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Dem Abitur folgen neue Ziele

Von Heike Riedel 12.06.2006, 17:57

Weißenfels/MZ. - Nur die mündlichen Prüfungen trennen die 17 jungen Frauen und Männer noch von ihrem vor drei Jahren erwählten Ziel, dem Abitur. Ihr Tutor Dr. Klaus-Dieter Kiontke hat ihnen den Ausgang ihrer schriftlichen Prüfung mitgeteilt. Nun muss Sergej Rotärmel noch einmal schwitzen.

Deutsch hat sich dem 25-Jährigen, der vor fünf Jahren aus Kasachstan nach Weißenfels kam, als Hürde erwiesen. Weil das in seinem Geburtsland abgelegte Abitur in Deutschland nicht anerkannt wird, stellte er sich der Ausbildung über den zweiten Bildungsweg am Goethe-Gymnasium. Nun wagt er gar nicht weiter in die Zukunft zu denken und hofft mit den mündlichen Prüfungen in Deutsch und Geschichte auch noch den letzten Schritt für sein Abitur zu schaffen. Immerhin hat er es doch so weit geschafft und selbst im letzten Jahr nicht aufgegeben, wo sich vier Mitschüler von der Schule des Zweiten Bildungsweges verabschiedeten.

Der gleichaltrige Stefan Krause quält sich auf andere Art. Er fragt sich: "Was soll ich studieren? Womit habe ich auch gute Berufsaussichten?" Der Bad Kösener, der schon den Abschluss als Bürokaufmann in der Tasche hat, kann ein so gutes Abitur-Zeugnis erwarten, dass ihm damit alle Studienrichtungen offen stehen dürften.

"Die Klasse 13 b des Kolleg kann sich mit ihren Zensuren sehen lassen. Sie steht anderen Gymnasiasten in keiner Weise nach", sagt Rüdiger Engelhardt. Die Einschätzung des Mathelehrers macht die Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 23 und 31 Jahren stolz, ist doch das Mathe-Abitur dieses Jahr besonders schwer gewesen. "Es war kein leichter Weg", gesteht Judith Felkel (24) ein. Besonders am Anfang falle es schwer, sich wieder aufs Lernen zu konzentrieren und Schulwissen zu aktivieren, blickt die Bad Dürrenbergerin zurück. Doch mit einem Ziel vor den Augen und dem elternunabhängigen Bafög sieht Marcel Zeidler aus Stößen (23) das Ziel erreichbar, wenn erst einmal das erste Jahr, die Einführungsphase, geschafft ist. Mit Judith Felkel hat er als Klassensprecher die Interessen der jungen Leute gegenüber der Lehrerschaft vertreten und kann auch aus dieser Sicht jedem, der die Hochschulreife nachträglich erreichen möchte, den zweiten Bildungsweg am Goethe-Gymnasium empfehlen. Er werde seiner Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter nun ein Studium der Verkehrswissenschaft an der TU Dresden aufsatteln. Judith Felkel strebt ein Lehramt an, in das ihr Interesse für Biologie passt. Insgesamt elf der 17 jungen Männer und Frauen der Klasse wollen sich nun dem nächsten Schritt in eine neue berufliche Zukunft stellen und studieren.

Für den zweiten Bildungsweg zum Abitur ist für 2006 bis 19. Juli Anmeldefrist am Weißenfelser Goethe-Gymnasium (Tel.: 03443 / 30 32 78). Zu Schuljahresbeginn kann wegen freier Plätze auch noch nachgefragt werden.