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Storchenvater von der schnellen Sorte

Von Steffi Rohland 17.07.2008, 16:57

Brücken/MZ. - Karsten Kühne, Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung "Karstlandschaft Südharz" mit Sitz in Roßla, gehört zu den Beobachtern am Brutplatz. Dabei gelang ihm eine fast sensationelle Entdeckung: Der männliche Altstorch wurde 2006 als Nestling in der Nähe von Darmstadt beringt. "Normalerweise vergehen drei bis vier Jahre bis die Störche geschlechtsreif sind und sich einen Partner suchen", sagt der Ornithologe Harald Bock vom Biosphärenreservat. "Offensichtlich handelt es sich hier um einen Frühentwickler. Solche Fälle sind extrem selten." "Der junge Storchenvater ist in diesem Jahr etwas nervös", berichtet Heiko Joch. "Regt sich etwas unterm Nest, fliegt er auf. Außerdem übernachtet er etwas abseits vom Nest auf einem Scheunendach." Damit das Brutgeschäft so ungestört wie möglich durchgeführt werden kann, hat Heiko Joch das Gelände neben seinem Grundstück gepachtet und weiträumig abgesperrt.

Überhaupt scheinen die Störche Brücken zu mögen. Die Aufzeichnungen über die Bruten in diesem Helmeort beginnen im Jahre 1939. Die Statistiken des Ornithologen Hartmut Hirschfeld aus Bad Frankenhausen weisen dabei bis in die 90er Jahre die meisten Jungen im Altkreis Sangerhausen aus. Seinen Angaben zufolge waren seit 1950 von 45 Horstpaaren 37 in Brücken erfolgreich und brachten 121 Junge zum Ausfliegen. Der Horst befand sich ursprünglich auf einem Dachfirst der Scheune des Stiftsgutes von Trebra. Bei einem Gewittersturm am 15. Juni 1980 wurde das Nest mit vier Jungen von der baufälligen Scheune gerissen. Daraufhin bauten die Störche auf dem Schornstein der Schulküche. Aber das aufgetragene Reisig brannte zweimal ab.

1981 nahmen die Störche ihren alten Horst wieder an. Ein neu angebotenes Wagenrad auf dem LPG Seitengebäude wurde nicht angenommen. Die Storchenchronik von Hartmut Hirschfeld berichtet weiter, dass im Januar 1990 wieder ein Sturm den Horst vom Dach warf. Er wurde erneut an alter Stelle befestigt. Zusätzlich stellte man in zehn Meter Entfernung einen hohen Gittermast mit einem Nest auf. Die Störche nutzten ihn allerdings nur als Sitzwarte. Erst als im Frühjahr 1993 die alte Scheune abgerissen wurde, nahmen sie das neue Nest als Brutplatz an.