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Erste Boygroup Deutschlands lebt im Kulturhaus neu auf

Von ANDREA HAMANN 21.12.2009, 18:19

WEISSENFELS/MZ. - Die Künstler ziehen sich ihre Kostüme an, letzte Absprachen werden getroffen. Es ist schließlich der erste Auftritt des Ensembles außerhalb des Neuen Theaters in Halle. Dort sind die Schauspieler seit einem Jahr mit diesem Programm zu erleben. Pünktlich beginnt schließlich die 34. Vorstellung, die nach der musikalischen Vorlage Franz Wittenbrings erarbeitet worden ist.

Gespannt warten auch Edel und Peter Helling. Sie sind mit ihrer Tochter Franziska in das Kulturhaus gekommen. "Die Gruppe und die Lieder kennt man", erklärt Edel Helling ihr Interesse an der Aufführung. "Ich bin für alles offen und wollte mir das unbedingt ansehen", fügt Franziska Helling hinzu.

"Begrüßen sie die erste Boygroup der Welt", tönt es aus den Lautsprechern. Das Stück beginnt in einer zugigen Ecke im berlinerischen Kreuzberg an einem kalten Dezembertag. "Berlin, das schreit doch nach Musik und Unterhaltung", macht Harry Frommermann klar, während er frierend an seinem Klavier auf Sänger wartet, die er per Zeitungsannonce eingeladen hat. Unter den vielen Bewerbern ist nur einer und zwar Robert Biberti, der mit seiner tiefen Bassstimme Akzeptanz findet.

Schnell tauchen die Gäste des Kulturhauses ein in die Entstehungsgeschichte der Gruppe. Sie erleben mit, wie die jungen Männer, die sich nach und nach zusammenfinden, monatelang in der Wohnung von Harry Frommermann üben, sich streiten und vertragen und schließlich 1928 ihren ersten Auftritt in Charells "Großem Schauspielhaus" in Berlin haben. Sie hören die weltbekannten Titel wie "Mein kleiner grüner Kaktus", "Ein Freund, ein guter Freund" oder auch "Wir sind von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" und verfolgen gespannt den rasanten Aufstieg der sechs jungen Männer mit.

Der Aufstieg auf der Karriereleiter wird allerdings nach und nach durch die Einführung des Hitlerregimes eingedämmt, denn drei der Mitglieder sind sogenannte "Nicht-Arier". Schließlich wird ihnen ausdrücklich Berufsverbot erteilt. Das Sextett trennt sich. Die drei "Arier" bleiben in Deutschland, die "Nichtarier" gehen ins Ausland.

Etwa zweieinhalb Stunden dauert die Aufführung mit diesem traurigen Ende, das klar macht, welche Macht Hitler zu seiner Zeit hatte und mit welchen Konsequenzen selbst begnadete Künstler leben mussten.