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Außergewöhnliche Freundschaft  Außergewöhnliche Freundschaft : Der Berater des Papstes in Weißenfels

Von Heike Riedel 14.08.2015, 15:46
Den Heimatnaturgarten haben Gerhard Ehspanner (links) und Markus Solo gestern besucht und gemeinsam hier die Natur entdeckt. Für diese Einrichtung seiner Stadt engagiert sich Ehspanner oft ehrenamtlich.
Den Heimatnaturgarten haben Gerhard Ehspanner (links) und Markus Solo gestern besucht und gemeinsam hier die Natur entdeckt. Für diese Einrichtung seiner Stadt engagiert sich Ehspanner oft ehrenamtlich. Peter Lisker Lizenz

Weißenfels - Ein Römer ist fünf Tage zu Besuch in Weißenfels. Nicht das erste Mal empfängt Gerhard Ehspanner (63) in seiner Heimatstadt Pfarrer Markus Solo (46). Zwischen ihm und dem Berater des Papstes hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Der katholische Glaube, Wissbegierde und die Musik verbindet die Männer.

Fragen zum Islam waren Anfang

„Gerhard hat mich wieder für die Musik geöffnet. Ich habe sehr viel von ihm gelernt“, sagt der Pfarrer, der vor allem Keyboard, Panflöte und Gitarre spielt. Die Musik ist ihm ein Ausdrucksmittel, um religiöse Gedanken zu vermitteln. Vornan stehe da, dass wir doch alle von einem Gott kommen und friedlich und freundschaftlich zusammenleben sollten. Die Botschaft verbreitet er auch in Pop-Klängen und mit südländischem Sound. 2008, 2009 und 2010 hat er in Weißenfels - teilweise mit Ehspanner gemeinsam, aber auch mit Unterstützung anderer Weißenfelser - eigene CD und DVD aufgenommen.

Doch angefangen hat die Freundschaft mit Fragen, die Gerhard Ehspanner zum Islam hatte. Bei der Suche nach Antworten im Internet war der damals in der Lehrerbildung Tätige beim Afro-Asiatischen Institut in Wien angekommen. Dort war Solo damals noch Rektor. Heute ist er für das Thema Islam in Asien und Pazifik zuständig im Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog. Maßstab ist dafür die Erklärung Nostra Aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Unwissenheit schürt Ängste gegenüber Fremden

„Mir ist klar geworden, dass es vor allem Unwissenheit ist, die Vorurteile und Ängste gegenüber Fremdem schürt“, sagt Ehspanner. Auch deshalb bezieht er sein Umfeld, vor allem die katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth, die Weißenfelser Stadtmusikanten, Freunde und andere Wissbegierige und Musikfreunde in die Begegnungen mit Solo ein. „Mein Freundeskreis hier wird immer größer und Weißenfels wird für mich als Stadt mit jedem Besuch interessanter“, sagt der Pfarrer. Er nimmt in ihnen Neues auf, er gibt ab, was andere von ihm wissen möchten. Am Sonntag predigt er in der St.-Elisabeth-Kirche und anschließend will er mit Interessierten am Stammtisch im Brauhaus ins Gespräch kommen. Über alles, was sie bewegt, über Gott und die Welt, Familie, Musik, Glaube, Wetter, Politik... Offen will er allen begegnen, ausgleichen und vermitteln.

Dabei saugt er selbst - so wie in seiner Kindheit die Ausstrahlung eines holländischen Missionars - nun die der deutschen Freude auf. Daraus zieht er die Zuversicht, dass Menschen, die aus ganz anderen Kulturen kommen, zusammenfinden können. „Wir sind ein großes Zeugnis für die Welt“, bewertet er seine Freundschaft zu Ehspanner und anderen Weißenfelsern. Man verstehe sich einfach.

Probleme in der Heimat Indonesien

Dazu tragen auch Besuche der Freunde in Rom bei. Ehspanner war das letzte Mal im vergangenen Jahr dort mit den Stadtmusikanten. Solo hatte ihnen ein großes Auftrittsprogramm organisiert, unter anderem auch zu einer Audienz des Papstes und einer Messe deutscher Pilger im Pantheon.

Über Indonesien, sein Heimatland, spricht Markus Solo gern. Die aktuellen Verhältnisse beunruhigen ihn aber. Es brechen dort jetzt die Probleme eines religiös vielfältigen Landes auf, in dem von 250 Millionen Bevölkerung 86 Prozent Muslime sind. Seine Insel ist Flores, dort ist er aufgewachsen und einer seiner Brüder Bauer. Von 1,8 Millionen Florenen sind 99 Prozent katholische Christen.

Gottesdienst in der St.-Elisabeth-Kirche in Weißenfels, Sonntag 9.30 Uhr, danach Stammtisch mit Markus Solo im Alten Brauhaus (mz)