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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Theater fürs Schloss

Von Holger Zimmer 17.05.2012, 15:31

Goseck/MZ. - Sommertheater, Aufführungen im Marstall, in der Schlosskirche oder inszenierte Führungen . . . Der Schauspieler Gerd Kempe sprüht vor Ideen, die er gemeinsam mit dem Verein Schloss Goseck verwirklichen will. Bereits im Dezember war er mit einem Krippenspiel hier aufgetreten, am Donnerstag mit "Der gestiefelte Kater".

Als König hatte der Naumburger die Krone auf dem Kopf und spielte mit seinen Puppen acht Rollen. Familientheater bietet er, möchte, dass Eltern ihre Sprösslinge nicht nur bei ihm abgeben, sondern mit ihnen gemeinsam zuschauen. Und die Kinder bezieht er ins Spiel ein. "Das bedeutet Spaß für alle und die meist sehr aktiven Kinder sind beschäftigt." Denn sonst werden die Mädchen und Jungen hippelig, wie er sagt.

Von Hause aus ist Kempe Nachrichtentechniker und hat irgendwann gemerkt: "Das ist nichts für mich." 40 Zentimeter große Puppen hat er schon in jungen Jahren gebastelt und außerdem gemalt. Deshalb habe ihm ein Freund geraten, dies doch zum Beruf zu machen. Der inzwischen 53-Jährige bewarb sich an der Schauspielschule "Ernst Busch", studierte und hatte anschließend Engagements zwischen Brandenburg, Bautzen und Halle. Am Leipziger Theater "Junge Welt" hat er die Sparte Puppenspiel gegründet und kürzlich festgestellt, dass dort noch immer seine Inszenierungen laufen. Außerdem hat Kempe ein Faible für bewegliche Dinge, was er beim Kulissenbau umsetzt. Bei "Der gestiefelte Kater" ist beispielsweise ein Handwagen seine Bühne, der sich während des Stückes in Wasser- und Windmühle, Schloss und Kutsche verwandelt. Daneben macht Kempe auch Puppentheater für Erwachsene und verweist auf "Punch & Judy"-Comedy, eine Adaption aus dem Englischen.

Bereits in diesem Jahr will im Sommer das Naumburger Theater in Goseck "Im Namen der Rose" spielen. Überhaupt kann sich Kempe eine Zusammenarbeit mit dem dortigen Ensemble vorstellen. Denn einerseits könne man durchaus voneinander profitieren, andererseits ist er in wenigen Monaten dort ohnehin mit einer seiner Inszenierungen präsent. Und eigene Sachen will er auch in Goseck zeigen. Er denkt da zum Beispiel an das Singspiel "Die Verwandlung des Proteus" oder E.T.A. Hoffmanns "Undine". Aber Kempe hat noch andere Ambitionen mit der Entwicklung von Spielgeräten der besonderen Art. Auf vier hat er bereits Patente angemeldet. Die werden durch ein Hebelprinzip wie bei Archimedes betrieben. Der 53-Jährige nennt eine Gewichtsschuhputzmaschine, eine Luftballon-Aufblaswippe, eine Klimaschaukel und ein dreidimensionales Labyrinth. Kempe war damit bei den interkulturellen Tagen in Magdeburg, dem Dresdener Elbhangfest und dem Tanz- und Folkfest in Rudolstadt präsent. Inzwischen gibt es Kontakte bis nach Basel, Berlin und zur griechischen Insel Samos. Während die Spielgeräte dort sechs Meter hoch sein sollen, könnte sich Kempe für Goseck einen Freizeit-Archimedesgarten mit kleineren Modellen vorstellen.

Der Schauspieler sagt von sich, dass er schon quer durch Europa unterwegs war und seine Puppen auch in Japan gezeigt hat. "Eigentlich will ich solch ein abenteuerliches Leben nicht mehr führen, aber für ein Jahr könnte ich mir vorstellen, noch einmal von Süden nach Norden zu touren."

Was für ihn die schönsten Momente im Berufsleben sind? "Man sagt ja, dass des Künstlers Brot der Applaus ist. Bei Puppenspielern ist das anders. Da sind es vor allem die glänzenden Kinderaugen." Und er erzählt von einem Jungen, der quengelnd in die Vorstellung kam und am Ende zufrieden neben seiner Mutter saß.