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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Kampf gegen weißes Pulver

Von TORSTEN GERBANK 26.12.2010, 18:22

GRÖBITZ/WEISSENFELS/MZ. - An die 30 Zentimeter Neuschnee und noch gut 200 Meter Weg vor dem Schieber: Frank Kittler aus Gröbitz spricht von einer "kleinen Katastrophe". Am Vormittag des ersten Weihnachtsfeiertages kommt der 61-Jährige dabei ins Schwitzen, die Pfarrgasse im Ort zumindest wieder befahrbar zu machen. "Der Besuch muss nach Hause", sagt Kittler und schaufelt die nächste Ladung weißen Pulvers an den Rand der Fahrbahn.

Ja, so langsam habe er die Nase voll vom Schnee und von der Arbeit, die er mit sich bringe. Und das auch deshalb, weil die Pfarrgasse nicht die einzige Fläche ist, auf der er sich durch den Schnee wühlen muss. Gerade hat Kittler nämlich eine Nachtschicht hinter sich. Als Hausmeister in einem Weißenfelser Unternehmen der Lebensmittelbranche. Da musste er schon die ganze Nacht gegen den Schnee ankämpfen. Schließlich galt es, den Hof für Lieferfahrzeuge zumindest so freizuhalten, dass sie rangieren können. Da hatte er allerdings Technik, die er vor der eigenen Haustür nicht nutzen kann. Nun ist Muskelkraft gefragt. Zur Entschädigung wartet der Glühwein zu Hause. Und dann geht es ins Bett. Schließlich stehe die nächste Nachtschicht an.

Während der Mann aus Gröbitz schon ans Einschlafen denkt, steigt Siegfried Götze in seinen Kleintransporter, um zum nächsten Einsatzort zu fahren. Gerade hat der Mitarbeiter eines Hausmeisterdienstes in Weißenfels in der großen Kalandstraße einige Meter Fußweg vom Schnee befreit. Seit 9 Uhr sei er im Dienst und werde es bis gegen 15 Uhr bleiben, sagt Götze, wohl wissend, das in der Stadt einige Gehwege schwer passierbar bleiben, Kinderwagen stellenweise getragen werden müssen. 25 bis 50 Zentimeter sei die weiße Decke auf den Gehsteigen hoch. Nein, so einen Einsatz habe er in Weißenfels noch nicht erlebt. Dennoch, Götze ist nicht frustriert. "Weihnachten ist der Schnee schon okay, aber dann reicht es", sagt er. Schwer sei es allerdings, an Einsatzorte in Nebenstraßen zu gelangen. Denn die sind tief verschneit, Räumdienste kommen da nicht durch. Und wenn dann noch ein Pkw stecken bleibt, stockt der Verkehr. "Aber da steige ich halt mit aus und helfe schieben", sagt Götze ruhig.

Derweil beginnt für Werner Grau eine Fahrt ins Ungewisse. Grau ist Busfahrer der Regionalverkehrsgesellschaft Weißenfels und muss gen Profen aufbrechen. "Ich werde es versuchen", sagt er während einer kurzen Verschnaufpause an der Weißenfelser Promenade. Was genau ihn auf der Strecke erwarte, wisse er nicht. Aber Fakt sei, dass die Straßen insgesamt immer schmaler werden. Und unter der Schneedecke herrsche Glatteis. Ob zur Abfahrt überhaupt ein Passagier einsteigt, das ist zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss. Stadtverkehr zu fahren, dass lohne sich kaum, weiß Grau. "Keine Fahrgäste", sagt der Kraftfahrer. Wer könne, der bleibe zu Hause.

Selbst auf den Zugverkehr kann man nicht bauen, ist am Morgen übers Radion gekommen. Doch Regine Hage aus Apolda hat vielleicht noch Glück. Sie ist per Regionalbahn in die Oberlausitz unterwegs. Ein Umsteigebahnhof ist auf ihrer Tour Weißenfels. "Der erste Zug war pünktlich", sagt die Reisende. In Weißenfels soll sie aber etwas länger als geplant Aufenthalt haben. Für ihren Anschlusszug nach Leipzig sind zehn Minuten Verspätung angekündigt. "Damit kann ich bei diesen Witterungsbedingungen leben", sagt die Frau aus Thüringen.