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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Vorsicht, die Kontrolleure kommen!

Von HEIKE RIEDEL 21.08.2011, 19:04

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Ihnen geht ein Furcht erregender Ruf voraus, den Lebensmittelkontrolleuren. "Wenn die wollen, finden die doch immer was", wehrt da schon mal ein Gewerbetreibender das Vorhaben ab, dass die MZ sich an die Fersen des Kontrolleurs klebt, wenn er in seinen Betrieb kommt. Ob am Standort Zeitz, Weißenfels oder Naumburg des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes, die Firmen sind vorsichtig damit, auch die Zeitung hinter die Kulissen schauen zu lassen.

Denn in der Tat werden die Kontrolleure manchmal fündig. Da musste die Behörde sogar zwei Unternehmen schon mal zur Gefahrenabwehr aus hygienischen Gründen schließen, räumt Petra Glöckner, die Chefin der Lebensmittelüberwachung im Burgenlandkreis, ein. Und etwa fünfmal jährlich müssen Geschäftsräume vorübergehend geschlossen werden, bis die amtlichen Auflagen erfüllt sind.

"Was wir ,finden', soll dem Betrieb doch nicht zum Nachteil sein, sondern ihm helfen, dass gar nicht erst ernsthafte Gefahren für den Verbraucher entstehen", verteidigt Christian Antrack seine Arbeit. Er, der selbst einmal Küchenmeister war, weiß, wie schnell sich Nachlässigkeiten einschleichen können.

Sieht jener Küchenchef das etwa auch so, der Antrack auf dem Weißenfelser Markt fast erwartungsvoll zuruft: "Kommen Sie heute noch zu mir?" Oder will er so nur einem allzu überraschenden Besuch des Mannes im weißen Kittel vorbeugen? Schnell hat sich herumgesprochen, dass nebenan kontrolliert wird, in der Fleischerei-Filiale der Osterland GmbH Teuchern.

Der erste prüfende Blick ist ein allgemeiner auf die Räume: Sauber muss es sein, Putz oder Farbe darf nirgends abfallen, die Fenster dürfen Fliegen keinen Einlass gewähren. Die Handwaschbecken sind überall in Ordnung, Seife und Papierhandtücher griffbereit, Messer, Schneidbretter, Töpfe geben keinen Grund zum Anstoß und werden auch richtig gelagert. Hoppla, Kulis gehören aber nicht dazwischen. Und ein alt gewordener hölzerner Kochlöffel wird gleich mit aussortiert. Der Lüfter ist sauber. Im Kühlraum herrscht die richtige Temperatur, Fleisch, Wurst, Senf, Kraut. . . - alles ist ordnungsgemäß abgestellt und ausgezeichnet, die Tiefkühlware korrekt beschriftet. Die Temperatur in der Theke stimmt, selbst die in den für die warmen Mittagsangebote bereitgehaltenen Klopsen.

Ein Katalog weist die für die Herstellung der Wurst verwendeten Zutaten einschließlich der mit dem E und einer Zahl ausgewiesenen Zusatzstoffe aus. Die Zusatzstoffe in den frisch zubereiteten Mittagessen sind in einer extra ausgehängten Liste nachzulesen. "Ansonsten hilft zu fragen", ermuntert Antrack Kunden, sich selbst ein Stück Sicherheit zu verschaffen.

Zwölf Kennziffern, die auch die Eigenkontrolle und Dokumentation des Unternehmens betreffen, arbeitet der Lebensmittelüberwacher ab und hält die Ergebnisse in einem Protokoll fest, das er und die Verkaufsstellenleiterin Angela Langguth zum Schluss abzeichnen.

Es gibt für Antrack keinen Ansatzpunkt für eine Tiefenprüfung. Aber er weiß Geschichten von anderswo zu berichten, wo ein Waschbecken offenbar nur für die Kontrolle aufgehängt wurde und der Abfluss gar nicht funktionierte. Da geht er dann schon der Frage nach, wie hygienische Grundanforderungen gesichert sind. Handschuhe sind dafür längst keine Garantie. Mehr noch als eine gewaschene Hand können sie Keime und Bakterien verteilen, meint er.

Jeder der neun Kontrolleure im Burgenlandkreis hat sich regelmäßig etwa 230 Betriebe vorzunehmen, von dem Einmann-Unternehmen, das Seife produziert, über Gaststätten und Weingüter, Schokoladenhersteller und Molkereien bis hin zu Speditionen, die Lebensmittel transportieren. Einige der großen Betriebe wie Kaufland zum Beispiel nimmt sich die Chefin selbst vor. Die Prüfungshäufigkeit ist abhängig von der Betriebsart, dem Produktrisiko und der von der betrieblichen Eigenkontrolle bestimmten Verlässlichkeit des Unternehmens, erklärt Glöckner. Da reiche es, im Getränkehandel nur aller zwei Jahre aufzutauchen. In den Fleischereifilialen, wo auch Lebensmittelproben genommen werden, ist vierteljährlich üblich.

"Gravierende Probleme gibt es im Burgenlandkreis eigentlich nicht", wagt Petra Glöckner eine Gesamteinschätzung.