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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Region Lützen fühlt sich alleingelassen

Von CORNELIA FUHRMANN 12.10.2011, 18:06

LÜTZEN/MZ. - Wie die MZ in ihrer Ausgabe vom Mittwoch berichtete, rückt der Bau eines neuen Kohlekraftwerkes in Profen näher - und damit die Gefahr, dass die Einheitsgemeinde Stadt Lützen nun doch von einem Tagebauaufschluss betroffen sein könnte.

"Wenn das Kraftwerk gebaut wird, dann kommt auch der Tagebau", ist sich Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos) sicher. Deshalb liege seine große Hoffnung darin, dass das Kohlekraftwerk nicht genehmigt wird. Aber: "Wir stehen als Stadt und Region ohne Rückendeckung und ganz alleine da, das hat uns die gestrige Energiekonferenz erschreckenderweise gezeigt. Der Landrat ist für die Kohle, das Land ist für die Kohle. Wir haben das Gefühl, dass wir die einzigen sind, die dagegen sind", sagt er fassungslos.

Diesen Eindruck habe er ebenfalls gewonnen, sagt Uwe Weiß, Ortsbürgermeister der Kernstadt sowie Vorsitzender der Bürgerinitiative Lützen.

"Alles, was Wirtschaft ist, steht dahinter. ,Region' bedeutet für sie nicht Lützen, sondern Burgenlandkreis", so Weiß. Es sei ein Rückschlag, auch im Zusammenhang mit der Schulentwicklungsplanung. Selbst wenn die Unterlagen für das Kraftwerk seitens der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag) dieses Jahr eingereicht würden, habe man weiterhin zwei Jahre Ungewissheit, ob es genehmigt wird.

Im Falle einer Genehmigung würde der Bau vor 2014 oder 2015 nicht beginnen. "Das verpasst uns einen unwahrscheinlichen Schlag, für die Entwicklung der Stadt ist das überhaupt nicht gut, denn der Zuzug vor allem junger Menschen wird dadurch auf jeden Fall gehemmt", so Könnecke. Auch in den knapp vier Jahren dazwischen passiere hier dann nicht mehr viel, weil erst danach gesagt werden könne, wann der Tagebau kommen und wie groß er werden würde. "Die Wirtschaft will die Kohle als günstige Energiequelle, aber die Leute müssen verstehen, es ist davon eine ganze Stadt, eine ganze Region betroffen", appelliert er nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Privatmensch, der in Sössen lebt: "Dort weiß ich, was ich habe, das bekomme ich nie wieder, durch kein Geld."

Christine Volkhardt sieht die jüngsten Entwicklungen skeptisch. "Die Zeichen stehen schlecht, den Tagebau und die Zerstörung der Region zu verhindern", so die Mutter zweier Kinder, für die sie in Lützen eigentlich mal eine Zukunft gesehen hat. Ihr Sohn Albert bringt seine Vorstellungen auf den Punkt: "Lützen wird dann wie eine Insel in einem großen Braunkohlesee", sagt er betrübt. "Ich sehe keine große Zukunft hier in Lützen, obwohl ich mir vorstellen konnte, hier zu bleiben", sagt die 16-jährige Jaqueline. Ihr sei es trotz ihrer Jugend nicht egal, was aus der Region werde. Das unterstreicht auch der 14-jährige Dean. "Es würde dann alles sehr kahl und staubig hier werden. Als Erwachsener würde ich dann woanders hingehen", sagt er.

Marlies Riedel (parteilos), Ortsbürgermeisterin von Röcken, müsse die Nachricht erst einmal verdauen. "Aber ich bin Optimist und bis zur Genehmigung des Kraftwerks ist es noch ein langer Weg", sagt sie. Wie es einmal weitergehe, könne sie nicht sagen. Bislang sind keine Größenordnungen für den Tagebau benannt worden, auch auf der Energiekonferenz nicht, weil das wiederum an das Kraftwerk gebunden sei. Wirtschaft