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Mit Betonschere gegen alten Speicher

Von ANDREAS RICHTER 13.07.2010, 17:53

WEISSENFELS/MZ. - Und die Männer müssen bei sengender Hitze hart ran. Bis zum Beginn des Sachsen-Anhalt-Tages am 20. August soll die Ruine verschwunden sein. "Der Termin ist ganz schön hart. Wir arbeiten wochentags zwölf Stunden, sonnabends noch mal acht", berichtet Bauleiter Dieter Lisker.

Viele Jahre hat es gedauert, bis die Industriebrache, einer der größten Schandflecke in Weißenfels überhaupt, nun abgerissen werden kann. 1927 errichtet, diente das Gebäude jahrzehntelang als Speicher für Saatgut. Doch kurz nach der Wende wurde das riesige Lager nicht mehr gebraucht. Was folgte, waren endlose und letztlich erfolglose Versuche, das prägnante Gebäude am nördlichen Eingangstor zur Stadt entweder anders zu nutzen oder abzureißen. Die Sache wurde nicht leichter, als der alte Speicher in die Denkmalliste des Landes aufgenommen wurde. Schließlich scheiterten alle Versuche, einen Nutzer zu finden. "Der hohle Vogel ist nicht zu vermarkten", sagt trocken Wolfgang Boy, Geschäftsführer des Naumburger Planungsbüros Boy und Partner. Seine Firma hat den Abriss geplant. Doch ehe Betonschere und Greifer jetzt zum Einsatz kommen können, musste das Büro eine sorgfältige Dokumentation des Industriedenkmals erstellen.

Fotos sollen später an das erinnern, was jetzt nach und nach den Werkzeugen der Abbruchfirma zum Opfer fällt. "Wir rechnen mit bis zu 5 000 Tonnen Abbruchmaterial", sagt Dieter Lisker, für dessen Firma der Abriss des Speichers eher ein Routine-Auftrag ist. Dass die Arbeiten trotz Bewässerungsanlage mitunter Staub und vor allem Lärm verursachen, darüber seien Einwohner und Gartenbesitzer in der Nähe informiert worden, versichert der Weißenfelser. Einige unmittelbar an das Abriss-Gelände grenzende Kleingärten dürfen derzeit sogar aus Sicherheitsgründen nicht genutzt werden.

Säuberlich getrennt und fachgerecht entsorgt werden Dachpappe und Eisen, Holz und Restabfälle. Ein etwa sechs Meter tiefer Keller des Speichers soll mit Recyclingmaterial, vorwiegend Beton, verfüllt werden. Mit unbelastetem Material natürlich. Regelmäßig wird der Abbruch kontrolliert. "Bisher gibt es keine gefährlichen Abfälle", versichert Dieter Lisker und hofft, dass das so bleibt. Denn sonst wäre der Termin Sachsen-Anhalt-Tag kaum noch zu halten.

Läuft alles nach Plan, dann hinterlässt die Abbruchfirma im August am Heuweg eine ebene Fläche. Deren Eigentümer ist die Familie Tönnies, Gesellschafter des Weißenfelser Fleischwerkes. "Das Gelände wird nach dem Abriss begrünt", sagt Andreas Töpfer, Beauftragter der Familie Tönnies. Dabei steht der jetzige Abbruch im Zusammenhang mit der ab Herbst geplanten Umgestaltung des benachbarten ebenfalls auf Tönnies-Gelände befindlichen Heuwegcenters. "Zu einem neuen Einkaufscenter passt kein altes Industriegebäude", so Töpfer.