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Klare Absage an einen Abgesang

Von Petra Wozny 22.01.2008, 19:16

Hohenmölsen/MZ. - In der Stadt pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Dem Fanfarenzug gehen die Bläser aus. Die Fußballmannschaft vom SV Wählitz hat sich mangels Kicker aufgelöst. Und auch der Stadtchor "Lyra" sucht händeringend Sänger. Schon melden sich diejenigen, die es immer schon gewusst haben und läuten den Abgesang der Sangeslustigen ein. Überaltert an Lebensjahren und auch am Repertoire sei der Chor, wird hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Einer, der es wissen muss, ist Günter Penndorf. Seit 15 Jahren leitet der heute 71-Jährige den Verein des Stadtchorers mit großem Eifer. "Auch nach einem erfüllten Arbeitsleben Gemeinschaft und Geselligkeit zu erfahren, ist wunderbar", plaudert er, der dem montäglichen Treff zur Probe des Chores gemeinsam mit seiner Frau Eva, die zu den Gründungsmitgliedern gehört, immer mit Begeisterung entgegensieht. Auf das Engagement und die Qualität des vorgetragenen Liedgutes der Sängerinnen und Sänger lässt er nichts kommen. "Ob Frühlings-, Sommer-, Herbst- oder erst jüngst Weihnachtskonzerte - der Chor füllt Säle und Kirchenschiffe. Auf rund 15 Auftritte bringen wir es im Jahr."

In den besten Zeiten habe die "Lyra" fast 40 Chormitglieder gehabt. Heute zählt das Ensemble 27. "In der Tat liegt das Durchschnittsalter unseres Chores bei 66 Jahren. Manche reden sogar schon von einem Seniorenchor", zieht Penndorf die Stirn kraus. Er weiß, dass die Zusammenstellung der Lieder, auch der hohe Anspruch an das Liedgut stimme. Doch aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Sänger fehle es an der Frische der Stimmen.

Penndorf kennt die Unkenrufe bezüglich des Bestandes des Chores. Mit einem Hilferuf hatte er sich jüngst über das Amtsblatt an die Bürger gewendet. "Es war pure Verzweiflung", gesteht der Vereinschef. Doch als hausgemacht und als bloßes Hohenmölsener Problem sieht er das Schrumpfen des Chores nicht. Auch in anderen Städten würden Chöre über Nachwuchssorgen klagen. "Es wird nicht mehr in der Gesellschaft gesungen, das ist es. Junge Leute haben vielleicht auch andere Interessen", sieht er als die Wurzel des Übels aussterbender Chöre.

Penndorf spannt sich mit Leidenschaft vor den Karren. Absehbar ist, dass er sich Ende Januar erneut bei der Wahl des Vorstandes des Vereins als Vorsitzender stellen wird. "Wir können nur durch Mundpropaganda überzeugen", gibt er sich kämpferisch. Das scheint zu klappen. Eine junge Frau bereichert seit kurzem das Sängerpotential. Auf die Pauke hauen will der Chor mit seinem Jubiläum. Da werden sich viele Sangesfreunde ein Stelldichein geben.