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Weißenfels Weißenfels: Kleine Frau kommt groß raus

Von HEIKE RIEDEL 03.07.2012, 06:49

WEISSENFELS/MZ. - So richtig Arbeit hatte sie nach ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau eigentlich noch nie, gesteht die 35-Jährige Nicole Topf ein. Dabei bewerbe sie sich immer wieder und mache auch die Maßnahmen mit, die ihr Arbeitsagentur und Jobcenter anbieten. Doch trägt sie wegen ihrer Größe von nur 136 Zentimetern den Status "behindert" mit sich herum. Und das macht die Arbeitssuche nicht leichter. Doch jetzt ist sie angekommen im Berufsleben, meint die Weißenfelserin, und zwar im Asklepios-Klinikum.

"Hier hat sich alles gut gefügt und auch das Glück noch nachgeholfen", sagt Andreas Spiller, Pflegedirektor am Asklepios-Klinikum Weißenfels. Denn nicht zu jeder Zeit kann er denjenigen, die Arbeit suchen, Stellen anbieten. Andererseits findet er aber auch nicht zu jedem Zeitpunkt auf dem Arbeitsmarkt, geeignetes Personal, dann, wann er es braucht.

Nicole Topf ist seit dem 1. Juni im Klinikum angestellt - und das obwohl da noch nicht einmal die Maßnahme beim Bildungs- und Beratungsinstitut (BBI) in Zeitz beendet war. Die hat sie aber ins Krankenhaus geführt.

In Praktika können sich die vom Jobcenter empfohlenen Arbeitssuchenden ausprobieren und das Team des Klinikums kann sich ein Urteil über sie bilden. Deswegen arbeitet Spiller gern mit den Arbeitsvermittlern und Bildungsträgern zusammen. Den Hauptteil seines Personals findet er allerdings unter den Absolventen des Bildungszentrums im eigenen Haus. Da müsse er nicht um den Nachwuchs bangen.

Dieses Jahr kann er sogar elf von ihnen einstellen. Das ist viel. Doch wegen der Eröffnung einer neuen Station, der Neurochirurgie im Herbst, sind 16 Stellen neu zu besetzen. Und noch einmal acht Plätze kommen im nächsten Jahr hinzu, wenn der Überwachungsbereich erweitert wird. Weil die Absolventen geballt zum Abschluss ihrer Ausbildung Arbeit suchen, ist Spiller froh, auch übers Jahr von außerhalb noch andere Bewerbungen zu erhalten und aus diesen zwischendurch schöpfen zu können. "Wir sind noch in der komfortablen Situation, mehr Bewerber als Stellen zu haben", so hört sich das aus seiner Sicht an.

Dass er allerdings die Akten einer Bürokauffrau wie Nicole Topf obenauf gelegt hätte, bezweifelt er. Dabei hat die 35-Jährige 2005 bis 2007 schon eine Umschulung zur medizinischen Dokumentationsassistentin gemacht. Für ihn zählte nun vor allem, wie sie sich im diesjährigen Praktikum als Pflegeassistentin gezeigt hat.

"Die Frau ist schon taff", so seine Einschätzung. Nicht nur, dass sie sich schnell eingearbeitet und gut uns Team integriert habe, sie hat in einer alle überraschenden Testsituation bestens reagiert. Auf einer Station sei eine Pflegeassistentin ausgefallen und das, als auch gerade noch ein Symposium am Klinikum lief. Nicole Topf musste einspringen, die bis dahin solche Arbeiten an der "Rezeption" der Station noch gar nicht so lange und nur in Teilzeit ausgeführt hatte. Doch "sie meisterte die Aufgaben mit Bravour", sagt Spiller.

Heute bewegt sich "die Neue"" an ihrem Arbeitsplatz in der Unfallchirurgie so, als gehörte sie schon immer dahin. "Ich bin glücklich", sagt Topf, "bin unabhängig vom Amt, kann mir mal was leisten, gehöre dazu, werde akzeptiert, finde berufliche Anerkennung".

"Ihre Persönlichkeitsmerkmale zeichnen sie aus, sie wurde gezielt auf die Arbeit vorbereitet, hat heute alle fachlichen Voraussetzungen und konnte sich schließlich zwischen zwei Stellen sogar eine aussuchen", beschreibt Spiller das, was sowohl Glück als auch Ergebnis zielgerichteter Arbeit von merheren Seiten ist: von Nicole Topf, vom Arbeitsvermittler und Jobcenter, vom Bildungsträger und schließlich auch vom Krankenhaus.