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Schloss kommt unter den Hammer

Von Yvette Meinhardt 14.11.2007, 19:17

Gröbitz/MZ. - Ein großer Klotz steht mitten in Gröbitz. Das ehemalige Rittergut verlor im Laufe der Jahrhunderte seine herrschaftliche Würde. Dennoch schlägt im Inneren der alten Gemäuer der Herzschlag des Dorfes. Im Erdgeschoss hat sich die Gemeinde eingerichtet. Ein Feuer lodert im neuen Ofen. Bürgermeisterin Selwith Patzak wartet auf potenzielle Schlossbesitzer. Doch zum Besichtigungstermin vor der Versteigerung kommt kein Fremder.

"Das ist oft so, hat aber am Ende nichts mit der Versteigerung zu tun. Solche Objekte bleiben in der Regel nicht liegen", gibt sich Immobilienmaklerin Karla Winkler zuversichtlich. Die Versteigerung ist für den 24. November in Leipzig angesetzt. Bei 29 000 Euro liegt der Anfangswert. "Wir hatten es schon billiger angeboten, fanden jedoch keinen Interessenten", sagt die Bürgermeisterin.

Mit reichlich Wehmut führen Elisabeth Kammel und Daniela Gabler durch das Gemäuer. Sie gehören zur Interessengemeinschaft Gröbitzer Schloss. Von anfangs ungezählten emsigen Mitstreitern blieb nur noch ein Kleeblatt übrig. "Wir hatten viele Ideen, die reichten vom Gemeindezentrum bis zum Café", erzählt Frau Gabler. Doch für die Realisierung großer Träume fehlte immer das Geld. Selbst Fördermittel konnten in das Baudenkmal nicht fließen, weil die Gemeinde den Eigenanteil schuldig blieb. Eine grundhafte Sanierung blieb bis heute aus. Der Zustand von Dach, Fenster und Fassade spricht für sich. Und trotzdem blieb das Schloss stets ein zentraler Ort in der Gemeinde.

In der Vergangenheit herrschte hier reges Leben. Kindergarten, Bibliothek, Arztpraxen und Wohnungen gab es unter dem historischen Dach. Heute findet man vor allem Vereine hier. Die Feuerwehr hat sich ganz oben ein paar Räume hergerichtet. Der Chor probt, Landfrauen, Kirchengemeinde und Keramikgruppe haben ein Domizil.

Die Räume atmen Geschichte, Stuckdecken, Türgewände und alte Kastenschlösser bewahren die Vergangenheit. Hier und da gibt es Risse in der Decke, auch Untersuchungen der Denkmalsubstanz und bauliche Eigenversuche. In der Keramikstube beispielsweise wurden 13 historische Farbschichten dokumentiert. Eine andere Tür historischem Vorbild nachempfunden und in Eigeninitiative saniert. Kleine Versuche ein zu großes Objekt zu retten. "Wir haben uns schweren Herzens entschlossen, das Schloss zu verkaufen. Die Gemeinde kann es finanziell nicht mehr tragen", sagt Frau Patzak. Allein für Wasser, Abwasser und Strom zahlt die Kommune jährlich rund 7 000 Euro. Weitere 2 500 Euro kostet die Kohle zum Heizen. Der Gemeinde fehlt das Geld. "Wir haben kein Gewerbegebiet im Ort, und kaum Steuereinnahmen", verdeutlicht Frau Patzak die finanziellen Zwänge.