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Behinderte gewinnen neue Freiheiten

Von HEIKE RIEDEL 07.05.2009, 17:58

WEISSENFELS/MZ. - Gleich im Anschluss an die Veranstaltung zum Persönliches Budget, wo die beiden Frauen auftraten, meldete sich ein Zeitzer bei Kai Frühwirth. Der Mitarbeiter der Integra Weißenfelser Land berät im Burgenlandkreis, wie Behinderte sich den für sie notwendigen Hilfebedarf selbst einkaufen können, indem sie über das Geld zu seiner Finanzierung verfügen. Er hilft bei der Beantragung des Persönlichen Budgets wie auch seiner Abrechnung.

In Naumburg können sich Behinderte an das Sozialamt der Kreisverwaltung wenden. Das stellt den Hilfebedarf fest, entscheidet über den Antrag, kontrolliert, die daran geknüpfte Zielvereinbarung und ob das Geld richtig eingesetzt wurde. "In Zeitz haben wir keinen Ansprechpartner", bedauerte Sieglinde Vachulka von der Caritas. Denn auch aus ihrer Sicht kann das Persönliche Budget vielen Behinderten mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung ermöglichen. Doch erst einmal müssten die Betroffenen viel mehr davon erfahren und sich beraten lassen können.

Informationen in die Breite tragen, Erfahrungen im Umgang mit dem Persönlichen Budget vermitteln, Fragen dazu beantworten, aber auch Probleme aufzeigen und Lösungsansätze diskutieren - das Ziel erfüllte die Diskussionsrunde innerhalb der Aktionswoche zur Gleichstellung behinderter Menschen im Burgenlandkreis. 40 Menschen nahmen im Betreuungszentrum Christoph Buchen in Langendorf bei Weißenfels daran teil, darunter Kostenträger, Einrichtungen, die Hilfeleistungen für Behinderte erbringen, Betroffene.

Anja Kochan und Sabine Klaus haben einst ihre Leistungen in der Tagesstätte des Deutschen Roten Kreuzes in Hohenmölsen erhalten, leben heute jede in einer eigenen Wohnung und haben in einer Behindertenwerkstatt Beschäftigung. Es drängte sie noch darüber hinaus zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft. Mit dem Budget schaffen sie es jetzt, gemeinsam in der Freizeit ins Museum zu gehen. Zudem kaufen sie sich bei der Integra die notwendige psychosoziale Betreuung ein. Zweimal im Monat kommt Jörg Nitsche zu ihnen, "genau der richtige Rhythmus, damit sich die Probleme nicht anhäufen und man sich jemandem anvertrauen kann", sagt Sabine Klaus.

Um Dinge zur Bewältigung des Alltags zu lernen, ins Arbeitsleben einzusteigen, jemanden zur Unterstützung im Haushalt zu bezahlen oder zur Pflege oder auch um an Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können - für all das kann das Persönliche Budget eingesetzt werden. Dass man in der Ausführung manchmal an Grenzen stößt, machte die Diskussion aber auch deutlich.