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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Angler befürchten ökologische Katastrophe

Von SOPHIE ELSTNER 05.08.2011, 17:37

KELBRA/MZ. - Frank Gabriel, Geschäftsführer des Kreisanglervereins, befürchtet einen kontinuierlichen Rückgang der Fischbestände. Deshalb wurde der unabhängige Sachverständige für Umweltschutz und Fischwirtschaft Guntram Ebel aus Halle damit beauftragt, mittels so genanntem "Elektrofischen" die Bestände in der Helme zu überprüfen.

"Wir haben bereits 2000, 2004 und 2009 Untersuchungen durchgeführt", erklärt Gabriel. "Dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir vor einer ökologischen Katastrophe stehen. Eventuell bricht der Fischbestand zusammen. Bei einer Reusenkontrolle im Frühling dieses Jahres fanden wir unter 2 500 Fischen nur noch eine laichfähige Barbe und zwei laichfähige Äschen."

Kreisanglerverein Sangerhausen

Also Elektrobefischung. Es war schon ungewöhnlich, was sich in der Helme bei Kelbra abspielte. Männer in Wathosen, mit seltsamen Geräten beladen, schreiten durch das Gewässer und sammeln etwas ein. Die Elektrofischerei ist eine Fischfangmethode, bei der Gleichstrom eingesetzt wird, wobei die Fische bei sachgemäßer Anwendung zur kescherförmigen Anode, dem Pluspol, schwimmen und dort eingesammelt werden können. Der Fang wird daraufhin nach Art, Größe und Anzahl dokumentiert, im Anschluss werden die Fische zurück in den Fluss gesetzt. Ziel sei es, den Fischbestand der Helme zu erfassen und Erfolge von Renaturierungsmaßnahmen zu kontrollieren. Auch bei der aktuellen Elektrobefischung schließt Gabriel positive Ergebnisse aus.

Dabei seien es keineswegs die Angler, die die Gewässer leerfischen. "Ziel unserer Bewirtschaftung ist ein artenreicher und naturnaher Fischbestand", so Gabriel. Es wurden auch schon Fischarten wieder eingesetzt, die in der Helme als ausgestorben galten.

Die Statistiken zeigen rückläufige Fangerfolge. Von den Anglern des Kreisanglervereins wurden 2010 insgesamt rund 2,5 Tonnen Fische gefangen. Gabriel zufolge entspricht dies etwa 2,5 Kilogramm je Angler bei mehr als 1 000 Mitgliedern. Mitte der 90er Jahre wurden dagegen noch mehr als fünf Kilogramm Fisch pro Angler gefangen. Frank Gabriel weiß auch: "Begradigungen und Regulierungen der Helme in der Vergangenheit wirken sich negativ auf den Ertrag und die Artenzusammensetzung aus. Seit der Begradigung in den 1960er Jahren sind rund zehn einheimische Fischarten in der Helme ausgestorben."

Und der Kormoran sei schuld, so die Angler. Untersuchungen und Hochrechnungen zeigen, dass "ein durchschnittlicher Kormoranbestand von 19 Tieren an der Helme den gesamten natürlichen Ertrag eines Jahres auffrisst", so Gabriel. Übrigens stehen etwa 65 Prozent der heimischen Fischarten bereits auf der "Roten Liste". Für Barben und Äschen, das "Leibgericht" der Kormorane, besteht seit 2003 ein Entnahmeverbot. "Das Problem ist nicht der Kormoran, sondern die durch einseitige Naturschutzmaßnahmen verursachte Überpopulation", erklärt Gabriel. Man sei nun an einem Punkt angekommen, wo auch die Störung des Brutgeschäftes sowie die Entfernung neu entstehender Brutkolonien kein Tabu mehr sein dürfe.

Die Angler im Kreis haben sich mit dem Kormoran-Problem bereits mehrfach an Politiker und das Landesamt für Umweltschutz sowie die Vogelschutzwarte gewandt und hoffen nun auf ein vernünftiges "Kormoran-Management", damit künftig sowohl die Fischbestände als auch der Kormoran gemeinsam eine Chance haben.