1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Naturschutz in Weißenfels: Naturschutz in Weißenfels: Invasion aus Pflanzenreich

Naturschutz in Weißenfels Naturschutz in Weißenfels: Invasion aus Pflanzenreich

Von HEIKE RIEDEL 03.06.2015, 17:05
Andreas Rothe rückt in Markröhlitz gut geschützt gegen den Riesenbärenklau vor. Noch ist die Staude nicht ausgewachsen, fehlt die Blüte.
Andreas Rothe rückt in Markröhlitz gut geschützt gegen den Riesenbärenklau vor. Noch ist die Staude nicht ausgewachsen, fehlt die Blüte. PETER LISKER Lizenz

WEISSENFELS/MZ - Es sieht gespenstisch aus, wenn Uwe Heinold und Andreas Rothe in ihren Schutzanzügen ans Werk gehen, um den Riesenbärenklau - auch bekannt als Herkulesstaude - zu vernichten. Die bereits vor mehr als 120 Jahren aus dem Westkaukasus als Zierpflanze nach Europa eingeführte Pflanze hat es aber in sich. An ihr kann man sich verbrennen. Der Pflanzensaft kann auf der Haut schwere Entzündungen bis hin zur Blasenbildung auslösen. Diese heilen nur sehr langsam und hinterlassen oft narbenähnliche Pigmentierungen. Deswegen sollte der direkte Kontakt mit der imposanten Staude vermieden werden, die Kinder anlockt und diesen sehr schaden kann, wenn sie versuchen, diese zum Spielen zu nutzen.

Für die Kommunen und die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes sind extra geschulte Mitarbeiter auf öffentlichen Flächen im Einsatz, die dieser und anderen sich invasionsmäßig ausbreiteten pflanzlichen Einwanderern (Neophyten) den Kampf ansagen, weil sie heimische Pflanzen verdrängen. Eine einzige Herkulesstaude kann mehr als 50.000 Samen bilden, die noch dazu mehrjährig keimfähig sind.

Die Bekämpfung ist schwierig und langwierig. „Mit einem zehn bis 20 Zentimeter tiefen Spatenstich werden die Wurzeln schräg abgestochen“, erklärt Michael Krawetzke von der Naturschutzbehörde des Landkreises. In Lützen Richtung Kaja und am Floßgraben, in Uichteritz beidseitig des Gosecker Grabens und in dem nördlich angrenzenden Waldstück von Markröhlitz, in Goseck am Wanderweg Richtung Eulau und in Weißenfels an der alten Ziegelei sind deswegen zum Beispiel seine Mitarbeiter unterwegs.

Wenngleich er nicht kontaktgefährlich ist, muss dem Japanischen Staudenknöterich sowie dem Bastard- und Sachalin-Staudenknöterich ebenso radikal entgegengetreten werden. Denn „wo der sich ansiedelt, wächst nichts mehr, nicht einmal Gras“, weiß Krawetzke. Die ebenfalls sehr dekorative Pflanze bildet ausgedehnte, undurchdringliche Kolonien - vor allem, aber nicht nur - an Bächen und Flüssen. Sie zerstört nicht nur Ufer, sondern macht Flächen selbst als Bauland unattraktiv. So wissen die Experten des Landratsamtes, dass in Großbritannien erst Nachweise erbracht werden müssen, dass die Flächen frei von Knöterich sind. Denn seine Rhizome dringen in Ritzen von Mauern und Asphalt ein und sprengen diese direkt bei ihrem Dickenwachstum. Häuser, Gleise, Hochwasserschutzbauten werden so zum Beispiel zerstört.

In Zeitz im Bereich des Stadions an der Elster, in Ostrau an einer Steilböschung und im Dissaugraben im Wetzendorfer Gebiet mähen und stechen deswegen die „Unkrautbekämpfer“ mühselig die Pflanzen ab. Selbst die Giftkeule hilft allein nicht. Mechanisch (sechsmal im Jahr eine Mahd) und chemisch muss über Jahre drangeblieben werden, um dem Japanischen Staudenknöterich und ihm verwandte Arten zurückzudrängen. „Das Schnittgut muss gleich abtransportiert und vernichtet werden“, macht Krawetzke jedermann aufmerksam, der sich auf seinem Grundstück des Problems vielleicht auch stellen muss.

Als ein wahrer Aggressor erweist sich im Burgenlandkreis auch das Orientalische Zackenschötchen. Es ähnelt sehr dem Raps und wird deswegen von vielen Menschen gar nicht erkannt, wenn es an Straßen, Wegen und Feldrainen so schön gelb blüht. Vor allem seine zackigen Blätter verraten, dass es nicht Raps ist, dessen Blätter abgerundet sind. Die Pflanze breitet sich vor allem über ihre vielen und lange beständigen Samen schnell aus, bildet dichte Bestände und verdrängt alles andere. So geht der Artenreichtum von Wiesen verloren, werden seltene, unter Naturschutz stehende Arten gefährdet und erlebt die Landwirtschaft Ertragseinbußen. Bienen und Hummeln finden bald nicht mehr die einheimischen Arten, sondern nur noch das Zackenschötchen. Mahd und Mulchen zum falschen Zeitpunkt befördert seine Ausbreitung, anstatt sie zu dämmen. Kurz vor Ende der Blüte ist der optimale Mahdzeitpunkt, doch ist dann eine Nachblüte nicht ausgeschlossen und man muss noch einmal ran. Einzelpflanzen sollten abgeschnitten oder tief ausgestochen werden.

An der Leipziger Straße in Weißenfels wurde Staudenknöterich fotografiert.
An der Leipziger Straße in Weißenfels wurde Staudenknöterich fotografiert.
Lisker Lizenz