. „Sie legen einfach viel weniger Eier“, schildert er und weiß, dass dieses Dilemma auch andere Züchter beschäftigt. Zimmermann hat derzeit zwölf Hühner. In guten Zeiten sammele er täglich acht Eier ein. Unter Arrest seien es pro Tag nur ein bis zwei. Auch Nachwuchs stelle sich nicht ein. Unter normalen Umständen hätte er 30 bis 40 Küken bei den Warzenenten. Bislang hat er noch nicht eins.

Züchter: „Ich hoffe, dass meine Hühner und die drei Puten sowie 21 Warzenenten ab Mitte März wieder raus können“

„Ich hoffe, dass meine Hühner und die drei Puten sowie 21 Warzenenten ab Mitte März wieder raus können“, gibt er sich zweckoptimistisch. Die rund 30 Mitglieder des Vereins seien alle bedrückt. Die bis jetzt aufgetretenen Verluste werden wohl erst gegen Ende März wieder ausgeglichen sein, schätzt Zimmermann. Die schlechte Stimmung unter den Geflügelzüchtern ist dem Vorsitzenden des Landesverbandes, Dieter Kuhr, bestens bekannt. „Das Problem ist die flächendeckende Aufstallung. Das ist nicht gut für die Tiere“, schimpft er. Derzeit, so würden die Züchter melden, gebe es etwa 50 Prozent weniger und zudem in der Qualität schlechtere Eier.

„Für die Nachzucht sind kaum Eier da. Wir rechnen mit einem Verlust von 60 Prozent“, beklagt der 59-Jährige. Schlimm sei das besonders für Rassen, die bereits auf der roten Liste stehen. Kuhr erwartet nicht nur einen Rückgang der Mitglieder im Verband - bis jetzt sind bereits rund 150 ausgetreten, sondern auch ein Minus bei den Rassegeflügelschauen. Er selbst züchtet etwa 30 Hühner, hinzu kommen 80 Tauben. Auch dieses Federvieh bereitet den Züchtern Sorgen, wie der Mann aus Könnern berichten kann.

Verband Deutscher Brieftaubenzüchter empfiehlt, den Tauben dort den Freiflug zu verbieten, wo eine Stallpflicht für Geflügel verhängt wurde

Denn auch die Taubenzüchter haben ihre Vögel im Verschlag. „Bei uns ist es jedoch nicht wegen der Vogelgrippe, denn Tauben gelten nicht als Überträger der Vogelgrippe“, ist unter anderem von Dieter Wolfram zu hören. Dennoch treffe die Taubenzüchter das Halten der Tiere hinter Gittern ebenso hart wie die Geflügelzüchter. Wolfram (75), der seit 65 Jahren Tauben in Werschen züchtet und jetzt noch 90 Brieftauben im Verschlag hat, erklärt es.

Der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter empfiehlt, den Tauben dort den Freiflug zu verbieten, wo eine Stallpflicht für Geflügel verhängt wurde. Dies bestätigt auch Steffen Röhl, der Vorsitzender des Brieftaubenzüchtervereins Tagewerben und zweiter Vorsitzender des Weitstreckenclubs Mitteldeutschlands ist, der auch Hochzeitstauben ab Mai wieder „vermietet“.

Züchter im Burgenlandkreis: „Wir wollen unsere Brieftauben vor den Greifvögeln schützen“

Für beide Züchter geht es in diesen Monaten jedoch noch um mehr. „Wir wollen unsere Brieftauben vor den Greifvögeln schützen“, betont Wolfram. Greifvogel- und Wanderfalkenpopulationen würden sich in Deutschland aufgrund der verbesserten Umweltbedingungen und dem Fehlen von Feinden gut vermehren. Doch von Jägern gejagt würden sie kaum. So sei es Alltag, dass Raubvögel gerade in den Wintermonaten den Himmel regelrecht nach Nahrung durchpflügen. Tauben seien da ein willkommenes Fressen. Hätten sie dann selbst Nachwuchs, gingen sie natürlich auf Nahrungssuche - wieder seien Tauben die Opfer.

Mirco Schauer vom Brieftaubenzüchterverein Zembschen bestätigt diese traurige Bilanz. „Meine Tauben sind seit Oktober im Verschlag“, beschreibt der Hohenmölsener die Situation. Vor Jahren habe er die Vögel auch einmal im Winter fliegen lassen. Etwa 20 Tiere hätten dies nicht überlebt. „Nun haben meine 90 Brieftauben große Volieren, aber trotz der besseren Verhältnisse will eben gerade solch ein Vogel weite Strecken fliegen“, ist von dem 29-Jährigen Züchter zu hören. Dass seine Tiere wegen des mangelnden Flugtrainings in der kommenden Wettkampfsaison schlechter abschneiden könnten, befürchtet der Hohenmölsener nicht. Die Muskulatur der Tiere hätte sich in zwei Wochen wieder aufgebaut. (mz)