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Spuren des Zisterzienser-Ordens

Von Heinz Noack 06.04.2007, 14:33

Kelbra/MZ. - Wer sich aufmerksam im Kirchengelände umschaut, findet um diesen spätromanischen Turm herum noch Spuren von weiteren Gebäuden. Mit deren Baugeschichte hat sich der Kelbraer Pfarrer Matthias Dräger seit vielen Jahren intensiv beschäftigt. Im Jahre 1251 richteten die Grafen von Beichlingen in der Stadt Kelbra ein Kloster ein.

Sie übereigneten dem Zisterzienserorden einen Gebäudekomplex mit der Georgii-Kirche im Zentrum. Welche Bauarbeiten vor dem Einzug der Nonnen daran vorgenommen wurden, ist unbekannt. Es wird allgemein angenommen, dass

sich ein Teil der klösterlichen Gebäude zwischen der Stadtmauer und der Nordseite der Kirche befunden hat, wovon noch heute Reste zu sehen sind. Die sehr alte Linde soll einst im Kreuzhof gestanden haben. "Der Propst hatte seinen Sitz wahrscheinlich in dem Eckgebäude, wo heute die frühere Oberpfarre steht", vermutet Matthias Dräger. "Auch war die Kirche weiterhin über eine Gasse für die Stadtbewohner erreichbar."

Westlich der Kirche, zwischen der Stadtmauer und der früheren Rittergasse, befand sich der Wirtschaftsteil des Klosters, die so genannte Grangie. Da alle Zisterzienserklöster wirtschaftlich selbständig waren, besaßen sie umfangreiche Ländereien und Wälder, die von Konversen oder Lohnarbeitern bewirtschaftet wurden. Die Produktionsüberschüsse lagerte man ein bzw. verkaufte sie.

Am 1. Mai 1525 wurde im Bauernkrieg das Kloster geplündert. Die Nonnen kehrten zwar zurück, doch einige Jahrzehnte später erfolgte die Aufhebung und der Besitz fiel an den Landesherren. Der große Brand im August des Jahres 1607 zerstörte viele Gebäude in der Stadt, darunter auch das Kloster. Einzelheiten sind nicht überliefert. Erhalten blieb aber die Kirche.

Anstelle der anderen Bauten sind heute freie Flächen bzw. stehen die Pfarre und Wohnhäuser. An den Wirtschaftstrakt erinnern noch das große Portal von der "Zehnt-Scheune" in der Thomas-Müntzer-Straße und die Kelleranlagen westlich der Kirche. Sie sind recht gut erhalten und stammen den rundbogigen Portalen nach zu urteilen aus der Romanik.

In den ersten Jahren nach der Wende erfolgte im Rahmen einer AB-Maßnahme die Beräumung von Schutt und Müll. Dabei wurde auch ein Zugang wieder freigelegt. Im September 1995 war es nach vielen Jahrzehnten möglich, erstmals diese Kelleranlagen einschließlich der weiteren baulichen Reste des Klosters zu besichtigen. "Die Forschungsarbeiten gehen weiter", erklärt Matthias Dräger. "Vielleicht stoßen wir in einem Archiv auf weitere Spuren." Nicht genutzt wurde bisher die touristische Erschließung dieser Denkmale.