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Afrikanischen Schweinepest Afrikanischen Schweinepest: Salzlandkreis erlässt Jägern bis März 2019 die Gebühren

Von Marko Jeschor und Torsten Adam 05.03.2018, 06:55
Die 900 Jäger im Salzlandkreis sollen deutlich mehr Wildschweine schießen als bisher.
Die 900 Jäger im Salzlandkreis sollen deutlich mehr Wildschweine schießen als bisher. Archiv/dpa

bernburg - Der Salzlandkreis macht angesichts der drohenden Afrikanischen Schweinepest Ernst: Er verzichtet vorerst im neuen Jagdjahr (April 2018 bis März 2019) auf die Trichinenuntersuchungsgebühr und übernimmt die Entsorgungskosten, falls ein Schwein vom Duncker’schen Muskelegel befallen ist.

Ziel sind mehr Abschüsse zur Vorbeugung gegen die drohende Seuche

Das finanzielle Entgegenkommen soll die Abschussquoten für Schwarzwild deutlich erhöhen und ist Ergebnis einer gemeinsamen Beratung mit Kreisjägermeister Jens Hennicke und Mitgliedern des Bauerverbandes.

Der Salzlandkreis folgt damit dem Beispiel anderer Gebietskörperschaften. Bundesweit als allererster Landkreis hatte Brandenburg schon im April 2016 die Trichinengebühr auf Null gesetzt. Im Dezember 2017 entschied sich der Freistaat Sachsen, die Forderung vorläufig flächendeckend nicht mehr zu erheben.

Rund 900 Jäger im Salzlandkreis sollen mehr Wildschweine schießen

„Wir wollen uns präventiv auf die Situation einstellen und unsere Partner unterstützen“, sagte Landrat Markus Bauer (SPD) am Freitag laut einer Mitteilung. Der Kreisjägermeister begrüßte die Entscheidung.

„Das hilft uns ungemein“, sagte Jens Hennicke auf MZ-Anfrage. Rund 900 Jäger im Salzlandkreis sollen in den nächsten Monaten deutlich mehr Wildschweine schießen als in den vergangenen Jahren.

Untersuchung auf Fadenwürmer kostet 8,60 Euro pro Tier

Eine Untersuchung der erlegten „Schwarzkittel“ auf Fadenwürmer (Trichinen) kostet nach Angaben der Kreisverwaltung 8,60 Euro pro Tier. Im vergangenen Jahr seien im Veterinäramt 1.883 Schweine überprüft worden, etwa zwei Drittel davon waren im Salzlandkreis geschossen worden.

Die Entsorgung von ungenießbaren Wildfleisch schlägt laut Hennicke jeweils mit mindestens 50 Euro zu Buche. Das Landratsamt geht davon aus, mit diesen Maßnahmen auf insgesamt 15.000 bis 20.000 Euro zu verzichten.

Weniger Wildschweine bedeuten auch ein kleineres Übertragungsrisiko der Krankheit, die zwar für den Menschen ungefährlich sein soll, die vor allem aber wirtschaftlich enorme Schäden anrichten könnte.

Aktion soll auch dem Schutz der Hausschein-Bestände dienen

Sollte nämlich tatsächlich die Schweinepest in der Region ausbrechen, würde der Preis für Schweinefleisch noch weiter in den Keller rauschen, wie Betreiber größerer Anlagen fürchten. „Früherkennung und Verhinderung der Ausbreitung sind wichtige Eckpunkte auch für die Hausschweinbestände“, erklärte Marina Bradtke, Fachdienstleiterin für Veterinärangelegenheiten, beim Salzlandkreis.

Immerhin sind in der Region rund 500 Schweinehalter, davon knapp 40 erwerbsmäßige, registriert. Sie besitzen zirka 160.000 Tiere. Ein Einschleppen der Seuche hätte gravierende wirtschaftliche Konsequenzen. Bei Haus- und Wildschweinen verläuft sie fast immer tödlich. Einen Impfstoff gibt bislang es nicht.

Impfstoff gegen Afrikanische Schweinepest gibt es bisher nicht

Beim Entgegenkommen des Salzlandkreises wird es unterdessen nicht bleiben. Wie Bauernverbandsvorsitzender Matthias Saudhof der MZ sagte, haben sich die Landwirte bereit erklärt, den Jägern größere Bejagungsschneisen zur Verfügung zu stellen - ohne Einbußen bei EU-Förderungen fürchten zu müssen. Dazu habe man sich mit dem Landwirtschaftsministerium verständigt. „Das ist die perfekte Lösung“, sagte Saudhof.

Das Land Sachsen-Anhalt hat als Anreiz eine Prämie für Jäger für das Auffinden und Beproben von Fall- und Unfallwild ausgelobt, um so die Schweinepest frühzeitig erkennen zu können.

Bereits vor zwei Wochen hatte die Bundesregierung ermöglicht, Wildschweine ganzjährig zu jagen, um die Bestände deutlich zu verringern. Festgelegt wurden dabei auch strengere Regelung für den Viehtransport, denn Experten gehen davon aus, dass sich der Virus auch über Essensreste überträgt. Die Afrikanische Schweinepest breitet sich seit einigen Jahren über Russland in Richtung Westeuropa aus. So meldeten auch Deutschlands Nachbarländer Polen und Tschechien bereits etliche Fälle. (mz)