Afrikanische Schweinepest Afrikanische Schweinepest: Bei Ausbruch müssten Wildschweine im Acht-Kilometer-Radius getötet werden

Quedlinburg - Sie kommt immer näher, die Afrikanische Schweinepest. Sie ist bereits im Osten Tschechiens und in der Mitte Polens ausgebrochen, jeweils etwa 700 Kilometer vom Harzkreis entfernt. Und im September war sie im Süden Belgiens registriert worden, lediglich 60 Kilometer von Deutschland entfernt.
Sollte die Seuche im Harz auftreten, würde es fast einem Katastrophenfall gleichen - zumindest was Organisation und Zusammenarbeit unterschiedlicher Stellen wie Behörden und Einsatzkräften angeht. Angst müssen die Bewohner der Region hingegen nicht haben: Der Virus ist für Menschen und anderen Haustiere absolut ungefährlich.
Amtstierarzt ist überrascht, dass Seuche noch nicht da ist
„Ich bin erstaunt, dass die Afrikanische Schweinepest noch nicht bei uns war“, sagt Amtstierarzt Rainer Miethig ehrlich. Über die Bundesstraße 6 - die künftige Harzautobahn - kommen viele Lastwagen und Touristen aus Richtung Polen. Sie könnten zum Beispiel Wurst aus mit dem Virus belastetem Schweinefleisch mitbringen und die Essensreste unüberlegt an Straßenränder und in Wälder werfen.
Die Schweinepest kann auch durch Jagdtourismus übertragen werden. Manche Jäger kommen in den Harz, um hier einen Hirsch zu erlegen. Die Jäger könnten das Virus mit ihrer Ausrüstung einschleppen. Auch deutsche Jäger müssen Hygienevorschriften beachten und etwa Schwarzwild-Trophäen desinfizieren.
Das Virus ist äußerst widerstandsfähig
„Das Virus ist sehr umweltresistent“, verdeutlicht Miriam Schöttge vom Veterinäramt. Selbst eingefroren überlebe es Jahre. Auch Hitze überstehe es. Zudem gebe es keinen Impfstoff, so dass Wild- und Hausschweine sterben. Symptome sind Fieber - darum suchen sich die Schwarzkittel kühlende Suhlen - und Blutungen aus Körperöffnungen.
Was passiert, wenn die Schweinepest in den Harz kommt, haben Kommunen vor gut zwei Wochen trainiert. Es war eine länderübergreifende Übung unter der Federführung Bayerns. Teilgenommen haben Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. „Wir waren aber der einzige Kreis aus unserem Bundesland“, berichtet Rainer Miethig.
Kommunen trainierten Reaktionen nach Ausbruch der Seuche
Das Szenario: Fleisch eines toten Wildschweins wird bei Königshütte (Gemeinde Oberharz) gefunden und positiv auf die Afrikanische Schweinepest getestet. Dann muss es schnell gehen: Eine Kernzone in einem Radius von vier Kilometern um den Fundort wird eingerichtet.
„Da ist mindestens 28 Tage ein Betretungsverbot“, sagt Miriam Schöttge. Die Stadt Elbingerode in der Zone könnte zwar weiter betreten werden, doch das Ernten wird verboten und Hunde müssen an die Leine. Zudem wird nach toten Wildschweinen gesucht.
Vier-Kilometer-Sperrzone um den angenommenen Fundort
Die ganze Kernzone muss eingezäunt werden, um das Schwarzwild darin festzuhalten. Entsprechende Zäune werden in Halle gelagert, aber es braucht Menschen, um sie aufzubauen: von Forstbetrieben, Bauhöfen, Feuerwehr und THW.
Über den Ausbruch der Seuche informiert werden müssen unter anderem Landesforsten, Nachbarkommunen, Grundstücks- und Waldeigentümer, die Polizei, Straßenbauträger, Gewässer-Unterhaltungsverbände und Talsperren. Und der Stab für außergewöhnliche Ereignisse des Harzkreises wird einberufen.
Stab für außergewöhnliche Ereignisse müsste einberufen werden
Es sei egal, wo im Harz die Schweinepest ausbreche. Alle drei Länder seien betroffen, sagt Miethig. Eigentlich sogar ganz Deutschland, weil die EU ein Exportverbot für jede Art Schweinefleisch verhängen würde. „Die Afrikanische Schweinepest ist eine Wirtschaftsseuche.“
Um sie zu bekämpfen, wird ein zweiter, acht Kilometer großer Radius um den Fundort gezogen: das Gefährdungsgebiet. Hier müssen dann 90 Prozent der Schwarzkittel getötet werden. Miriam Schöttge: „Es wird auf alles geschossen, was nach Wildschwein aussieht“.
Jagd auf Wildschweine im Acht-Kilometer-Gefährdungsgebiet
So soll verhindert werden, dass sich das Virus ausbreitet. Dann gibt es noch die Pufferzone (16-Kilometer-Radius) zu ungefährdeten Gebieten.
Bei der Übung hat sich laut Miethig gezeigt, dass es Bandbreiten-Probleme bei der Kommunikation über das Internet gibt. Zudem hätten die Länder unterschiedliche Vorgaben. Das müsse vereinheitlicht werden. (mz)