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Projekt Projekt: Kreisverwaltung will 90 Menschen Arbeit beschaffen

Von klaus-dieter kunick 26.03.2013, 19:10

naumburg/weissenfels/MZ - Nadine Faust ist glücklich. Seit Anfang Dezember 2012 hat sie einen Arbeitsplatz in der Menüküche Theißen. Sie gehört zu den zwölf Menschen, denen über das Burgenlandkreis-Projekt Familiencoaching ein Arbeitsplatz angeboten wurde. „Der feste Job war für mich und meine Familie das schönste Weihnachtsgeschenk“, erzählt die 31-Jährige strahlend.

Was so einfach klingt, ist ein hartes Stück Arbeit. Die Ziele der Kreisverwaltung sind hoch gesteckt. 90 Menschen sollen bis Ende August 2014 in ähnlicher Art und Weise in Lohn und Brot gebracht werden. Wie schwierig das ist, wurde jetzt im Jugendhilfeausschuss des Kreistages bei einer Zwischenbilanz deutlich. Das Projekt selbst läuft seit September 2012. „Zwölf Personen konnten vermittelt werden, sieben in Naumburg, drei in Weißenfels und zwei in Zeitz“, berichtete Christel Nägler. Sie ist in der Kreisverwaltung als Familien-Integrations-Coach angestellt. Ihr Fazit: „Die Zahl 90 ist hoch, aber unser Projekt ist gut angelaufen.“

Doch im Jugendhilfeausschuss wurde schnell klar, dass die Schwierigkeiten wesentlich größer sind als ursprünglich gedacht. Christel Nägler verwies auf die Hemmnisse, die bei der Vermittlung der vorwiegend jungen Leute fast unüberwindbar scheinen: Fehlende fachliche Qualifikation, kein Schulabschluss, abgebrochene Berufsausbildung, eingeschränkte Mobilität sowie Partnerschaftsprobleme und psychische Störungen, um nur einige zu nennen. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und verschiedenen Ämtern in der Kreisverwaltung seien 104 Personen, denen man zu einer Arbeit verhelfen will, angesprochen worden: 90 Frauen, 14 Männer.

Auch andere Zahlen, die in der Sitzung genannt worden sind, ließen aufhorchen. So besitzen zwar 53 Teilnehmer einen Führerschein, aber nur 34 einen eigenen Pkw. Um diesen jungen Leuten zu einem Job zu verhelfen, seien vielfältige Hilfen notwendig. „Wir begleiten sie beispielsweise zur Schuldnerberatung, gehen mit zu den Vorstellungsgesprächen und helfen bei der Bewerbung.“

Positiv schätzte Christel Nägler die Haltung der Unternehmen ein, die sich hilfsbereit zeigen. „Die überwiegende Zahl der Firmen engagiere sich und will den jungen Leuten eine Chance einräumen“, sagte sie. Von den 90 Firmen, denen das Projekt vorgestellt worden sei, hätten 47 entsprechende Unterlagen angefordert.

Eine weitere Schwierigkeit sei, dass Schichtarbeit oft nicht gehe, da Kinder zu beaufsichtigen seien. „Viele sind alleinerziehend. Für sie ist es schwierig, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen.“ Die Unternehmen würden sich dennoch bemühen, ihnen weitgehend entgegenzukommen. Zu den Firmen, die Leute eingestellt haben, gehören laut Nägler unter anderen die Integra Weißenfels, die Kita Gröben, Wurst-Spezi Theißen sowie das DRK in Weißenfels.

„Es ist ein Sozial- und kein Arbeitsmarktprojekt“, machte Dezernent Dieter Engelhardt aus der Kreisverwaltung deutlich. Wenn man es schaffe, den jungen Leuten das Gefühl zu vermitteln, wie ein strukturierter Tagesablauf aussehen soll, habe man schon etwas erreicht. Und Jugendamtsleiterin Ursula Kühn bestätigte: „In vielen Familien gibt es keinen geregelten Tagesablauf mehr.“ Wenn Kinder auf die Frage, was sie später mal werden wollen, salopp antworten „Hartzer“, dann laufe etwas falsch in der Gesellschaft. Dem müsse man sich stellen.

Nadine Faust ist alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern und hat sich bislang nur mit Minijobs in Einkaufsmärkten über Wasser gehalten. Die Arbeitszeit von Nadine Faust wurde so angepasst, dass sie sich um ihre Kinder kümmern kann. Sie arbeitet von 7.30 bis 14 Uhr, zu jener Zeit also, wenn ihre beiden Kinder Schule und Kindertagesstätte besuchen.