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Sangerhausen Sangerhausen: Mehr als nur Nachbarn

Von Anke Losack 24.07.2012, 14:41

Sangerhausen/MZ. - Die Tische unterm Pavillon sind voll bepackt. Getränke, Salate, Geschirr, Besteck - was eben alles zu einer richtigen Grill-Party dazu gehört. Und der Grill steht auch nicht weit entfernt von dem weißen Festzelt. Eigentlich sind es ja zwei Grills, denn es gibt allerhand zu braten. Schließlich wollen die rund 30 Mieter des "SWG Wohnpark West" ordentlich versorgt sein.

Als "beste Hausgemeinschaft" der Städtischen Wohnungsbau GmbH (SWG) Sangerhausen wurden sie ausgezeichnet. Eben mit jener Grill-Party, direkt vor der Haustür. "Für ihr gegenseitigen Engagement und den guten Zusammenhalt sowie die Hilfe in vielen Lebenslagen werden die Mieter ausgezeichnet", so Ramona Schlaack von der SWG, "sie sollen sich einmal verwöhnen und bedienen lassen." Doch ist das Engagement der Hausgemeinschaft einfach nicht zu bremsen. "Schon bei den Vorbereitungen packten sie mit an", erzählte Schlaack. Und zum Fest selbst: Den Beginn um 17 Uhr konnten sie gar nicht abwarten. "Seit 15 Uhr haben einige im Zelt schon Kaffee getrunken", sagt Marcel Kowalczyk, der SWG-Mitarbeiter, der das Fest betreute. Bowle und Salate hätten die Mieter zu den von der SWG zur Verfügung gestellten Getränken und dem Essen noch selbst gemacht.

Der 59-jährige Harald Heidenreich ist einer der Mieter, der seit der Übergabe der Wohnungen am 18. Dezember 2006 im Wohnpark West lebt. "Da war das ganze Umfeld noch Lehmboden", erzählte er. Glücklich zeigte er auf das Umfeld jetzt: Rasen, Bäume, Beete - viel Grün und Blühendes sowie ein Kinderspielplatz. "Bei der Gestaltung hat man uns freie Hand gelassen. Darum sind wir auch bestrebt, alles zu erhalten", meinte Heidenreich. Und wenn ein Nachbar mal Hilfe braucht: "Da kann jeder zu jedem kommen." Dass sie mehr als nur Nachbarn, nämlich richtig gute Freunde sind, meinte Gabriele Haberland. Die 62-Jährige ist alleinstehend, geht in Schichten in einem Behindertenwohnheim in Kelbra arbeiten. Hilfsbereite Nachbarn zu haben, ist für sie ein Segen. "Im Winter, wenn ich früh raus musste, war immer schon Schnee geräumt", sagte sie dankbar. Die Nachbarn Dieter und Bärbel Nickel seien für sie so etwas wie Ersatzeltern geworden, mit ihnen sitze sie abends oft zusammen und ihnen habe sie auch den Haustürschlüssel anvertraut - "falls mal etwas ist". "Ich fühle mich hier geborgen und auch die Wohnungen sind schön", so Haberland.

Und genau all diese Argumente hat sie auch im Bewerbungsschreiben um den Titel "Beste Hausgemeinschaft" vorgebracht. Es sei der dritte Anlauf gewesen, den Titel zu gewinnen, so Hans Grabowski, engagierter Mieter, der sich um die Bewerbung kümmerte. Diesmal hätten alle mitgewirkt, nämlich dazu geschrieben, warum sie "Beste Hausgemeinschaft" sind. Und offenbar hat das die Jury überzeugt.

Der Wohnpark West sei eine Vorzeige-Hausgemeinschaft, so Kowalczyk: "Solche Leute wünscht man sich als Vermieter."