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Mühlentag in Ritzgerode Mühlentag in Ritzgerode: Müller bleibt am Ende Stimme weg

Von Ursula Schabert 10.06.2003, 16:15

Ritzgerode/MZ. - Mit Wanderstock und Sonnenhut waren schon am Vormittag hunderte unterwegs zu der historischen Wassermühle, die noch voll funktionsfähig ist. Inhaber Richard Ermisch hatte sich in diesem Jahr die Arbeit ein wenig erleichtert. "Jedes Jahr habe ich am Ende keine Stimme mehr", sagt er, und deshalb hatte er diesmal seine Ausführungen zu Geschichte und technischen Details der Getreidemühle auf Band aufgenommen.

Besucher, die jedes Jahr wiederkommen, kennen die Eckdaten längst: Seit 1890 ist die Mühle, die schon 1561 in der Mansfelder Chronik von Cyriakus Spangenberg erwähnt wurde, im Besitz der Familie Ermisch, 1921 wurde die Inneneinrichtung erneuert. Bis 1972 wurden hier täglich 20 Zentner Roggen- und Weizenmehl gemahlen und Schrot für die Tierhaltung geliefert. 1981 wurde die Mühle in die Kreisdenkmalliste aufgenommen.

Natürlich stand Ermisch trotzdem für Fragen und auch für Gespräche zur Verfügung. Viele Familien waren auch einfach gekommen, um einen unterhaltsamen Tag in der Natur zu verbringen. Dialog eines älteren Ehepaares: "Hast du gesehen, unsere Tochter und die Enkel sind auch da?"- "Nein, in dem Gewühl bin ich noch gar nicht dazu gekommen, mich umzuschauen." So kam es zu ungeplanten Familientreffen.

Pferde auf einer Koppel, schwarze Schwäne im Müllergarten, Ziervögel in einer Volière im Hof und - nur für den Mühlentag - zwei junge Ziegen, das war für die Kinder interessanter als Mühlrad und Mahlwerk. Beate Thomann aus Horbeck hatte ihre beiden zahmsten Ziegen mitgebracht, damit die Besucher sehen konnten, von welchem Tier der Käse kommt, den sie verkosten konnten. "Mein Mann hat gestaunt, wie viele Käseschnitten ich heute früh vorbereitet habe, aber jetzt ist schon fast alles weg", sagte die Landwirtin gegen Mittag, "Ziegenkäse ist offenbar genau das, worauf die Leute Lust haben."

Es gab auch anderes: Wurstwaren aus Klostermansfeld, Räucherfisch und Süßes, außerdem warmes Essen, für das die Familie Klimm aus Ritzgerode sorgte. Ein großes Festzelt war aufgeschlagen, Schausteller boten allerhand an - und am Nachmittag untermalte Blasmusik den Mühlentag. Neu in der Mühle selbst: Eine Ausstellung mit Mineralien aus dem Bergbauraum Tilkerode und mit bäuerlichen Dingen, auch Hosenknöpfen und Holzmodeln. Holm Müller aus Alterode und Andreas Karcher aus Tilkerode hatten die Schau zusammenge-stellt, außerdem waren Leihgaben vom Mansfeld-Museum dazugekommen.

Wer sich die Untermühle lieber an einem ruhigeren Tag anschauen möchte, kann einen Termin vereinbaren: Richard Ermisch, Wassermühle Ritzgerode, 034779 / 2 02 17.