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Insolvenz des Dehlitzer Kindergartenvereins Insolvenz des Dehlitzer Kindergartenvereins: Erster Schrecken ist überwunden

Von HEIKE RIEDEL 03.03.2014, 21:43
Gut betreut sehen die Eltern ihre Kinder im „Waldhaus“ Dehlitz.
Gut betreut sehen die Eltern ihre Kinder im „Waldhaus“ Dehlitz. Marco Junghans Lizenz

DEHLITZ/MZ - Der Dehlitzer Kindergartenverein „Waldhaus“ ist insolvent. „Das hätte schief gehen können, wenn wir nicht so aktive Eltern gehabt hätten“, sagt Nadine Bornhacke. Wie die anderen Eltern, die ihre Kinder in der kleinen Einrichtung betreuen lassen, hat sie aufgeatmet, als klar war, dass das „Waldhaus“ weiter geöffnet werden kann, weil der Zorbauer Kindergartenverein es nebst dem Personal übernimmt (die MZ berichtete). Dabei war die Zuversicht eigentlich groß angesichts der Arbeit, die im „Waldhaus“ immer geleistet wurde.

Neuwahl im November

Doch hat es in den letzten Wochen auch den Punkt des Erschreckens für die Eltern gegeben, nämlich als ihnen gesagt werden musste, der Trägerverein reicht Insolvenz ein. Das Haus wird geschlossen und dem Verein die Betriebserlaubnis entzogen. Da hatten Katja Berger, Viola Lins und Erzieherin Lisa Birkner, die im November in den neuen Vorstand des Vereins gewählt worden waren, aber auch ihre eigene Hilfslosigkeit schon überwunden und eine Lösung gefunden, damit für die Kinder alles wie gewohnt weitergehen konnte.

„Wir hatten von vielen Seiten Unterstützung“, sagt Viola Lins und nennt den Weißenfelser Rechtsanwalt Wolfram Hofmann zuerst, aber auch die Stadtverwaltung Lützen, das Jugendamt, Ramona Prudlik vom Zorbauer „Zwergenhaus“, Dietmar Neuhaus, Vereinsvorsitzender in Zorbau. Und ganz so selbstverständlich erschien ihnen die Hilfe zunächst ja nicht. „Wir kriegten’s richtig mit der Angst“, spricht Katja Berger die Gefühle aus, als sie erkannten, was sie sich da aufgeladen hatten. Sie waren angetreten, den 2004 zur Rettung der Kindereinrichtung „Waldhaus“ gegründeten Elternverein weiterzuführen, nachdem der alte Vorstand mit dem Ausscheiden zweier Mitglieder, darunter die Kindergartenleiterin, geschwächt war und auch der Vorsitzende Wolfgang Krößmann nach zehn Jahren das Ehrenamt abgeben wollte. Doch was sich ihnen bot, als sie sich in ihre Aufgaben einarbeiteten, war verheerend.

Es war nicht bei der Rückforderung bereits 2010 geflossenen Geldes in Höhe von 30?000 Euro von der Stadt Lützen geblieben, die ihnen erlassen worden wäre, wenn die Einrichtung ab 2011 mit den gesetzlichen Zuweisungen nach dem Kinderförderungsgesetz (Kifög) ausgekommen wäre. Gegen diese Rückforderung hatte der alte Vorstand Widerspruch eingelegt. Und Lützens Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos) sagt dazu: Eine Übergangszeit oder eine einmalige außergewöhnliche Belastungen hätte die Stadt noch akzeptieren können. Doch müssten gleich Maßstäbe für alle gelten und so sei mit dem alten Vorstand vereinbart worden, dass zukünftig der Betreuungsschlüssel eingehalten werden muss, sonst weitere Rückforderungen drohen.

Zahlungsunfähigkeit

Aber es ist noch schlimmer gekommen: Es waren keine Sozialbeiträge für die Erzieherinnen abgeführt worden. So schlugen noch einmal 15?000 Euro zu Buche, auf die keine Krankenkasse verzichtet. „Ich habe davon nichts gewusst“, gesteht Wolfgang Krößmann betroffen ein. Offenbar habe seine Stellvertreterin, die zugleich Leiterin der Einrichtung war, immer wieder versucht, Löcher zu schließen und dabei andere aufgerissen. In dieser Situation musste er die Verantwortung für den Verein wieder übernehmen und gemeinsam einigte man sich in der Mitgliederversammlung, den Insolvenzantrag zu stellen. „Wir sind zahlungsunfähig“, gesteht Krößmann ein und bedauert, dass den Mitarbeiterinnen im Februar nicht einmal mehr ihr Gehalt ausgezahlt werden konnte.

Hoch würdigt er ihr Engagement dafür, dass die Einrichtung weiterlaufen konnte. Die vier Schließungstage wurden nur notwendig, um einen sauberen Schnitt zu machen und dem Zorbauer Verein mit neuer Betriebserlaubnis und neuen Verträgen die Chance für einen Neuanfang zu geben.

Eltern sind Gemeinschaft

Freilich, die Schließtage haben Eltern vor Probleme gestellt, räumt Jürgen Lotsch, ein Vater, ein. Entsetzt habe er aufgenommen, dass der Verein so schlecht funktionierte. Nach außen hin sei das nie spürbar gewesen, die Eltern hätten ihm ihr Vertrauen geschenkt. Sie wollen ihren Zusammenhalt auch nicht aufgeben, stehen weiterhin voll hinter der Einrichtung, auch wenn diese nun von Zorbau aus verwaltet wird.