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Mit der Badewanne durch die Straßen

Von Beate Lindner 27.12.2007, 16:38

Sangerhausen/MZ. - So schreibt der Gonnaer Achim Duttke: "Dass das letzte Rätselfoto die Bahnhofstraße in Sangerhausen zeigt, war ja unschwer zu erkennen, auch wenn einige der Häuser inzwischen durch Neubauten ersetzt wurden. Schwieriger war die Datierung des Hochwassers. Dazu habe ich mir von meinem Onkel Kurt Hickmann, einem alten Sangerhäuser, der heute in Nordhausen lebt, helfen lassen. Er ist sicher, dass es um den 13. / 14. März 1947 war, als es infolge einer plötzlichen Fönwetterlage zu einer schnellen Schneeschmelze kam und dadurch u.a. die Gonna über die Ufer trat und weite Teile der Stadt überflutet wurden." Hannelore Grossek aus Schwenda hat rechts im Vordergrund die Werkstatt des Schuhmachers Grettner, die später ein HO-Gemüseladen war, erkannt. "Ich habe das alles als Neunjährige in der Mogkstraße erlebt, dort war die Straße überflutet bis zum Lebensmittelladen Metzdorf. Ich erinnere mich, dass die Gärtnerei Weber zwischen Bahnhof- und Mogkstraße völlig unter Wasser stand. Im Keller stand das Wasser bis zur Decke und vor dem Haus schwammen tote Haustiere vorbei", so die heutige Schwendaerin.

Die richtige Lösung und gleich noch ein paar andere Aufnahmen vom Hochwasser 1947 hat Brigitte Reinboth in der Redaktion vorbei gebracht.

Am Tag des Hochwassers - es war der 17. März 1947 - hatte der Großvater des damals neunjährigen Günter Burghardt aus der Hüttenstraße Geburtstag. Der Opa wohnte am Kornmarkt und gegen 13 / 14 Uhr machte sich der Enkel mit seiner Mutter zum Großvater auf. Die Gonna trat zwar schon leicht über die Ufer, aber die Geburtstagsgäste kamen trockenen Fußes am Kornmarkt an. Komplizierter war das auf dem Rückweg gegen 18 Uhr: "Wir kamen nur bis zur Wassertorstraße (Pferdeschlachterei Harnisch), dort wurden wir von einem Feuerwehrmann in Richtung Promenade geschickt. In der Mitte hat der Bäckermeister Marx damals sein Geschäft, das war aber auf der anderen Seite vom Töpfersberg - genau gegenüber der Brücke. Wir gingen dann durch den Garten, durch den Hausflur, da hatte die Feuerwehr einen Steg gebaut in Richtung Töpfersberg, wir erreichten dann trockenen Fußes die Hüttenstraße."

Gerda Osterloh aus Sangerhausen erinnert sich an die Leute, die in der Bahnhofstraße gelebt haben: "Wo das schmale Haus steht, sieht Frau Müller aus dem Fenster, da sind auch die Drillinge Lieselotte, Erika und Rosemarie geboren, der Vater war Gärtner. Die Kinder sollten Blumennamen haben." Siegfried Gebhardt kennt die Folgen des damaligen Hochwassers: "Das Wasser staute an der Gonnabrücke, da damals das Bachbett nicht begradigt war. Nach dem Bau der Rückhaltebeckens in Kelbra und dem Ausbau der Helme in den 50er Jahren kam es in der Stadt nicht mehr zu Überschwemmungen." Der Allstedter Joachim Eichentopf schreibt: "Die Überflutung kann durch Unwetter entstanden sein, weil die Gonna die Regenmassen nicht mehr aufnehmen konnte, was meines Wissens öfter passierte."

Etwas genauer weiß das Manfred Franke: "Damals wurde von plötzlich einsetzenden Tauwetter viel Schmelzwasser mit der Gonna in die Stadt geführt und die gesamten Gonnabereiche überflutet. Einige Kinder nutzten die Gelegenheit, im unteren Teil der Jakobstraße für Ausflüge mit der Badewanne." Außerdem geht Herr Franke auf die verschiedenen Hochwassermarkierungen, die es in der Bahnhofstraße gegeben hat, ein. Und so weiß er: "Unwetter haben u. a. am 21. Mai 1937, 1. September 1955, 29. Juli 1989, 13. April 1994 und 24. Juli 1997 zu Überschwemmungen geführt.

Richtige Antworten hatten außerdem: M. Thiele, Christa Schulze, Nico Oklitz, Wolfgang Fricke, Rainald Klette, Uta Probst, Michael Krüger, Ottomar Hundt, Käte Moritz, Detlef Kuhn, Karl-Heinz Dittebrand, Christa Brötzmann, Heidelies Ecke, Kerstin Heller, Manfred Redepenning, Marlies Peter, Ella Feuchte, Renate Lenzewski, Monika Gille, Cicilia Pankow, M. Haase, Walter Pfeifer, Helga Kunze, Ralf Beland, Karin Tobihn, Ilse Keller und Heiko Reinbold.

Die letzten 15 Euro in diesem Jahr gehen an Gisela Bahr aus Sangerhausen. Herzlichen Glückwunsch. Einsendeschluss in dieser Raterunde ist der 2. Januar 2008.

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