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Folgen des Warnstreiks Folgen des Warnstreiks: Drei Schüler in einer Klasse

Von Petra Wozny 26.02.2013, 17:47
Die Klasse 6 b des Hohenmölsener Agricolagymnasium war am Montag früh recht ausgedünnt: Nur drei von eigentlich 20 Schülern waren anwesend.
Die Klasse 6 b des Hohenmölsener Agricolagymnasium war am Montag früh recht ausgedünnt: Nur drei von eigentlich 20 Schülern waren anwesend. P. Lisker Lizenz

Hohenmölsen/weissenfels/MZ - „Nein, so etwas habe ich in meiner Lehrerlaufbahn noch nicht erlebt“, meint Frank Meudtner, seit fast einem Vierteljahrhundert Pädagoge und seit fünf Jahren Leiter des Agricolagymnasiums Hohenmölsen. Warten auf die Schüler heißt es für das Lehrerkollegium in den frühen Morgenstunden am Montag, und das, wo in den zwölften Klassen für 46 Schüler in drei Fächern das Vorabitur geschrieben werden soll. Doch ohne Schülerbeförderung steht die wichtigste Klausur vor dem Abi in Frage.

Der Streik im Nahverkehr des Burgenlandkreises hat vor allem die Schüler getroffen. Hunderte kamen am Montag nicht in ihre Schulen. Pausenlos werden Schüler im Sekretariat des Agricolagymnasiums abgemeldet. Kurz vor acht Uhr geht Meudtner durch die Klassen, zählt seine Schäfchen. Von 485 Gymnasiasten fehlen 227. In der Klasse 9b sitzen zwei Schüler von 16, in der 6b drei von 20. Gut besetzt ist indes die Klasse 7a mit 26 von 28 Schülern. Gegen 10 Uhr gibt der Schulleiter das Signal: Die Köpfe der Zwölftklässler senken sich über die Prüfungsbögen in den Fächern Chemie, Englisch und Physik. 16 werden nachschreiben müssen. „Ob sie krank sind oder nicht befördert wurden, können wir nicht sagen“, meint Meudtner, der Verständnis für den Busfahrerstreik zeigt, „aber ich denke, dass er wenig bringen wird“.

Mit 50 Prozent der Schüler brach in der Sekundarschule Hohenmölsen zwar nicht der Unterricht zusammen, aber „normal war das nicht“, urteilt Schulleiter Frank Keck. Die Lehrer hatten sich auf die besondere Situation vorbereitet und vorwiegend Übungsphasen in das Unterrichtsprogramm eingetaktet, damit nicht zu viel neuer Stoff für die Fehlenden ausfallen sollte. In der Förderschule Hohenmölsen lief es laut Schulleiterin Elke Buchner „ganz normal“. Von 35 fehlenden Kindern waren 16 unentschuldigt. „Manche Eltern haben uns beschimpft und zeigten Unverständnis, dass sie nun ihr Kind zur Schule bringen sollten“, berichtet die Schulleiterin. Fast wie immer startete die Grundschule Nord in Hohenmölsen. Von 203 Schülern waren 187 anwesend. Die Schule verzeichnet derzeit einen recht hohen Krankenstand.

In Lützen warteten zehn Schüler und zwei andere Fahrgäste seit 6.48 Uhr vergeblich auf ihren Bus, der sie nach Hohenmölsen oder Weißenfels bringen sollte. „Es sollten früh doch noch die Busse fahren“, so hatte es Anna Kother (5. Klasse) am Freitag im Agricolagymnasium und von den Eltern gehört. Auch Patrick Jung (3. Klasse), Florian Günther (4. Klasse) und Jeniffer Schuster (5. Klasse) hatten aus ihrer Schule so eine Mitteilung am Freitagnachmittag erhalten. Bei dem Gedanken, am Nachmittag ja auch wieder zurückfahren zu müssen und nicht zu wissen womit, stand für einige fest, dass sie wohl zu Hause bleiben werden. Mit einem Anruf werde ihre Mutter die Beuditzschule informieren und dann eine schriftliche Entschuldigung nachreichen, sagte Marie-Christin Finze.

Vater Mirko Kother wusste vom Streik, doch dass seine Tochter Anna schon nach 7 Uhr wieder vor der Tür stehen würde, hatte er nicht erwartet. „Dann hätten wir uns doch darauf eingestellt, zum Beispiel eine Fahrgemeinschaft gebildet“, sagte er. Sein Verständnis für den Streik hielt sich in Grenzen, weil viele wenig verdienen und daran nichts ändern können. Vor allem aber war er unzufrieden, weil zuvor keine klaren Informationen an die vom Streik betroffenen Busnutzer rausgegangen sind und deswegen die Eltern nicht richtig reagieren konnten. Man stelle sich vor, die Eltern sind schon zur Arbeit, glauben ihr Kind in der Schule, doch das muss unerwartet allein zu Hause bleiben.

Am Weißenfelser Goethegymnasium sei von Streik kaum etwas zu spüren gewesen. „95 Prozent unserer Fahrschüler, die auf Busse angewiesen sind, kamen pünktlich um 7.55 Uhr zum Unterrichtsbeginn“, ist von Cornelia König zu hören. „Das hat uns Lehrer sehr gefreut. Alles lief planmäßig, weil wir vom Burgenlandkreis am Freitag in einem Schreiben über den Streik informiert worden“, erklärt die Schulfachliche Koordinatorin. Von den 660 Gymnasiasten in 29 Klassen gehören momentan 240 Mädchen und Jungen der fünften bis zwölften Klasse zu den Fahrschülern. Die meisten wurden von den Eltern gebracht. Von Gröbitz über Leißling bis Großkorbetha und Wengelsdorf haben Mütter und Väter Fahrgemeinschaften.