1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Hoheitlicher Besuch zum Jahreswechsel in Wallhausen

Hoheitlicher Besuch zum Jahreswechsel in Wallhausen

Von MARION ROHLAND 01.01.2009, 18:00

SANGERHAUSEN/MZ. - Was ein weniger spektakuläres Ereignis gewesen wäre, hätte Mechthild aus dieser Verbindung nicht am 22. November im Jahr 912 auf dem heutigen Schloss Wallhausen Sohn Otto geboren - der nichts geringeres wurde als der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Otto I. war nicht nur ein Kaiser, der mit seiner Politik das heutige Nord und Südeuropa in einem Reich verband und neue Machtstrukturen im Adel schuf.

Mit dem Sieg über die Slawen und Ungarn gelang ihm eine Befriedung, die eine kulturelle Blütezeit möglich machte, die so genannte Ottonische Renaissance.

Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht, als sich plötzlich der Raum verdunkelte und für diesen Abend recht ungewöhnliche Musik erklang. Ein Paar tritt herein, schreitet die kleine Treppe zum Saal hinunter, bleibt unter dem steinernen Bogen stehen. Als König Heinrich I. und Königin Mathilde entbieten die einstigen Hausherren der Gesellschaft ihren Gruß zum neuen Jahr.

Wie es sich gehört, stellen sie sich zunächst einmal den Gästen vor, erzählen von ihrer Hochzeit, hier - auf der damaligen Wasserburg "Wallahusen". Als die beiden auf ihre fünf Kinder zu sprechen kommen - wie sollte es anders sein - geraten sie in einen kleinen Disput. Mutter Mechthild hätte gern Lieblingssohn Heinrich auf dem späteren Kaiserthron gesehen.

Vater Heinrich bleibt ruhig und beruft sich darauf, dass die Geschichte doch wohl bewiesen habe, dass Sohn Otto die bessere Wahl war, um das erste deutsche Kaiserreich zu gründen. Die wichtigste Botschaft der königlichen Eltern an diesem Abend bleibt aber die Einladung der Gäste zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2009 anlässlich ihres 1100. Hochzeitstages.

Mit diesem Jahr, diesem Ereignis, dürfte dem Ort Wallhausen mit seinem historischen "Bonus" als Geburtsort Kaiser Otto I. einige regionale und überregionale Aufmerksamkeit sicher sein. Verwalter des Schlosses, Meinrad Betschart, berichtet den Hoheiten und seinen Gästen von dem Vorhaben, an authentischem Platz in authentischer Szenerie die Hochzeit von Heinrich und Mathilde nachzustellen. Beratung und Begleitung erhält das Haus dabei von der Universität Halle. Professorin Gerlinde Schlenker erforscht dort derzeitig mit Studenten historische Hochzeitsbräuche. Auch die Darsteller der freien Theatergruppe Tempus Saltus werden sicher wieder mit dabei sein. "Welche Frau fasziniert es nicht, einmal in die Rolle einer Königin zu schlüpfen", schwärmt Mechthild-Darstellerin Angela Klinkert. Leben möchte sie aber nicht in dieser Zeit, die Mode sei doch recht unbequem.

Doch bis die Feierlichkeiten soweit sind, verabschieden sich Königin und König von ihren Gästen - nicht ohne mit ihnen die Becher zu erheben und einen Toast auf das angebrochene neue Jahr 2009 auszusprechen.