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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Das Nesthäkchen der Storchenfamilie gerettet

Von BEATE LINDNER 16.08.2011, 16:58

BRÜCKEN/MZ. - Das nahm jedenfalls Heiko Joch an, der das ganze beobachtet hatte und setzte sich mit dem Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz (Biores) in Verbindung.

Und so begann eine Rettungsaktion, die es immer mal wieder gibt, aber auch im Biores nicht alle Tage vorkommt, wie es Mitarbeiter Harald Bock sagt. Vier seiner Leute sind dann umgehend nach Brücken gefahren, um das Tier einzufangen. "Von hier aus sind wir dann in den Tierpark nach Thale gefahren", so Bock. Die Ankunft mit dem "Patienten" war telefonisch angekündigt worden, so dass der Vogel in Thale auch gleich untersucht werden konnte.

Zu diesem Zeitpunkt saß Ulrich Reinboth schon wieder zu Hause in Kelbra an seinem PC, um zu schauen, wie die Fotos geworden sind, die er von der Rettungsaktion in Brücken geschossen hat. Nachdem nämlich Heiko Joch Hilfe für das Tier geholt hatte, holte er auch noch den Kelbraer Hobbyfotografen und -chronist, der bislang das Leben der Storchenfamilie akribisch dokumentiert hat und vor allem für die Mitteldeutsche Zeitung der Beobachter am Horst ist.

Reinboth hat die Ankunft der Storcheneltern Ende März festgehalten, mitgefiebert, ob es in diesem Jahr mit dem Nachwuchs klappt, sich über drei Jungstörche gefreut, beobachtet, wie sie von den Alten gefüttert wurden und erst vor wenigen Tagen hat Ulrich Reinboth dann "Vollzug" in der Redaktion gemeldet, was die ersten Flugversuche angeht. Und nun das. Zumindest war der Kelbraer mit der Kamera vor Ort.

Derweil kommen gute Nachrichten aus Thale. Der junge Storch ist zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber unverletzt. Das bestätigt auch André Martinke am Dienstag auf MZ-Anfrage, der derzeit den Hut im Tierpark Thale auf hat. "Dem Storch geht es den Umständen entsprechend gut. Er muss nun aufgepäppelt und kann dann wieder in die freie Natur entlassen werden", so Martinke. Aufgepäppelt heißt auch, dass das Wildtier gewissermaßen lernen muss, in Gefangenschaft zu fressen. "Er bekommt Eintagsküken, ein bisschen Fisch und Mäuse. Unsere Mäuse sind allerdings weiß, die er bisher gefressen hat, waren grau." Man müsse sehen, wie der Storch reagiert. Derzeit ist er gemeinsam mit einem Schwarzstorch in einer großen Außenvoliere im Thalenser Tierpark untergebracht. Wenn er in ein paar Wochen wieder fit ist, soll der Vogel in die Natur entlassen werden. Bestenfalls dort, wo er aufgewachsen ist. Das wäre dann also die Goldene Aue. Dort erwartet dann Harald Bock vom Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz den Anruf aus Thale.

Ulrich Reinboth aus Kelbra bleibt derweil am Ball beziehungsweise schaut in Brücken immer wieder nach dem Rest der Storchenfamilie. Wobei man da tagsüber derzeit wenig Glück haben dürfte, die Vögel zu Gesicht zu bekommen. Die anderen beiden Jungvögel haben nämlich offenbar die Flugschule erfolgreich absolviert und sind jetzt schon viel in der Luft auf Nahrungssuche. Aber Ulrich Reinboth ist als leidenschaftlicher Naturfotograf auch ein Geduldsmensch. Er ist sich sicher, dass er Familie Adebar aus Brücken mal wieder vors Objektiv bekommen wird. Unterdessen findet er in seiner Heimat jede Menge andere Motive und freut sich an der Tatsache, dass der junge Storch gerettet werden konnte. "In der heutigen Zeit ist das keine Selbstverständlichkeit. Schön, dass es Menschen gibt, die ein Herz für Tiere haben", sagt er und überlegt schon, wie er sein gesamtes Foto- und Filmmaterial von den Störchen aus Brücken aufarbeiten wird, um später einen kleinen Film zusammenzuschneiden, den er sicher auch öffentlich zeigen wird.