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"Der Franz? Ein prima Kerl!" "Der Franz? Ein prima Kerl!": 60 140 150 - Drei Jubiläen in einem Jahr

Von Bärbel Schmuck 08.11.2013, 18:28
In „seiner“ St.-Elisabeth-Kirche in Weißenfels: Franz Kapaun im Messgewand mit Heiliggeist-Stola, die eine Frau aus Tröglitz für ihn anfertigte.
In „seiner“ St.-Elisabeth-Kirche in Weißenfels: Franz Kapaun im Messgewand mit Heiliggeist-Stola, die eine Frau aus Tröglitz für ihn anfertigte. Peter Lisker Lizenz

Weißenfels/MZ - Im nächsten Monat wird er 85 Jahre alt und hält noch immer, frei sprechend, ganz ohne Zettel, Predigten zu Gottesdiensten, wenn der jetzige Pfarrer Karl Christoph Werner mal verhindert ist. Und wenn Franz Kapaun, nach seinem Alter befragt, antwortet: „Ich bin im besten Sterbealter“, dann passt das überhaupt nicht zusammen. Doch wer den agilen Priester kennt und ihn in Veranstaltungen erlebt, weiß: „Das passt wie die Faust aufs Auge, so ein Satz ist typisch für ihn“, denn Franz Kapaun ist nicht nur ein sehr belesener und schlagfertiger Mann, er hat zudem viel Humor.

„Der Franz? Ein prima Kerl“, sagt Gemeindemitglied Manfred Rauner, Ex-Oberbürgermeister und jetziger Stadtrat (CDU) in Weißenfels über Franz Kapaun. „Das war mein Pfarrer, ich kenne ihn seit meiner Kindheit, erhielt von ihm meine Erstkommunion“, ist von Barbara Döring zu hören. Die 41-jährige Weißenfelserin, die sich gerade auf ihre Hauptrolle als Elisabeth im Laien-Musicalprojekt des Vereins „music art weissenfels“ - „Elisabeth - Legende einer Heiligen“ vorbereitet, erinnert sich an die enge Freundschaft, die ihre inzwischen gestorbenen Eltern Ilse und Georg Krämm mit Franz Kapaun verbunden habe.

„Er ist eine Persönlichkeit, ein ganz feiner Mensch, der immer einen Spaß auf den Lippen hat und bis heute eine Identifikations- und Integrationsfigur für die Gemeinde geblieben ist“, sagt Barbara Döring. Den früheren langjährigen Pfarrer nach seiner St.-Elisabeth-Gemeinde in Weißenfels und ihrer Bedeutung für ihn persönlich zu befragen, ist in der Tat ein Vergnügen. Prompt antwortet der Geistliche: „Sie tragen mich hier alle auf Händen, weil sie wissen, dass ich jemanden immer mal auf den Arm nehme.“ Er sei gerne nach Weißenfels, seinen liebgewordenen Alterswohnsitz, zurückgekehrt, sagt Franz Kapaun, der nach seiner Amtszeit in Weißenfels in Tröglitz bei Zeitz wirkte.

Worte der Hochachtung

Im August feierte der Senior ein besonderes Jubiläum, denn vor 60 Jahren wurde der in Ceska Trebova, einem kleinen Ort im heutigen Tschechien, geborene Mann zum Priester geweiht. Dass dieses Ereignis eines von drei Jubiläen in diesem Jahr ist, erfüllt den Theologen, der von 1974 bis 1987 Pfarrer in der katholischen St.-Elisabeth-Gemeinde Weißenfels war, mit Stolz. Seine Gemeinde besteht 150 Jahre, deren gleichnamiges Gotteshaus wurde vor 140 Jahren gebaut.

Mit zahlreichen Veranstaltungen wie Konzerten und einem Vortrag zur Geschichte mit Erich Schmeikal, der die von ihm und Lehrer Georg Krämm verfasste Chronik fortsetzt, wurden und werden die beiden Jubiläen begangen. „Als ich nach meiner Zeit als Rektor des St.-Barbara-Krankenhauses in Halle nach Weißenfels als Pfarrer kam, habe ich eine sehr engagiert geprägte katholische Gemeinde vorgefunden“, blickt Franz Kapaun zurück. Sein Vorgänger Paul Holzem habe von 1942 bis 1994 viel geleistet, findet er Worte der Hochachtung. Zudem konnte Franz Kapaun während seiner 13-jährigen Amtszeit auf die Schönstätter Marienschwestern bauen, von denen Anneliese Kubasta noch immer als „weißer Engel“ und „rasende Barmherzigkeit“ in der Altenpflege und der Gemeindearbeit wirkt. Er würdigt die Unterstützung seiner Pfarrhaushälterin Sieglinde Staffek und das Miteinander der Erzieherinnen der Kindertagesstätte, die sich in Trägerschaft der Gemeinde befindet. Seit der Wende gibt es zudem die Caritas-Sozialstation und das Caritas-Altenheim St. Franziskus in Weißenfels, in denen Menschen der Gemeinde mitarbeiten würden.

„Ich bin sehr dankbar und glücklich“

Immer sind es die anderen, deren Engagement der betagte und lebenserfahrene Priester würdigt. Über sich und seine Verdienste zu sprechen, ist nicht sein Ding. Doch Weggefährten aus Pfarrgemeinden und Kolpingfamilien wissen: Zu DDR-Zeiten vermittelte der besonnene Leiter der Kirchengemeinde zwischen Kirche und Politik. Auch die Renovierung von Gottes- und Gemeindehaus Anfang der 1980er Jahre fallen in seine Weißenfelser Amtszeit. Zwei Jahre vor der Wende wurde Franz Kapaun nach Tröglitz versetzt, initiierte und moderierte den dortigen Runden Tisch nach dem Ende der DDR.

Heute feiert er gern Gottesdienst mit Pfarrer Werner, „einem liebenswerten und klugen Menschen“ und den Gemeindemitgliedern, von denen sich viele Menschen nicht nur in der Gemeinde selbst und dem Caritasverband Kolpingfamilie, sondern in Weißenfels und seinen Ortsteilen politisch, wirtschaftlich, kulturell und sozial einsetzen. Franz Kapaun, der noch immer Kontakt zu seiner Heimat Tschechien pflegt, nennt Namen wie den ersten Landrat und Bürgermeister der Stadt Weißenfels nach der Wende, Johannes Kreis und Martin Neumann. Sie sind ebenso wie Michael Heinemann, Franz Endt, Manfred Rauner, Gerhard Ehspanner, Wolfgang Hoffmann, Johannes Drewitz und Peter Kungl aktive Mitgestalter - ob als Stadträte oder in Vereinen vom Heimatnaturgarten über das Heinrich-Schütz-Haus, die Stadt- und Kaffeehausmusikanten bis zu den Karnevalisten.

Es gibt noch viele andere tüchtige Menschen, die das Leben in der Gemeinde und der Stadt lebenswerter machen, wie Franz Kapaun betont. Einen wolle er noch besonders hervorheben: Kirchenmusiker Andreas Morys, der bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten als Kantor für „beste Musik“ an der Orgel, im Gemeindechor, Kammerchor und als Musiklehrer für Kinder und Jugendliche verantwortlich zeichne. „Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass ich dabei sein und das miterleben darf“, erklärt Pfarrer Kapaun. Er freue sich schon auf die Feier am 17. November zu Ehren der Gemeinde und ihrer Patronin, der heiligen Elisabeth.