1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Darüber wächst kein Gras

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Darüber wächst kein Gras

Von Petra Wozny 25.07.2012, 17:47

Köpsen/MZ. - "Wir sind empört", schimpft Detlef Hildebrandt, ein ansonsten ruhiger Mensch. Der 54-Jährige ist ebenso erregt wie die 76-jährige Brigitte Böttcher. Grund ihres seit Wochen währenden Ärgers ist der Zustand auf dem kleinen Friedhof in Köpsen, einem Ortsteil von Webau in der Einheitsgemeinde Hohenmölsen. "Unser Friedhof war jahrzehntelang ein richtiges Schmuckstück. Jetzt wurden die Friedhofsgebühren drastisch angehoben, da haben unsere Ehrenamtler, die Jahrzehnte den Friedhof gewissenhaft gepflegt haben, hingeschmissen. Aber der Bauhof bringt es nicht fertig, die Grünflächen regelmäßig zu mähen", erklärt Hildebrandt das Problem. Die einst gepflegte kurz geschorene grüne Wiese habe wochenlang ausgesehen wie ein wild wucherndes Sommerblumenfeld.

"Jeder Baum, der hier steht, jeder Haken, der für die Kannen eingeschraubt ist - alles haben die Ehrenamtler gemacht. Auch der Zaun wurde selbst gesetzt", schildert die Seniorin, die von ihrem Küchenfenster direkt auf die Trauerhalle blicken kann. Das Kriegerdenkmal habe durch das Engagement der Köpsener, allen voran der ehemalige Bürgermeister Günther Berndt, einen geeigneten Platz und eine Ehrentafel bekommen, Rosen wurden nicht nur gepflanzt, sondern auch gepflegt. 19 Gräber sind auf der rund 1 700 Quadratmeter großen Fläche angelegt. Im vergangenen Jahr habe eine Beerdigung stattgefunden.

"Wir würden die Pflege unseres Friedhofes wieder selbst übernehmen, wollen aber dann in den Gebühren runtergesetzt werden", bringt es Hildebrandt auf den Punkt, was dem Bürgermeister als auch dem Bauamtsleiter in einer Einwohnerversammlung vorgebracht wurde. Hildebrandt selbst hat die Gebühren für fünf verstorbene Angehörige zu tragen - die Summe hat sich verdreifacht. Auch Seniorin Böttcher zahlt von ehemals zwölf Euro nun 33 Euro von ihrer Rente.

Bürgermeister Andy Haugk (AHL) kennt die Köpsener Sorgen. "Ich kann die Bürger verstehen", leitet er ein. "Die Einheitsgemeinde Hohenmölsen ist von der Kommunalaufsicht aufgefordert worden, ihre Friedhöfe auf ihre Kostendeckung zu überprüfen", erklärt er. Ein unabhängiges Büro habe diese Aufgabe übernommen. Im Ergebnis seien die neuen Friedhofsgebühren diskutiert und schließlich beschlossen worden. "Da kam kein Protest aus dem Ortsteil Webau. Es gibt einen demokratischen Prozess bei der Erstellung von Satzungen, da hätte man eingreifen können", erinnert der Bürgermeister. Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter des Bauhofes, so Haugk, sämtliche Friedhöfe der Einheitsgemeinde "nie so pflegen können wie ein privates Grundstück, obwohl sie stärkstens eingebunden sind".

Webau sei unter den Ortsteilen der Einheitsgemeinde bei der Festlegung der neuen Satzung der Verlierer, denn in diesem Ortsteil befinden sich vier der zehn Friedhöfe der Einheitsgemeinde. Bestattungen hingegen finden weit weniger als beispielsweise auf dem Stadtfriedhof von Hohenmölsen statt. In Köpsen war es im vergangenen Jahr eine, auf dem Hohenmölsener Stadtfriedhof hingegen 131. Darum, so Haugk, seien die Gebühren in diesem Ortsteil so drastisch angestiegen. "Ein unschönes Ergebnis", nennt es Haugk. So kostet beispielsweise ein Erdreihengrab in Hohenmölsen 30,70 Euro, in Granschütz 19,20 Euro, in Taucha 28,80 Euro in Werschen 29,20 Euro - in Webau jedoch 51,90 Euro. Ähnlich drastisch ist die Preisbildung bei Doppelgräbern: So sind in Granschütz 58 Euro in Köpsen jedoch 156,80 Euro zu zahlen. Brigitte Böttcher befürchtet, dass Köpsener nicht mehr in ihrem Heimatdorf beerdigt werden. "Ein Grab soll jetzt eingeebnet werden - aus Kostengründen", weiß die alte Dame. "Es kann doch nicht sein, dass die Leute nach dem billigsten Friedhof gucken oder nur noch auf die grüne Wiese gehen", findet Hildebrandt.

Das will auch der Bürgermeister nicht. "Wir überprüfen gegenwärtig, wie sich die Gebühren für Köpsen ändern würden, wenn sich in Köpsen ein Unterhaltungsverein gründet, der sich die Pflege des Friedhofes zum Inhalt macht. Das bedürfte einer Satzungsänderung. Ich will keine übersteigerten Erwartungen wecken, aber wir sind dran am Thema und erwarten ein Ergebnis", so Haugk.