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Schelkau Schelkau: Menschen mit Handicap führen Theaterstück auf

Von anka stolper-heinike 22.01.2014, 18:32
Rene (links) und Marcel gestalten bunte Masken für das Theaterstück. Roman Schröder vom Najuku leitet die Behinderten bei ihrer Arbeit an.
Rene (links) und Marcel gestalten bunte Masken für das Theaterstück. Roman Schröder vom Najuku leitet die Behinderten bei ihrer Arbeit an. Peter Lisker Lizenz

schelkau/MZ - Die Aula im Haus „Wind“ der Caritas Wohn- und Förderstätte Schelkau gleicht seit einigen Tagen einer Theaterwerkstatt. Und genau genommen ist sie das auch. Denn 13 jugendliche und erwachsene Bewohner der Einrichtung für geistig und körperlich behinderte Menschen bereiten hier ein ganz besonderes Stück vor, das am Freitag, um 10 Uhr, als Schwarzlichttheater aufgeführt wird.

Viertes Theaterstück in Schelkau

Betreut wird dieses besondere Projekt vom Verein Najuku aus Merseburg, der sich mit offener und kreativer Kinder- und Jugendarbeit beschäftigt. Es sei bereits das vierte Schwarzlichttheaterprojekt in Schelkau, erzählt Christoph Sauter-Meinhardt. Er arbeitet seit dem Jahr 2000 in Schelkau und betreut derzeit die so genannte Paulus-Gruppe mit. Sie besteht aus erwachsenen Bewohnern der Einrichtung, die besondere Konzentrations- und Teamschwächen haben. Außerdem ist der Erzieher Mitglied im Najuku-Verein, den Roman Schröder, der das Schwarzlichttheaterprojekt ebenfalls betreut, leitet.

Das besondere am diesjährigen Vorhaben ist, dass sich die Mitwirkenden die Handlung und die Personen des 45-minütigen Stücks selbst ausdenken. In den Jahren zuvor war das anders. Da habe jeder Akteur eine bestimmte Rolle zugewiesen bekommen und die Handlung sei ebenfalls vorgegeben worden, erzählt Christoph Sauter-Meinhardt. „Es geht um das Leben aus der Sicht eines Behinderten, verpackt in eine Fantasiegeschichte, für die sich jeder eine spezielle Rolle ausdenkt“, erzählt er. Und so gibt es im Stück gleich zwei Könige, einen menschlichen und einen Froschkönig, zwei Königinnen und zwei Prinzessinnen. Eine von ihnen hat ein körperliches Handicap, das ihr die Suche nach einem passenden Gemahl ziemlich erschwert. Auf der Bühne sind außerdem ein Schwanenbote im Rollstuhl und ein weiterer Königsbote zu erleben. Es gibt einen blinden Helden und einen Wald-Helden. Und natürlich darf ein Drache in dieser Fantasiegeschichte nicht fehlen.

Mit Ernst und Freude bei der Sache

Sowohl während der Erarbeitung des Drehbuchs als auch bei der Verteilung der Aufgaben, beim Requisiten-Basteln und bei den Proben hat sich gezeigt, dass die Schelkauer Darsteller trotz ihrer individuellen Einschränkungen sehr ernsthaft und auch freundschaftlich miteinander gearbeitet haben. Das freut Christoph Sauter-Meinhardt, den Stücke-Erzähler Roman Schröder und auch Betreuer Christian Rammelt von der Paulus-Gruppe.

„Alle Akteure überwinden beim Theaterspiel ihre Hemmungen und Ängste. Sie vergessen ihre Einschränkungen, blenden sie einfach aus“, gibt Christoph Sauter-Meinhardt seine Erfahrungen aus den letzten drei Schwarzlichttheaterprojekten in Schelkau wieder. Das Ganze entwickele eine Eigendynamik und stärke die Teamfähigkeit der Gruppe, betont er. Gerade das Fördern von Konzentration und Ausdauer sei ein fester Bestandteil der Therapiearbeit mit behinderten Menschen.

Wenn die Laienschauspieler am Freitag die in Schwarz gehüllte Bühne betreten und pantomimisch ihre Geschichte erzählen, hoffen sie auf ein möglichst großes Publikum. Die Aufführung in der Aula des Hauses „Wind“ ist offen für alle und kostenlos. „Der größte Lohn für unsere Akteure sind die Anerkennung und der Applaus des Publikums“, betont Christoph Sauter-Meinhardt. Und wer möchte, kann sich nach der Aufführung selbst auf die Schwarzlichtbühne wagen und in seine eigene Fantasiewelt eintauchen.